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Putin bekommt Privataudienz

10. Juni 2015

Der russische Präsident Putin besucht Italien. Erst trifft er in Mailand Ministerpräsident Renzi, dann in Rom Papst Franziskus. Moskauer Staatsmedien werten die Begegnung mit Franziskus als Prestigeerfolg für Putin.

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Papst Franziskus und Wladimir Putin im Vatikan 2013 (Foto: dpa)
Erste Begegnung im Jahr 2013: Russlands Präsident Putin (l.) mit Papst Franziskus im Vatikan im November 2013Bild: picture-alliance/dpa

Eben noch beim G7-Gipfel in Bayern wegen seiner Politik geschmäht, reist Kremlchef Wladimir Putin nun zu politischen Gesprächen mit dem Papst und der Regierung nach Italien. Der russische Präsident wird an diesem Mittwoch in Mailand den italienischen Regierungschef Matteo Renzi treffen. Die beiden kämen am russischen Nationentag auf der Weltausstellung Expo zusammen, teilte die italienische Regierung mit. Sie wollen zudem gemeinsam den russischen Pavillon besuchen.

Anschließend fährt Putin nach Rom. Im Vatikan trifft Staatspräsident Putin erstmals seit Ausbruch des Ukraine-Konflikts mit Papst Franziskus zusammen. Bei der Begegnung sollen nach Angaben von Putins außenpolitischem Berater Juri Uschakow unter anderem der Ukraine-Konflikt und die Lage der Christen im Nahen Osten erörtert werden.

Hohe Erwartungen

An die Begegnung richten sich hohe Erwartungen. Der griechisch-katholische Großerzbischof der ukrainischen Hauptstadt Kiew, Swjatoslaw Schewtschuk, rief Franziskus in einem Brief auf, er solle bei dem Treffen mit Putin die "Stimme des ukrainischen Volkes" sein. Er habe den Papst gebeten, seine Stimme für die "gläubigen Katholiken aus der Ukraine zu erheben, die leiden", sagte das Oberhaupt der griechisch-katholischen Kirche der Ukraine der polnischen Nachrichtenagentur KAI in Warschau. Der ukrainische Caritasverband forderte, der Papst solle Putin ins Gewissen reden.

Es handelt sich um die zweite Begegnung Putins mit Franziskus. Der Papst hatte Putin bereits einmal im November 2013 empfangen. Mehrfach hat der Papst zu einer friedlichen Beilegung des Ukraine-Konflikts und einer Einhaltung des Völkerrechts aufgerufen. Sein Verzicht auf eine ausdrückliche Nennung Russlands als Aggressor hatte ihm heftige Kritik aus der Ukraine eingebracht.

Prestigeerfolg für Putin

Staatsmedien in Moskau bezeichneten die neuerliche Zusammenkunft als einen Coup des Kreml in Krisenzeiten mit dem Westen. Der Besuch in dem G7-Land Italien zeige zudem klar, dass Russland nicht isoliert sei, kommentierte das vom Kreml gesteuerte Fernsehen. Das Verhältnis zwischen Moskau und Rom gilt als vergleichsweise eng, während der Rest der EU wegen Russlands Rolle im Ukraine-Konflikt Distanz wahrt.

In Rom werde Putin auch den italienischen Präsidenten Sergio Mattarella treffen, sagte der außenpolitische Berater des Kremlchefs, Juri Uschakow. Wiedersehen wolle der Präsident zudem den früheren Regierungschef Silvio Berlusconi. Die beiden verbindet eine enge Freundschaft.

Sergio Mattarella (Foto: AFP)
Auch Italiens Präsident Mattarella will seinen russischen Kollegen empfangenBild: Filippo Monteforte/AFP/Getty Images

Dialog zwischen den Konfessionen

Putins Berater Uschakow nannte als mögliches Thema des Treffens mit dem Papst auch die Aktivitäten der griechisch-katholischen Kirche in der Ukraine. Die russisch-orthodoxe Kirche wirft Schewtschuks Kirche vor, sich Ende 2013 hinter die Massenproteste gegen den damaligen ukrainischen Staatspräsidenten Viktor Janukowitsch gestellt zu haben. Dabei habe sie "nationalistische und russlandfeindliche" Parolen unterstützt und zu einer "noch tieferen Spaltung der ukrainischen Gesellschaft" beitragen, so der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. im Februar.

Die russisch-orthodoxe und die katholische Kirche hatten zuletzt ihre Kontakte intensiviert. Der Moskauer Patriarch Kyrill sieht die katholische Kirche als Verbündete im Kampf gegen den "Werteverfall" im Westen. Ein historisches Treffen Kyrills mit dem Papst kam bisher aber nicht zustande.

kle/wa (kna, afp, dpa)