1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Startschuss für Parteigründung der FARC

28. August 2017

In Kolumbien geht die linksgerichtete Guerillaorganisation FARC nach über 50 Jahren bewaffnetem Kampf in die Politik. In Bogotá eröffnete sie den Kongress, auf dem sie sich in eine politische Partei umwandeln will.

https://p.dw.com/p/2iwO2
Kolumbien Farc-Guerilla beginnt Kongress zur Parteigründung
Der FARC-Anführer Rodrigo Londono eröffnete den Kongress in BogotáBild: Getty Images/AFP/R. Arboleda

Wenige Tage nach ihrer vollständigen Entwaffnung hat die frühere kolumbianische Guerilla-Gruppe FARC ihre Neugründung als politische Partei in die Wege geleitet. Rund 1200 Ex-Kämpfer kamen in der Hauptstadt Bogotá zu einem Gründungskongress zusammen. Er soll über einen Namen für die neue Partei entscheiden und Kandidaten für die Parlamentswahl aufstellen. "Bei diesem Treffen wandeln wir die FARC in eine neue, ausschließlich politische Organisation um", sagte der bisherige Kommandeur der Guerilla, Rodrogo Londoño.

Der sechstägige Kongress soll zumeist hinter verschlossenen Türen beraten. Londoño nannte zum Auftakt einige Grundzüge der angestrebten politischen Ausrichtung: Die neue Partei trete ein für "ein demokratisches Regime, das Frieden und soziale Gerechtigkeit garantiert, die Menschenrechte respektiert und wirtschaftliche Entwicklung für alle gewährleistet, die in Kolumbien leben". Kontroverse Debatten wurden erwartet zu der Frage, ob die neue Partei sich als revolutionär verstehen soll wie die FARC oder nicht.

8000 Waffen abgegeben

Ende 2016 hatten die kolumbianische Regierung und die linken Rebellen der FARC ein umfassendes Friedensabkommen geschlossen. Mitte August hatte der kolumbianische Staatspräsident Juan Manuel Santos den Konflikt mit den linksgerichteten Rebellen offiziell für beendet erklärt, nachdem die letzten Rebellen ihre Waffen niedergelegt hatten. Den Vereinten Nationen hatte die FARC bis dahin mehr als 8000 Waffen ausgehändigt. Die rund 7000 entwaffneten Kämpfer sollen in die zivile Gesellschaft eingegliedert werden und mit ihren Familien in den 26 ehemaligen Kampfgebieten leben.

Der Staatspräsident begrüßte die Zusammenkunft des Gründungskongresses und sprach von einem "Signal der Hoffnung". Santos fügte hinzu: "Wer hätte das vor wenigen Jahren für möglich gehalten? Was wir nun tun müssen, ist uns auszusöhnen." Er erhielt im vergangenen Oktober den Friedensnobelpreis. Ein am Friedensprozess beteiligter FARC-Vertreter wurde dagegen nicht ausgezeichnet.

Kolumbianische Farc-Rebellen geben Waffen ab

Zehn Sitze garantiert

Im Friedensvertrag ist vorgesehen, dass die neue Partei für die beiden kommenden Legislaturperioden jeweils fünf Sitze im Senat und im Parlament erhält, auch wenn sie die dafür notwendigen Stimmen verfehlt. Den beiden Kammern gehören insgesamt 268 Abgeordnete und Senatoren an.

Die FARC-Guerilla hatte 1964 im Kampf gegen Großgrundbesitzer und die Regierung zu den Waffen gegriffen. Im Konflikt zwischen der Armee, ultrarechten Paramilitärs sowie der Guerilla und anderen linken Rebellengruppen wurden mehr als 260.000 Menschen getötet. Mehr als 60.000 Menschen gelten als vermisst. Etwa sieben Millionen Menschen ergriffen vor den Kämpfen die Flucht. Mit der kleineren Guerillagruppe ELN hat die Regierung Anfang Februar Friedensverhandlungen aufgenommen.

kle/sti (afp, epd, dpa, rtr, kna)