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Flechtheim-Erben verklagen Bayern

Silke Wünsch
6. Dezember 2016

Es ist ein neuer Höhepunkt im jahrelangen Streit um das Flechtheim-Erbe: Die Nachfahren des jüdischen Kunsthändlers Alfred Flechtheim haben den Freistaat Bayern vor einem US-Gericht verklagt.

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Alfred Flechtheim
Bild: picture alliance/akg-images

Der Vorwurf: Die Museen des Landes, allen voran die Bayerische Staatsgemäldesammlung, zeigten mangelnde Kooperation beim Versuch einer Einigung über die Rückgabe von mehreren Kunstwerken.

Der in den 1920er und 30er Jahren bekannte und in Kunstkreisen hochgeachtete jüdische Kunsthändler und -sammler Alfred Flechtheim (Artikelbild) war während der Nazi-Diktatur verfolgt und enteignet worden. Er ging nach London ins Exil und verstarb dort mittellos. Die Nazis konfiszierten die Kunstsammlung und das komplette Flechtheim-Vermögen. Die Gemälde wurden versteckt, unter der Hand verkauft und in alle Winde verstreut.

Viele Kunstwerke, die in der Nazizeit als "entartet" galten und geraubt wurden, haben heute einen hohen Wert und hängen teilweise in Museen auf der ganzen Welt. Oft gibt es zwischen Museen und Erben großer Kunstsammler langwierige Prozesse um die Rückgabe der Werke. Während einige Museen mit den Erben einig wurden, tut sich Bayern dagegen schwer damit. Das beklagen viele jüdische Familien, gerade in den USA.

Erbitterter Streit

Kaum ein Streit jedoch ist erbitterter als dieser. Flechtheims 70-jähriger Großneffe Michael Hulton aus San Francisco und seine demnächst 90 Jahre alte Stiefmutter Penny Hulton aus England erheben in ihrer Klage Anspruch auf acht wertvolle Werke der Klassischen Moderne, darunter sechs Gemälde von Max Beckmann und je eins von Juan Gris und Paul Klee. "Diese Bilder waren Teil der großen privaten Kunstsammlung Flechtheims. Er verlor sie wegen der Politik von Rassenverfolgung und Völkermord", heißt es in der von Anwalt Markus H. Stötzel zur Verfügung gestellten Klageschrift. Der Freistaat Bayern hält dagegen, dass nicht eindeutig bewiesen sei, dass die Bilder tatsächlich von den Nazis gestohlen worden seien.

Schon im vergangenen Jahr hatten 29 Abgeordnete des US-Kongresses in einem Brief an den bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) ein stärkeres Engagement für die Rückgabe von NS-Raubkunst aus Bayern gefordert. Es gab keine Reaktion. Nun wird ein New Yorker Gericht den Fall Flechtheim verhandeln.

sw/pg (dpa)