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Regierung hält AKW Fukushima jetzt für sicher

16. Dezember 2011

Neun Monate nach dem Super-GAU ist das havarierte japanische Atomkraftwerk Fukushima Daiichi wieder unter Kontrolle. Das behauptet jedenfalls die Regierung. Experten und Umweltschützer sprechen von "bewusster Lüge".

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Der havarierte Atomkomplex Fukushima aus der Luft (Foto: AP)
Wieviel Strahlung tritt tatsächlich noch aus?Bild: dapd

Das Kühlsystem im Atommeiler Fukushima Daiichi war durch das gewaltige Erdbeben der Stärke 9,0 und den anschließenden Tsunami am 11. März 2011 so schwer beschädigt worden, dass die Brennstäbe in den Reaktoren eins bis drei vollständig schmolzen. Jetzt hat die Regierung den havarierten Atomkomplex für sicher erklärt.

Kaltabschaltung erfolgreich

Regierungschef Noda (M.) spricht zu Arbeitern in der Atomruine Fukushima (Foto: AP)
Regierungschef Noda (M.) im September in FukushimaBild: dapd

Ministerpräsident Yoshihiko Noda teilte am Freitag (16.12.2011) vor Journalisten in Tokio mit, das Ziel, die schwer beschädigten Reaktoren in einer sogenannten Kaltabschaltung (cold shutdown) unter Kontrolle zu bringen, sei erreicht. Damit träten nicht länger beträchtliche Mengen an Radioaktivität in die Umgebung aus.

Bei einer Kaltabschaltung muss die Temperatur im Inneren der Reaktoren konstant unter 100 Grad Celsius gehalten werden, damit kein weiteres Wasser mehr verdampfen kann.

"Die Regierung lügt"

Schwere Kritik kam von Experten und Umweltschützern. Sie warfen dem Noda-Kabinett und der Betreiberfirma Tepco eine bewusste Irreführung der Bevölkerung vor.

Die Reaktorblöcke eins bis vier des Atommeilers (Foto: DigitalGlobe)
Die Reaktorblöcke eins bis vier des havarierten AtommeilersBild: DigitalGlobe

"Hier von Kaltabschaltung zu sprechen, grenzt an eine bewusste Lüge", sagte Reinhard Uhrig, Atomexperte von Global 2000. Die geschmolzenen Brennelemente hätten sich durch den Boden der Reaktordruckbehälter durchgebrannt und lägen nun als Klumpen auf dem Boden der Umhüllung. Dort wiesen sie weiter Temperaturen von schätzungsweise 3000 Grad auf. Von einem sicheren Zustand seien die Reaktoren noch weit entfernt, warnte der Fachmann.

Allgemein rechnen Experten auch für die Zukunft mit unvorhergesehenen Zwischenfällen im havarierten Atomkomplex. Die vollständige Stilllegung der Anlage wird nach Prognosen von Fachleuten mindestens 30 Jahre dauern. Der Betreiber Tepco schätzt, dass noch Jahre vergehen werden, bis man das Innere der Reaktoren genauer untersuchen kann.

Autorin: Susanne Eickenfonder (afp, dpa, dapd, rtr)
Redaktion: Marko Langer