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Rainer Barzel ist tot

26. August 2006

Der frühere CDU-Vorsitzende und Bundestagspräsident Rainer Barzel ist im Alter von 82 Jahren nach langer schwerer Krankheit gestorben.

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Als Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU während einer Rede 1967 im Bundestag in Bonn.Bild: picture-alliance/dpa

Barzel war von 1971 bis 1973 Vorsitzender der CDU. Als Fraktionschef der Union hatte er 1972 ein konstruktives Misstrauensvotum gegen den damaligen Kanzler Willy Brandt (SPD), organisiert, die erforderliche Mehrheit aber um zwei Stimmen aus dem eigenen Lager verfehlt. Das höchste politische Amt seiner Karriere - den Posten des Bundestagspräsidenten - trat er im März 1983 an. Doch schon eineinhalb Jahre später gab er es wegen Vorwürfen im Zusammenhang mit der Flick-Affäre wieder auf.

Merkel tief erschüttert

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Barzel als "aufrechten Demokraten und glühenden Patrioten" gewürdigt. Der ehemalige Unionsfraktionschef und Bundestagspräsident habe die deutsche Politik über drei Jahrzehnte entscheidend mitgestaltet, sagte die CDU-Chefin am Samstag in Berlin. Immer habe Barzel dabei für die deutsche Wiedervereinigung gekämpft. Ihr persönlich sei Barzel stets "ein guter Ratgeber" gewesen, sagte Merkel. Die Todesnachricht habe sie tief erschüttert.

Der ehemalige CDU Vorsitzende Rainer Barzel gestorben
Rainer Barzel (2005)Bild: picture-alliance/dpa

Merkel würdigte, dass Barzel die deutsch-französische Freundschaft am Herzen gelegen habe und er in der Politik Freundschaften auch über Parteigrenzen hinweg gepflegt habe, etwa zu dem früheren Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD). "Mit Rainer Barzel hat unser Land einen aufrechten Demokraten und besonderen Menschen verloren, der sich durch persönliche Integrität und Prinzipientreue auszeichnete", erklärte Merkel. Die Kanzlerin verwies auf das konstruktive Misstrauensvotum Barzels gegen den damaligen SPD-Kanzler Willy Brandt, dass nur durch eine Intervention der DDR-Staatssicherheit gescheitert sei. Dies sei der größte politische Misserfolg in Barzels Karriere gewesen.

"Größe auch in der Niederlage"

Bundespräsident Horst Köhler hat Barzel als einen der prägenden Politiker der Nachkriegsgeschichte gewürdigt. "Er hat unserem Land als Abgeordneter, Bundesminister und als Präsident des Deutschen Bundestages gedient und sich über die Parteigrenzen hinweg Respekt und Anerkennung erworben", schrieb das Staatsoberhaupt am Samstag an die Angehörigen. Köhler würdigte Barzel als "hochgebildet, präzise in seinen politischen Analysen und von pointierter Überzeugungskraft in seinen Reden und Büchern". "Er zeigte Größe auch in der Niederlage, und er erinnerte alle politisch Verantwortlichen immer wieder daran, dass ihr Meinungskampf stets vor allem einem Ziel diesen muss: der Wahrung und der Mehrung des Gemeinwohls", schrieb Köhler weiter.

Der SPD-Parteivorsitzende Kurt Beck hat den verstorbenen CDU-Politiker Rainer Barzel gewürdigt. "Auch im politischen Streit um die besseren Lösungen für unser Land war er immer ein zuverlässiger, kompetenter und kollegialer Politiker und Mensch", erklärte der rheinland-pfälzische Ministerpräsident am Samstag. Der frühere Bundestagspräsident habe mit seinem politischen Lebenswerk die Geschichte der Bundesrepublik wesentlich mitgeprägt. "Er hat sich bei vielen Bürgerinnen und Bürgern über Parteigrenzen hinweg hohe Anerkennung und Respekt erworben", meinte Beck. (sams)