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Motiv für Mord in Sanaa unklar

Bernd Gräßler7. Oktober 2013

Nach dem Mord an einem deutschen Sicherheitsbeamten im Jemen rätselt Berlin über Identität und Motive der Täter. Eine geplante Entführung der deutschen Botschafterin scheidet aus – sie war gar nicht vor Ort.

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Polizeiwagen und Menschenansammlung vor der deutschen Botschaft in Sanaa (Foto: REUTERS/Mohamed al-Sayaghi)
Bild: Reuters

Von einer versuchten Entführung der deutschen Botschafterin Carola Müller-Holtkemper könne nicht die Rede sein, heißt es aus dem Auswärtigen Amt. Zum Zeitpunkt des Anschlags auf ihren Leibwächter vor einem Supermarkt in Sanaa sei die Diplomatin "außer Landes gewesen", sagt der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Andreas Peschke. Inzwischen sei die Botschafterin an ihren Dienstort in Jemens Hauptstadt zurückgekehrt.

Welche Motive die geflohenen Täter für den Überfall auf den für den Personenschutz eingesetzten 39-jährigen Bundespolizisten Mirko K. hatten, liegt bisher ebenso im Dunkeln wie ihre Identität. Der Verdacht richtet sich gegen "Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel" (AQAP), einen Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida.

Müller-Holtkemper hatte ihr Amt erst am 30. September offiziell angetreten. Die 57-Jährige arbeitete bis dahin in der deutschen Vertretung in Albanien. Zuvor war sie in Jordanien, Ägypten und Marokko tätig.

Carola Müller-Holtkemper, neue Botschafterin im Jemen, aufgenommen am 28.08.2013 in Berlin. (Foto: Jörg Carstensen dpa/lbn)
Die deutsche Botschafterin im Jemen, Carola Müller-HoltkemperBild: picture-alliance/dpa

Das Auswärtige Amt warnt vor Reisen nach Jemen. Im ganzen Land könnte es zu terroristischen Anschlägen kommen. Zudem bestehe die Gefahr, Opfer einer Entführung zu werden.

In der Vergangenheit waren immer wieder Deutsche im Jemen entführt und als Geiseln genommen worden. Unter ihnen auch der Staatssekretär im Auswärtigen Amt, Jürgen Chrobog im Jahr 2005. Er befand sich mit seiner Familie auf einer Privatreise und wurde nach drei Tagen freigelassen. Mit den Entführungen sollte meist Lösegeld oder eine Gegenleistung der jemenitischen Regierung erpresst werden.

Jemeniten "bemüht um ordentliche Zusammenarbeit"

Al-Kaida-Anschlag in Sanaa?

Man habe umfangreiche Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit den jemenitischen Behörden bei der Aufklärung von Anschlägen und Entführungen, hieß es aus dem Auswärtigen Amt, wo zu Wochenbeginn der Krisenstab beriet. Außenamtssprecher Peschke bescheinigte der jemenitischen Seite das Bemühen, "mit uns ordentlich zusammenzuarbeiten. Aber man hat natürlich angesichts der Fragilität der staatlichen Strukturen insbesondere außerhalb von Sanaa mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen".

Berlin stehe auch in diesem Fall mit den jemenitischen Behörden in Kontakt und sei bemüht, den Sachverhalt und die Hintergründe der Tat restlos aufzuklären. Dazu gehöre auch die Entsendung von eigenen Ermittlern nach Jemen, kündigte Außenminister Guido Westerwelle in Berlin an. Er sprach zudem Angehörigen des erschossenen Beamten sein Beileid aus. "Wir verurteilen diese grausame Tat und sind in tiefer Trauer um einen engagierten und geschätzten Kollegen", erklärte er.

Die Sicherheitslage in der jemenitischen Hauptstadt gilt seit Langem als schwierig. Die deutsche Vertretung in Jemen war im August für zwei Wochen geschlossen. Auch andere westliche Staaten wie Großbritannien, Frankreich und die USA hatten diesen Schritt vollzogen, nachdem Washington vor geplanten Anschlägen des Terrornetzwerks Al-Kaida im arabischen Raum gewarnt hatte. Am 19. August war die Botschaft wieder eröffnet worden. Sie solle auch weiterhin geöffnet bleiben, lässt das Auswärtige Amt in Berlin verlauten.

Archiv: Karte des Jemen
Gefährliches Terrain: Jemen

Zusätzliche Leibwächter in Krisenländern

Man habe die Sicherheitsvorkehrungen in allen Bereichen, die man sich denken könne, "hochgefahren", sagte Peschke. Details könne er nicht mitteilen, denn die konkreten Maßnahmen seien von Dienstort zu Dienstort und von Zeit zu Zeit unterschiedlich.

Für den Schutz von deutschen Auslandsvertretungen ist die Bundespolizei mit insgesamt etwa 250 Beamten zuständig. In Krisenländern wie Afghanistan, Irak und Jemen sind zusätzliche Leibwächter für die Botschafter eingesetzt. Dafür ist eine Sondereinheit besonders trainierter, erfahrener Beamter gebildet worden.

In Afghanistan waren im August 2007 drei deutsche Polizisten aus dem Bewachungspersonal der Botschaft in Kabul bei einem Attentat ums Leben gekommen, darunter der Leiter des Personenschutzkommandos. Sie fielen einer Sprengfalle zum Opfer.