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Ein Sieger, viele Zweifel

23. April 2007

Ungeachtet schwerer Manipulationsvorwürfe von Opposition und internationalen Beobachtern ist der Kandidat der Regierungspartei am Montag zum Sieger der Präsidentenwahl in Nigeria erklärt worden.

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Der Sieger: Umaru Yar'AduaBild: AP

Umaru Yar'Adua habe einen Erdrutschsieg errungen, sagte der Vorsitzende der Wahlkommission, Maurice Iwu. Auf den 56-Jährigen seien mehr als drei Mal so viele Stimmen entfallen wie auf den zweitplatzierten Muhammadu Buhari, einen Spitzenkandidaten der Opposition. Buhari nannte die Wahl eine Schande und erklärte, er werde das Ergebnis nicht anerkennen. Auch Oppositionskandidat Atiku Abubakar hatte schon vor Veröffentlichung des Ergebnisses erklärt, dass er es nicht anerkennen werde.

Yar'Adua ist der Gouverneur des nördlichen Staats Katsina und Mitglied der regierenden Demokratischen Volkspartei (PDP). Vor und während der Wahl war es zu gewaltsamen Ausschreitungen gekommen, bei denen schätzungsweise 200 Menschen getötet wurden. Nach Regierungsangaben gab es 65 Tote.

Tausende Anhänger der Opposition haben in der nordnigerianischen Stadt Kano am Montag (23.4.) gewaltsam gegen die Ergebnisse der Präsidentenwahl protestiert. Sie zogen mit Stöcken bewaffnet durch die Straßen und zündeten Feuer an. Polizisten gingen mit Tränengas gegen die Demonstranten vor und nahmen mehrere fest.

EU: Nicht glaubwürdig

Wahlbeobachter der Europäischen Union hatten die Abstimmung vom Samstag (21.4.) als unglaubwürdig bezeichnet. Der Chef der EU-Wahlbeobachter, Max van den Berg, sagte, die grundlegenden Standards für eine freie und faire Wahl seien nicht erfüllt worden. Augenzeugen berichteten von bereits markierten Wahlzetteln, gestohlenen Urnen und Polizisten, die Wähler beeinflussten. Die US-Regierung sprach von massiven Fehlern. Washington hoffe, dass die politischen Parteien in Nigeria die Differenzen friedlich lösten, sagte Außenamtssprecher Sean McCormack. Der scheidende Präsident Olusegun Obasanjo, der nach zwei Amtszeiten nicht erneut antreten durfte, räumte in einer Fernsehansprache Probleme bei der Abstimmung ein. Die Wähler seien aber dennoch dem Weg der Demokratie gefolgt.

Kandidat des Nordens

Sollte Yar'Adua Ende Mai ins Amt eingeführt werden, würde dies einen Wechsel von einem Präsidenten aus dem christlichen Süden zu einem Präsidenten aus dem muslimischen Norden bedeuten. Yar'Adua gilt als enger Vertrauter des scheidenden Präsidenten Olusegun Obasanjo, der vergeblich versucht hatte, sich eine dritte Amtszeit genehmigen zu lassen.

Mehr als 60 Millionen Wahlberechtigte waren am Samstag aufgerufen, die politische Führung neu zu bestimmen. Nigeria ist mit etwa 140 Millionen Einwohnern das bevölkerungsreichste Land Afrikas. Es ist zudem der größte Ölproduzent des Kontinents. Dennoch lebt mehr als die Hälfte der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze. Zahlreiche Politiker gelten als korrupt. (sams)