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Reicht die Sicherheit bei Frachtflügen?

4. November 2010

Seit dem Fund von Sprengstoff im Frachtgut tut sich eine neue Gefahrenlage auf. Die Sicherheitsvorkehrungen bei Frachtflügen sollen deshalb verschärft werden. Aber totale Sicherheit im Flugverkehr gibt es nicht.

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Frachtflugzeuge auf dem Flughafen Köln/Bonn (Foto: dpa)
Im Fokus von Terroristen und Sicherheitsbehörden: TransportflugzeugeBild: picture alliance/dpa

Während man im Passagierverkehr die Sicherheitsvorkehrungen derart hoch gesetzt hat, dass die Wahrscheinlichkeit eines Anschlags immer weiter gesunken ist, sieht das im Frachtverkehr anders aus. Die Sprengbomben in den Laderäumen von Frachtmaschinen haben deutlich gemacht, dass es auf diesem geradezu anonymen Weg möglich ist, tödliche Ladungen beinahe unentdeckt an ihre Adressaten - zum Beispiel zwei Synagogen in Chicago - gelangen zu lassen.

Pakete und Päckchen stapeln sich im Luftfrachtzentrum am Köln-Bonner-Flughafen (Foto: dpa)
Luftfrachtzentrum des Flughafens Köln-Bonn: Stündlich bis zu 60.000 SendungenBild: picture alliance/dpa

Die Täter haben sich dabei den Umstand zunutze gemacht, dass die Kontrollen im Frachtverkehr derzeit offenbar lückenhaft sind. Das sieht auch Volker Zintel so. Er war jahrelang für den Sicherheitsbereich des Frankfurter Flughafens zuständig. Obwohl im Zweifel wie beim Handgepäck reingeschaut werde, würden Gegenstände durch die Kontrollen rutschen. "Die Kontrolleure versuchen, soweit es möglich ist, zu verhindern, dass manipuliert wird oder fremde Stoffe eingebracht werden."

Transportmittel für Terroristen

Bisher hat sich das Interesse der Sicherheitsbehörden vor allem auf den Passagierverkehr gerichtet. Das habe seinen Grund darin, erklärt Zintel, dass die Erfahrungen der vergangenen 30 Jahre gezeigt hätten, eine Gefahr gehe eher von Menschen als von einem Gepäckstück aus. Zudem wisse der potenzielle Attentäter zumeist nicht, in welchem Flugzeug das von ihm präparierte Frachtstück transportiert werde.

Die aktuellen Funde zeigen aber, dass Terroristen es möglicherweise gar nicht auf ein Flugzeug abgesehen haben. Sie nutzen es lediglich als Transportmittel, um ihre Fracht an den Ort des Geschehens bringen zu lassen. Deshalb rücken nun auch Transportflugzeuge in den Fokus der europäischen Sicherheitsbehörden.

DHL-Frachtmaschinen werden in den Nachtstunden auf dem Flughafen Leipzig/Halle beladen (Foto: dpa)
DHL-Maschinen werden beladen - auch am Drehkreuz Leipzig werden jetzt die Kontrollen verschärftBild: picture alliance/dpa

Die Sicherheitsmaßnahmen aus dem normalen Linienverkehr sollen - soweit es geht - auf den Frachtverkehr und die Kurierdienste übertragen werden. Aber das würde zu erheblichen Kosten und zu einer drastischen Verlängerung der Transportzeiten führen, befürchtet Zintel. Beides aber sind werbewirksame Argumente für Kurierdienste und Frachtunternehmen. "Damit wäre das Ziel von Terroristen, den Transportfluss in Europa zu behindern, eigentlich erreicht."

Bekannt oder unbekannt?

Derzeit wird einerseits in Frachtunternehmen unterschieden, die bekannt sind, und andererseits in Unternehmen, die nicht bekannt sind. Die Güter der ersten Gruppe werden nicht kontrolliert, weil dort interne Sicherheitsprüfungen stattgefunden haben, die von den Luftfahrt-Aufsichtsbehörden zertifiziert sind.

Waren unbekannter Herkunft werden untersucht. Dennoch gibt es keine vollkommene Sicherheit. Man kann nicht so viele Sicherheitsmaßnahmen einführen, dass der Sinn von Unternehmen in sein Gegenteil verkehrt würde. Und das wäre der Fall, wenn die Sicherheitsmaßnahmen einen kostengünstigen und vor allem schnellen weltweiten Transport von Gütern bei Fracht- und Kurierdiensten unmöglich machen würden.

Autor: Matthias von Hellfeld
Redaktion: Kay-Alexander Scholz