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Rekord-Eisschmelze im Nordpolarmeer

28. August 2012

Das ewige Eis ist in Gefahr: Die Eisfläche rund um den Nordpol ist so klein wie niemals zuvor. Wissenschaftler sprechen von "fundamentalen Veränderungen“. Die Suche nach den Ursachen führt zu alten Bekannten.

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Blick auf die Arktis aus dem All (Foto: dpa)
Bild: picture alliance/dpa

Rund um den Nordpol erstreckt sich eine Eisfläche von 4,10 Millionen Quadratkilometern. Zu diesem Ergebnis kam die jüngste Satellitenmessung des Schnee-und-Eis-Daten-Zentrums der USA (NSIDC). Für Laien klingt das nach einer riesigen Fläche – aber Wissenschaftler sind alarmiert: Es ist der niedrigste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen 1979. Und weil die Daten vor Ende des arktischen Sommers erhoben wurden, könnte sich die Eisfläche nach Ansicht der Forscher sogar noch weiter verringern.

Fundamentale Veränderungen

Die Eisfläche verkleinere sich dramatisch, sagte NSIDC-Wissenschaftler Walt Meier. Früher habe es in der Arktis vor allem vielschichtiges Eis gegeben, das jahrelang bestehen blieb. In Zukunft würden im Sommer dagegen immer größere Teile davon verschwinden.

Was die Wissenschaftler zusätzlich beunruhigt: In diesem Jahr habe es weder besonders hohe Temperaturen noch andere außergewöhnliche Wetter-Ereignisse gegeben. Der starke Rückgang des Eises sei durch die warmen Vorjahre bedingt und damit eindeutig Folge des vom Menschen verursachten Klimawandels.

Arktische Impressionen # 28.08.2012 17 Uhr # Journal Deutsch

Forschungsergebnisse des Max-Planck-Instituts für Meteorologie (MPI) in Hamburg stützen diese Aussage: Eine aktuelle Studie belegt, dass die Schmelze des arktischen Meereises kein zufälliges Phänomen ist. Sie lasse sich nicht durch natürliche Schwankungen erklären, sagte Dirk Notz, Leiter der Meereis-Forschungsgruppe des MPI.

Die Veränderungen der Eismasse am Nordpol sind für den gesamten Planeten von Bedeutung, sagt NASA-Chefwissenschaftler Waleed Abdalati: "Eis ist ein wichtiger Faktor bei der Entstehung der Klima- und Wetterbedingungen, unter denen sich unsere moderne Gesellschaft entwickelt hat." Passend dazu belegt eine in diesem Jahr veröffentlichte Studie des Fachmagazins "Geophysical Research Letters" die Zusammenhänge zwischen dem Abschmelzen des Eises im Nordpolarmeer und extremen Wetterphänomenen wie Dürren, Hochwasser sowie Kälte- und Hitzewellen an anderen Orten auf der Erde.

Kürzere Schiffsrouten dank Klimawandel

2010 war es möglich: Die russische Yacht "Peter" segelt durch die Nord-West-Passage (Foto: Crew of Peter I.)
2010 war es möglich: Die russische Yacht "Peter I." segelt durch die Nord-West-PassageBild: Crew of -Peter I-

Zu den wenigen Profiteuren des arktischen Klimawandels gehört die Schifffahrt: Aufgrund der steigenden Temperaturen und des zurückgehenden Eises in der Arktis wird die legendäre Nord-West-Passage zukünftig immer häufiger eisfrei sein. Über diese Route können Schiffe nördlich des amerikanischen Kontinents vom Atlantik in den Pazifik fahren, ohne den Umweg durch den Panama-Kanal nehmen zu müssen.

mak/qu (dpa, dapd, rtr, MPI, NSIDC)