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Vor 40 Jahren

Peter Philipp28. Juni 2007

Vor 40 Jahren wurde der Osten Jerusalems unter israelische Verwaltung gestellt und der Beginn eines weiteren Konfliktherdes im Nahen Osten gesetzt. Peter Philipp erinnert an den 28. Juni 1967.

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Die Altstadt von Jerusalem, Quelle: AP
Die Altstadt von Jerusalem - Symbol eines KonfliktesBild: AP

Jerusalem war weder Auslöser noch Kriegsziel gewesen, die Eroberung des Ostens der Stadt sollte die Situation aber nachhaltig verändern. Nur Tage nach dem Sechstagekrieg dehnte Israel am 28. Juni 1967 den Zuständigkeitsbereich seiner - bislang nur für Westjerusalem zuständigen - Stadtverwaltung auf das gesamte Stadtgebiet aus und unternahm damit den ersten Schritt für die formelle Annektierung Ostjerusalems, die allerdings erst im Jahr 1980 folgte. Auch heute noch sind diese Veränderungen zu spüren und sie sind ein maßgeblicher Stolperstein auf dem Weg zu einer friedlichen Regelung in Nahost.

1948: Die Teilung

Es hätte eigentlich alles anders kommen sollen: Die Vereinten Nationen legten 1947 einen Teilungsplan für Palästina vor, nach dem dieses Gebiet in einen jüdischen und einen arabischen Staat aufgeteilt werden solle. Für Jerusalem hatte man sich etwas ganz Besonders ausgedacht: Die Stadt sollte weder dem einen noch dem anderen Staat zugeschlagen, sondern internationalisiert werden.

Jerusalem wurde dann im Krieg von 1948 aber doch geteilt: Nach der Gründung Israels stand die Altstadt unter jordanischer, Westjerusalem hingegen unter israelischer Verwaltung. Minenfelder, Stacheldrahtzäune und hohe Mauern trennten beide Teile voneinander: Einziger Übergang für Ausländer, Diplomaten und Pilger war das Mandelbaumtor. Israelis durften dieses jedoch nicht benutzen, obwohl ihr höchstes Heiligtum, die Klagemauer, nun im jordanisch kontrollierten Teil der Stadt lag.

1967: Die Pseudo-Einheit

Mit dem Sechstagekrieg fielen die Trennmauern und der Mythos der wiedervereinigten Stadt entstand. Die Bewohner beider Seiten konnten sich nun zwar ohne Behinderung in ganz Jerusalem bewegen, es ist aus ihnen aber nie eine Einheit geworden: Die arabischen Einwohner fühlen sich weiterhin als besetzt, die israelischen als eigentliche Herren der Stadt. Undenkbar für die meisten von ihnen, dass auch nur Ostjerusalem eines Tages Hauptstadt eines palästinensischen Staates werden könnte.

Dieses Gefühl wurde am 28. Juni 1967 vertieft, als Israel beschloss, die Zuständigkeit der Westjerusalemer Stadtverwaltung auch auf die knapp sechs Quadratkilometer große Altstaft und eine Reihe von Vororten auszudehnen. Hauptgrund war zunächst, dass dieser Teil der Stadt nicht ohne städtische Dienstleistungen – wie Müllabfuhr oder Straßenreinigung - bleiben dürfe. Für manche Israelis schwang aber auch schon die Hoffnung mit, die Teilung der zurückliegenden 29 Jahre ungeschehen zu machen und selbst den Besitzanspruch auf die ganze Stadt zu erheben.

1980: Die offizielle Annektierung

Eine politische Annektierung allerdings war das nicht. Noch nicht. Ein solcher Schritt hätte ja auch bedeutet, dass man die Araber in Ostjerusalem per Verwaltungsakt zu Staatsbürgern Israels oder zu Fremden im eigenen Land hätte machen müssen. Als die offizielle Annektierung dann 1980 erfolgte, entschied man sich für die zweite Variante. 1967 hatte man den arabischen Bewohnern noch angeboten, Israelis zu werden. Kaum einer nahm das Angebot an.

Bis heute keine Lösung

Und obwohl die Araber Ost-Jerusalems in der Folge auch bei Gemeinderatswahlen abstimmten, ließ sich keiner von ihnen aufstellen und wählen: Ganz Jerusalem wird weiterhin von einem jüdisch-israelischen Gemeinderat und einer jüdisch-israelischen Stadtverwaltung verwaltet.

Diese Stadtverwaltung treibt im arabischen Osten Steuern ein und erbringt Dienstleistungen. Wenn sie aber in der Altstadt zu einem Empfang einlädt, dann wird die alte Trennung Jerusalems wieder offenbar: Die in Jerusalem stationierten Konsulatsvertreter bekommen einen Extratisch außerhalb der Altstadtmauer aufgestellt, wo sie – quasi auf altem israelischem Hoheitsgebiet an dem Empfang teilnehmen. Und das, obwohl diese – nur für Jerusalem zuständigen - Konsulate sogar noch einen Schritt weitergehen: Sie halten am internationalen Status der Stadt fest, der 1947 von der UNO beschlossen wurde, der aber immer Fiktion blieb.