1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Raffael: “Bayern-Niederlage tut Bundesliga gut”

Daniel Martinez8. Dezember 2015

Der Brasilianer Raffael gehört zu den Leistungsträgern beim Bundesliga-Team der Stunde, Borussia Mönchengladbach. Im DW-Interview verrät er das Erfolgsgeheimnis, mit dem die Gladbacher auch die Bayern besiegten.

https://p.dw.com/p/1HJGX
Raffael gewinnt einen Zweikampf gegen Bayerns Rafinha. Foto: Imago
Bild: imago/L. Perenyi

DW: Haben Sie wirklich im Voraus geglaubt, dass Borussia Mönchengladbach die Bayern schlagen könnte?

Raffael: Klar habe ich fest daran geglaubt. Ich habe in meiner beruflichen Laufbahn gelernt, dass im Fußball alles möglich ist. Auch die Bayern zu besiegen. Und auch genauso, wie wir sie besiegt haben.

Haben Ihre Teamgefährten vor dem Spiel gegen Bayern München auch mit einem Sieg gerechnet?

Wir wussten, dass es sehr schwierig würde, aber wir wussten auch, dass Spiele auf dem Platz gewonnen werden. Vor dem Spiel wussten wir, dass wir gewinnen können. Das ist etwas, das unser Trainer Schubert uns beigebracht hat, seitdem er da ist: im Fußball kann man immer gewinnen, egal ob der Gegner Bayern oder ein anderer ist. In der Halbzeitpause bestätigte das Zwischenergebnis 0:0 unsere Haltung, eben dass noch alles offen ist, obwohl die Bayern bis dahin mehr Chancen hatten.

Hatte Borussia Mönchengladbach Glück oder waren Sie die bessere Mannschaft?

Ein wenig von beidem. Wenn man sich nur die erste Halbzeit anschaut, könnte man von einem glücklichen Sieg sprechen, weil die Bayern genug Chancen hatten, zwei oder drei Tore zu schießen. Aber insgesamt waren wir ohne Zweifel die bessere Mannschaft. Das konnten wir in der zweiten Halbzeit beweisen. Wir glaubten immer an unsere Chancen und hielten an unserem Plan fest.

Gladbacher jubeln über Treffer gegen Bayern. Foto: Reuters
Alles richtig gemachtBild: Reuters/I. Fassbender

Fühlten Sie sich während des Spiels den Bayern überlegen oder unterlegen?

In der Welt gibt es im Moment keine bessere Mannschaft als die Bayern. In diesem Spiel jedoch sahen wir, dass auch wir ein starkes Team sind. Aber seien wir ehrlich: Bayern ist eigentlich immer die überlegene Mannschaft.

Was war der Schlüssel zum Erfolg?

Unsere Verteidigung. Die Art, wie wir verteidigt haben, hat uns am Ende belohnt. Wir haben uns genau an den Plan von André Schubert gehalten. Für mich ist er aktuell einer der besten Trainer der Welt. Menschlich ist er auch absolut top.

Seit André Schubert in Gladbach ist, betreut er, glaubt man der Statistik, das beste Team der Bundesliga. Wie ist das zu erklären?

Die Erklärung ist einfach: Wir erleben gerade einen großen Moment. Wir sind jetzt nicht eine bessere Mannschaft, als wir es vorher waren, aber wir haben einen guten Lauf. Wir sind auch nicht die beste Mannschaft in der Bundesliga. Die Wahrheit ist, dass die beste Mannschaft die ist, die immer gewinnt, und das ist Bayern München.

Immerhin ist Borussia Mönchengladbach seit zehnSpielen in der Bundesliga ungeschlagen, und sie gewann am vergangenen Wochenende gegen die derzeit vielleicht beste Mannschaft der Welt. Das Selbstvertrauen innerhalb des Teams muss riesig sein, oder?

Das Selbstvertrauen ist in der Tat sehr groß, das stimmt. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass es eine Momentaufnahme ist, auch wenn wir hoffen, so weitermachen zu können.

Was hat sich in Gladbach mit dem Trainer André Schubert verändert?

Alles: Wir spielen einen anderen Fußball, wir sind sehr motiviert und haben den Willen, jedes Spiel zu gewinnen. Mit Schubert verteidigen wir auch anders als früher. Wir stehen jetzt sehr hoch und üben Druck auf den Gegner in seiner eigenen Hälfte aus. Das wiederum wirkt zugunsten unseres Angriffs, weil wir den Ball in gefährlichen Zonen zurückerobern und so schneller Richtung gegnerisches Tor marschieren können.

Raffael klatscht mit Trainer Schubert ab. Foto: Getty Images
Ein Herz und eine Seele - Raffael und Trainer SchubertBild: Getty Images/Bongarts/C. Koepsel

Wie erleben Sie die Zusammenarbeit mit Schubert?

Für mich ist dieser Mann ein Spektakel. Er kam, als das Team fünf Spiele in Serie verloren hatte und Tabellenletzter war. Es ist nicht einfach für einen Trainer, eine am Boden liegende Mannschaft zu übernehmen. Es verlangt viel Mut, sich so etwas zuzutrauen. André Schubert ist ein sehr mutiger Trainer, und er strahlt Zuversicht aus. Das beeinflusst die Spieler. Er ist ein Mann von großer Tatkraft.

Wie hat die Mannschaft den Sieg über Bayern München gefeiert?

In den ersten Minuten herrschte in der Kabine große Stille. Es war unglaublich, was wir auf dem Platz geschafft hatten. Aber dann sind wir aufgewacht und erkannten, dass wir das nicht nur geträumt hatten. Wir begannen zu singen, drehten die Musik auf volle Lautstärke auf, tanzten, umarmten uns und schrien vor Freude und Stolz.

Hat Borussia Mönchengladbach dem Rest der Bundesliga gezeigt, wie Bayern geschlagen werden kann?

Das hoffe ich wirklich sehr. Hoffentlich fangen auch andere Teams an, an sich selbst zu glauben. Auch daran, dass Bayern nicht unbesiegbar ist. Dann könnte die Meisterschaft noch interessanter und spannender werden. Die Bundesliga braucht das, sie wird zu langweilig, wenn Bayern immer gewinnt. Borussia Mönchengladbach hat das Vertrauen an der Wettbewerbsfähigkeit der Bundesliga vorübergehend wiederherstellt.

Der Brasilianer Raffael Caetano de Araújo, genannt Raffael spielt seit Mitte 2013 für den Bundesligisten Borussia Mönchengladbach. In dieser Saison hat der 30 Jahre alte Offensivspieler bereits sechs Tore erzielt und neun Treffer vorbereitet.

Das Interview führt Daniel Martinez.