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Pupillen lügen nicht

Julia Vergin4. März 2014

Die Pupillen sind ein zuverlässiger Spiegel unserer Emotionen: Sie erweitern sich, sobald wir Angst haben, Ekel empfinden oder uns freuen. Und sie verraten wohl auch viel über bevorstehende Entscheidungen.

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Lupe vor Auge (Foto: Fotolia/Robert Kneschke).
Bild: Fotolia

Die Größe unserer Pupillen ändert sich ständig. Abhängig ist das von den Lichtverhältnissen: Bei dunkler Umgebung ist die Pupille größer, um auch ja jedes Lichtteilchen - die sogenannten Photonen - einzufangen, bei viel Sonnenschein ist sie kleiner, um die Netzhaut vor übermäßigem Licht zu schützen. Die bunte Regenbogenhaut um die Pupille, Iris genannt, ist für diese Steuerung zuständig. Mithilfe zweier Muskel sorgt sie für den richtigen Lichteinfall. Dies ist aber nicht der einzige Faktor, der unsere Pupillengröße beeinflusst: Eine Veränderung lässt sich auch dann erkennen, wenn die Beleuchtung gleich bleibt.

Pupillengröße ist mehr als nur lichtabhängig

Auch die Gefühlslage lässt sich an den Augen ablesen. So ist die Pupille auch dann vergrößert, wenn wir uns freuen oder Angst haben; das vegetative, also unbewusst gesteuerte Nervensystem, sorgt dafür. Dieses hat uns schon zu Urzeiten bei Gefahr schnell reagieren lassen - lange bevor der langsame Verstand einen Plan fassen kann. Und auch wenn wir heute nur noch selten vor wilden Tieren fliehen müssen, ist das instinktive Reagieren - zum Beispiel im Straßenverkehr - unerlässlich.

Die Pupillen erweitern sich und verraten dadurch innere Aufruhr, noch bevor der Betroffene ein Wort der Freude oder des Schreckens hat verlauten lassen. Was denjenigen genau bewegt - ob Ekel, Angst oder Freude - darüber geben die Pupillen jedoch keine Auskunft.

Die Pupillengröße ändert sich auch vorm Entscheiden

Das gründliche Studieren der Pupille hat aber nun die Wissenschaftler um Willem de Gee und Tobias Donner von der Universität Amsterdam zu einer neuen Erkenntnis gebracht: Im Fachmagazin Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) veröffentlichten sie eine Studie, wonach es möglich sein soll, Entscheidungen anhand der Pupillengröße vorherzusagen. Demnach gibt die Pupille Auskunft darüber, ob ein Mensch, eine Entscheidung mit "Ja" oder "Nein" treffen wird. Ein Ja werde zu erweiterten Pupillen führen, schreiben sie.

Die Projekt-Zukunft-Zuschauerfrage

Helmut Wilhelm von der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG), der Gesellschaft für Augenheilkunde, steht dieser Art der Entscheidungsvorhersage kritisch gegenüber. Die erweiterte Pupille gebe lediglich Auskunft darüber, dass derjenige aufgeregt sei, nicht aber, welcher Art diese Aufregung sei.

"Jemand der lügt, hat Angst, dass die Lüge auffliegt. Insofern wird man vor Aufregung eine Pupillenerweiterung messen können." Allerdings könne die Vergrößerung der Pupillen natürlich auch ein Ausdruck besonders großer Freude oder Erleichterung sein, gerade diese Frage gestellt zu bekommen.

Pupillen lügen also nicht. Sie sagen die Wahrheit. Nur welche genau - das ist heute noch nicht ganz klar.