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Regierung dementiert Geschichtsfälschung

7. August 2013

Die Bundesregierung weist Vorwürfe der Fälschung der westdeutschen Dopinggeschichte zurück. Der Sportausschuss des Bundestages fordert die Freigabe des kompletten Dokuments.

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In einem mit Zahlencodeschloss gesicherten Kühlschrank lagern Blutproben. (Foto: DPA)
Symbolbild DopingBild: picture-alliance/ dpa/dpaweb

Es seien keine Akten mehr vernichtet worden, nachdem die derzeit für heftige Debatten sorgende Dopingstudie 2008 in Auftrag gegeben worden ist, erklärte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums. "Die letzten Aussonderungen von Akten fanden 2004 und 2005 statt." Dass sämtliche Namen in der Studie unkenntlich geschwärzt worden sind, liege nur am Datenschutz.

Der Sportausschuss im Bundestag verlangt die Freigabe der kompletten Dopingstudie, von der aktuell erst gut 100 der 800 Seiten bekannt geworden sind. "Wir fordern, dass wir bis dahin die komplette Studie vorliegen haben und nicht nur die zensierte Fassung", sagte Martin Gerster, sportpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion der SPD.

Laut Innenministerium sollen die Darstellungen in der Dopingstudie über die jüngste Zeit marginal ausgefallen seien, weil es wissenschaftlichen Unstimmigkeiten der Berliner Humboldt-Universität gegeben hat. Nötige Gespräche seien nicht in gebotener Vollständigkeit geführt worden. Eine Fortschreibung der Dopingstudie sei noch nicht entschieden worden, erklärte das Bundesinnenministerium.

Frühere Bundesinnenminister und Wolfgang Schäuble belastet

Die früheren Bundesinnenminister Hans-Dietrich Genscher, Werner Maihofer sowie der heutige Finanzminister Wolfgang Schäuble geraten nach Veröffentlichung der Studie in den Verdacht, die Leistungsmanipulation gedeckt oder sogar forciert zu haben. So werden alte Aussagen wieder ins Leben gerufen. "Medaillen um jeden Preis", hatte der damalige Bundesinnenminister Hans-Dietrich Genscher, ein Jahr vor den Olympischen Spielen 1972 in München, gefordert. Ein Sprecher des jetzigen Bundesfinanzministers und früheren Sportpolitikers sagte, Schäuble könne sich nicht mehr an den damals ausgesprochenen Satz "wenn es nicht schadet, soll man auch da das Bestmögliche unseren Sportlern angedeihen lassen" erinnern.

FInanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sitzt alleine auf seinem Rollstuhl. Hinter ihm zeichnen sich Schattengestelten anderer Personen und sich selbst. (Foto: REUTERS/ICON/Costas Baltas)
Finanzminister Schäuble belasten alte AussagenBild: Reuters

1977 hatte sich der CDU-Spitzenpolitiker als Chef der Opposition im Sportausschuss des Bundestages in der ehemaligen ARD-Sendung "Kontraste" nicht ausdrücklich gegen längst verbotene Anabolika ausgesprochen: "Wir wollen solche Mittel nur eingeschränkt und unter ärztlicher Verantwortung einsetzen, weil es offenbar Disziplinen gibt, in denen heute ohne den Einsatz dieser Mittel der leistungssportliche Wettbewerb in der Weltkonkurrenz nicht mehr mitgehalten werden kann".

pv/of (dpa, sid)