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Referendum im Südsudan hat begonnen

9. Januar 2011

Im Süden des Sudan hat das Referendum über die Bildung eines unabhängigen Staates begonnen. Die Menschen sind aufgerufen, über eine Loslösung oder einen Verbleib beim islamisch-arabisch geprägten Nordsudan abzustimmen.

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Mann trägt Flagge des Südsudans (Foto: DW)
Vorfreude auf die mögliche Unabhängigkeit des SüdsudansBild: DW/Schlindwein

Die fast 3000 Wahllokale öffneten am Sonntag (09.01.2011) um 08.00 Uhr Ortszeit (06.00 Uhr MEZ). Bereits seit den frühen Morgenstunden harrten tausende Südsudanesen vor den Büros aus. Die Abstimmung über den Status des Südsudan dauert eine Woche bis zum 15. Januar. Knapp vier Millionen Südsudanesen haben sich für den Volksentscheid registrieren lassen. "Der Tag, auf den wir so lange gewartet haben, ist endlich gekommen", sagte der Südsudanese David Kol, der in Juba seine Stimme abgeben wollte. "Wir stehen hier für die Unabhängigkeit an."

Abspaltung des Südsudan wahrscheinlich

Lange Menschenschlange(Foto: AP)
Vor den Wahllokalen bildeten sich lange WarteschlangenBild: AP

Es gilt als sicher, dass die Bürger des armen, aber rohstoffreichen Südens für ihre Unabhängigkeit stimmen werden. Die Abstimmung ist der Schlusspunkt eines Ende 2005 von der Zentralregierung in Khartum und südsudanesischen Rebellen unterzeichneten Friedensabkommens, das den mehr als zwanzigjährigen Bürgerkrieg zwischen dem christlich dominierten Süden und dem muslimisch geprägten Norden endgültig beenden soll. Es wird jedoch befürchtet, dass das Referendum zu neuer Gewalt und neuen Flüchtlingsströmen führen könnte.

Der sudanesische Präsident Omar Al-Baschir hat kurz vor der Abstimmung vor einer Teilung des Sudan gewarnt. Der Süden sei nicht in der Lage, "für die Menschen zu sorgen oder einen Staat oder eine Amtsgewalt zu bilden", sagte Al-Baschir. Er äußerte sich besorgt über eine mögliche Instabilität im Süden, die sich auch auf den Norden auswirken würde.

"Abspaltung ist eine Chance"

Manfred van Eckert, Leiter des GTZ Büros im Südsudan (Foto: privat)
Manfred van Eckert, Leiter des GTZ Büros im SüdsudanBild: privat

Der Büroleiter der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), Manfred van Eckert, sieht in dem Referendum eine große Chance für die Region. "Es bietet die Möglichkeit für die südsudanesische Bevölkerung, endlich die eigene Entwicklung ihres Landes in die Hand zu nehmen", sagte van Eckert der Nachrichtenagentur AFP. Obwohl den Südsudanesen im Falle einer Loslösung vom Norden "ein langer schwieriger Weg" bevorstehe, sei das einwöchige Referendum für sie ein "Freudenfest", fügte van Eckert hinzu.

Zugleich räumte er ein, dass im Zusammenhang mit der zu erwartenden Unabhängigkeit des Südsudan noch eine Reihe von offenen Punkten wie etwa die Aufteilung der Ölvorkommen zwischen dem Norden und dem Süden zu klären seien. Auch über den genauen Grenzverlauf des Südsudan, die Aufteilung der Staatsschulden, den Rechtsstatus von im Norden lebenden Südsudanesen und andere Punkte müsse noch verhandelt werden. Konfliktstoff bieten auch ethnische und religiöse Rivalitäten. Während der Norden überwiegend muslimisch geprägt ist, sind die meisten Süd-Sudanesen Christen oder Anhänger lokaler Glaubensrichtungen. Allerdings sehe er auf beiden Seiten die Bereitschaft, "Konflikte schon im Anfangsstadium aus dem Weg zu räumen", sagte van Eckert. Die internationale Gemeinschaft müsse den Norden und den Süden weiterhin dabei unterstützen, "vernünftige und gute Kompromisse" zu finden.

Ergebnis frühestens Ende Januar

Männer mit Plakaten mit der Aufschrift 'Abspaltung' (Foto: DW)
Die Abspaltung des Südsudan vom Norden gilt als wahrscheinlichBild: DW/Schlindwein

US-Präsident Barack Obama rief in einem Beitrag for die "New York Times" zu einer friedlichen Abstimmung auf. Alle beteiligten Seiten müssten von "provokativen Aktionen" absehen, die zu Spannungen führen oder die Bürger davon abhalten könnten, frei zu wählen. Es sei wichtig, dass die Südsudanesen "frei von Einschüchterung und Zwang" ihre Stimme abgeben könnten, schrieb Obama. Unter den zahlreichen Wahlbeobachtern sind auch der ehemalige US-Präsident Jimmy Carter und der frühere UN-Generalsekretär Kofi Annan.

Mit einem Ergebnis wird frühestens Ende Januar gerechnet. Fällt das Votum für die Unabhängigkeit aus, wird nach bisherigem Zeitplan am 9. Juli ein neuer Staat in Afrika entstehen. Unklar ist noch der Name des neuen Süd-Sudan. Im Gespräch sind "Neu-Sudan Equatoria", "Juwama" oder "Nilrepublik". Der Südsudan umfasst rund ein Viertel der sudanesischen Landesfläche und ist doppelt so groß wie Italien. Die acht Millionen Menschen im Süden stellen ein Fünftel der 42 Millionen Sudanesen.

Autorin: Annamaria Sigrist (afp, dpa, rtr, dapd, epd)
Redaktion: Gerd Winkelmann