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Neymar: Matchwinner mit ungewisser Zukunft

25. November 2020

Weil Neymar trifft, darf der kriselnde Vorjahresfinalist Paris St. Germain weiter auf das Achtelfinale hoffen. Doch PSG spielt gegen Leipzig wenig überzeugend - trotz der Rückkehr seiner Superstars Mbappé und Neymar.

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UEFA Champions League | Paris St. Germain vs. RB Leipzig | Neymar
Bild: Franck Fife/AFP

Für Thomas Tuchel und Paris St. Germain war der Treffer von Neymar beim 1:0 (1:0)-Sieg gegen RB Leipzig mehr als nur ein weiteres Tor des Superstars. Weil der Brasilianer traf, hat das Starensemble die K.o.-Runde der Champions League weiter im Blick - bei einer Niederlage hätte das Gruppen-Aus und vielleicht sogar Tuchels Entlassung gedroht. Nun liegt der Vorjahresfinalist Paris punktgleich mit Leipzig auf Platz zwei, hat aber den direkten Vergleich gewonnen. 

Dennoch war PSG die Verunsicherung über weite Strecken der Partie anzumerken und das Tor Neymars fiel nicht etwa nach einer glanzvollen Kombination. Es war ein umstrittener Foulelfmeter (11. Minute). Ansonsten war von Neymar nicht viel mehr zu sehen als sein blondiertes Haupt, die zahlreichen Tattoos, viele Flugeinlagen und gestenreiche Kommentare.

Neymar: Star mit Allüren 

Neymar ist zweifellos einer der besten Fußballer der Welt mit seinen spektakulären Tempodribblings auf der linken Seite, seiner Kreativität, seiner Technik. Ein Superstar mit brasilianischem Heißblut. Nur zwei Südamerikaner haben bisher mehr Tore in der Champions League geschossen als er in seinen 63 Spielen in der Königsklasse (36): Sergio Agüero (40) und Lionel Messi (118), beide Argentinier.

Dennoch polarisiert Neymar auf und neben dem Platz. Viele Fußballfans sind genervt von seinen vielen Schwalben, seiner theatralischen und divenhaften Attitüde. Auf dem Platz kann er sich nur schwer beherrschen. Und so flog er zuletzt im Duell mit dem Erzrivalen Olympique Marseille in einer turbulenten Schlussphase vom Platz: Er hatte im Getümmel einen Gegenspieler auf den Kopf geschlagen. Nach der Partie legte er in den sozialen Netzwerken nach. Besonnenheit liegt ihm oft fern.

Corona-Infektion, Rote Karte, Verletzung

UEFA Champions League | Paris St. Germain vs. RB Leipzig | 1. TOR Paris
Neymar trifft vom Elfmeterpunkt gegen LeipzigBild: Benoit Tessier/REUTERS

Doch nicht nur deswegen stand Neymar zuletzt öfter nicht im PSG-Kader. Nach dem verlorenen Champions-League-Finale gegen den FC Bayern München wurde bekannt, dass er, Angel di Maria und ein anderer Spieler nach einem spontanen Kurztrip nach Ibiza mit dem Coronavirus infiziert waren. 

Kaum war der Coronatest wieder negativ, zog er sich eine Oberschenkelverletzung zu und musste drei Wochen pausieren. Erst am vergangenen Wochenende gab er sein Comeback in der Liga. "Wir brauchen ihn absolut, aber er ist noch nicht bei 100 Prozent", sagte Tuchel vor dem Spiel. "Ich hoffe, dass er mental gut mit der Situation zurechtkommt." Am Elfmeterpunkt zeigte Neymar jedenfalls keine Nerven.

Vertragspoker hat begonnen

Paris Saint-Germain Neymar Kylian Mbappe
Die zwei Superstars bei PSG: Neymar (l.) und Mbappé (r.)Bild: Getty Images/AFP/F. FIfe

"Neymar und Kylian Mbappé kosten so viel wie mein ganzer Kader", hatte Leipzigs Trainer Julian Nagelsmann vor der Partie über die beiden PSG-Stuperstars gesagt. Noch sind sie auf dem Platz vereint. Die Verträge der beiden laufen aber nur noch bis 2022 - im Sommer könnte man für einen oder beide Spieler eine nette Ablösesumme einstreichen. Die Verträge beider Topstars zu verlängern, wäre eine enorme Belastungsprobe für den durch katarische Investoren eigentlich finanziell sehr gut aufgestellten Klub: Die Corona-Krise ist auch an PSG nicht spurlos vorbeigegangen. 

Allein Neymar soll 35 Millionen Euro netto pro Jahr verdienen, darauf will er nicht verzichten. Das Gehalt des erst 20-jährigen Mbappé müsste indes deutlich angehoben werden. Andere Klubs haben bereits Interesse an dem jungen Franzosen gezeigt, darunter Real Madrid. Doch die PSG-Verantwortlichen wollen Mbappé zum Gesicht des Vereins machen und dem Vernehmen nach vieles in die Waagschale werfen, um ihn zu halten - und vielleicht sogar Neymar dafür gehen lassen.