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Drama in zwei Akten

Andreas Sten-Ziemons9. Mai 2012

In Hin- und Rückspiel ermitteln der Drittletzte der Bundesliga, Hertha BSC, und der Dritte der 2. Liga, Fortuna Düsseldorf, wer in der kommenden Saison im Fußball-Oberhaus spielen darf. Ein Duell auf Augenhöhe.

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Fußball Bundesliga 34. Spieltag: Hertha BSC - 1899 Hoffenheim am Samstag (05.05.2012) im Olympiastadion in Berlin. Herthas Trainer Otto Rehhagel (r) gestikuliert während des Spiels neben Herthas Manager Michael Preetz (M). (Foto: Sebastian Kahnert dpa/lbn)
Bild: picture-alliance/dpa

Als am vergangenen Wochenende in Berlin und Düsseldorf der Abpfiff ertönte, da freuten sich beide Heim-Mannschaften zwar intensiv aber nur kurz über das Erreichte. Hertha BSC hatte sich den drittletzten Platz in der Fußball-Bundesliga gesichert, Fortuna Düsseldorf den dritten Rang in Liga zwei. Doch beiden war klar: Das ist nur einZwischenziel – gewonnen hat man damit noch nichts. Denn nun geht es in die Relegation und hier entscheiden zwei Spiele darüber, wer in der nächsten Saison in der 1. Bundesliga mitspielen darf. Am Donnerstag (10.05.2012, 20:30 Uhr MESZ) hat zunächst der Bundesligist aus Berlin Heimrecht. Fünf Tage später (15.05.2012, 20:30 Uhr MESZ) findet das Drama in zwei Akten in Düsseldorf seinen Abschluss. Es gelten dieselben Regeln wie im Europapokal: Auswärtstore zählen doppelt, bei Gleichstand nach dem Rückspiel gibt es Verlängerung und gegebenenfalls sogar Elfmeterschießen.

Was auf dem Spiel steht, ist vor allem den Berlinern bewusst: Verlieren sie in der Endabrechnung, steigen sie zum zweiten Mal nach 2010 ab. Sie haben daher alles zu verlieren, während die Fortuna im Grunde nur gewinnen kann. "Es geht um zu viel", meint Hertha-Manager Michael Preetz, der davon ausgeht, dass seine Spieler alles geben werden, um den Abstieg zu verhindern: "Es geht um die Bundesliga, das ist Bedeutung genug." Für Preetz geht es sogar um den Job, den er bei einem erneuten Abstieg der Hertha wohl mit Sicherheit verlieren würde. Als Hoffnungsträger und Retter hatte er deshalb im Februar den 73-jährigen Otto Rehhagel zum Trainer gemacht.

Ramos für Lasogga im Hertha-Sturm

"Es ist ganz klar: Wir sind der Favorit", meint Rehhagel selbstbewusst. "Und ich bin mir sicher, dass unsere Jungs mit der Unterstützung der Zuschauer ein großes Spiel machen werden." Gleichzeitig räumt er aber auch ein: "Nicht immer haben in der Relegation auch die Favoriten gewonnen." Seit 2009 wird die Relegation wieder gespielt. Einmal setzte sich der Zweitligist durch (2009: Nürnberg gegen Cottbus), danach hatte jeweils der Erstligist das bessere Ende für sich (2010: Nürnberg gegen Augsburg, 2011: Mönchengladbach gegen Bochum). Dennoch sollten die Berliner, die besonders bei Heimspielen oft enttäuschten, gewarnt sein.

Fußball Bundesliga 31. Spieltag: Bayer 04 Leverkusen - Hertha BSC am Samstag (14.04.2012) in der BayArena in Leverkusen. Berlins Adrian Ramos (l-r), Torschütze Tunay Torun, Raffael und Piere-Michel Lasogga jubeln nach dem Treffer zum 3:2. (Foto: Marius Becker dpa/lnw)
Hertha-Torjäger Lasogga (1.v.r.) ist verletzt, für ihn soll Ramos (1.v.l.) die Tore gegen Fortuna machenBild: picture-alliance/dpa

"Wir dürfen hier keinen Treffer kassieren, das ist das Thema", fordert Rehhagel. "Düsseldorf hat zwei gute Innenverteidiger. Sie stehen hinten kompakt und werden jede Gelegenheit zu nutzen, mit ihren schnellen Leuten nach vorne zu spielen. Aber: Wir sind im Grunde auf alles vorbereitet." Fehlen wird Otto Rehhagel allerdings sein bester Stürmer. Pierre-Michel Lasogga, der in der abgelaufenen Saison immerhin achtmal ins gegnerische Tor traf, zog sich beim abschließenden Spiel gegen Hoffenheim einen Kreuzbandriss zu. Für ihn wird der zuletzt formschwache Adrian Ramos in die Mannschaft kommen. "Es ist die schlimmste Verletzung, die ein Fußballer haben kann", sagt Hertha Kapitän Levan Kobiashvili. "Deshalb müssen wir für Pierre und alle anderen Spieler, die lange verletzt sind, dieses Spiel gewinnen."

Enge Verbindungen

Während die Berliner Entschlossenheit zeigen, geht der Gegner aus Düsseldorf optimistisch in das erste Relegationsduell: "Wir haben alle Möglichkeiten, uns durchzusetzen", sagt Fortuna-Manager Wolf Werner, warnt aber gleichzeitig: "Dazu braucht es aber eine riesige Leistung der Mannschaft." Trainer Norbert Meier zeigt sich nach dem hart umkämpften 2:2-Unentschieden gegen den MSV Duisburg, mit dem die Relegation erreicht wurde, erleichtert: "Es ist eine Menge Ballast abgefallen", sagt er. "Wir haben unser ausgegebenes Saisonziel, besser als 2011 abzuschneiden, bei weitem übertroffen." Dennoch bleibt festzuhalten: In der Rückrunde der 2. Bundesliga schaffte es die Fortuna nicht, an die hervorragende Hinrunde anzuknüpfen, die man als Herbstmeister abgeschlossen hatte. Sie holte in den letzten 17 Partien nur noch 21 Punkte.

Fußball 2. Bundesliga 27. Spieltag: Fortuna Düsseldorf - Eintracht Braunschweig am Samstag (24.03.2012) in der Esprit-Arena in Düsseldorf. Der Düsseldorfer Trainer Norbert Meier breitet seine Arme aus. (Foto: Roland Weihrauch dpa/lnw)
Fortuna-Trainer Norbert Meier war bei Werder Bremen lange Zeit Spieler unter Otto RehhagelBild: picture-alliance/dpa

Besonders ist das Duell übrigens nicht nur wegen seiner sportlichen Bedeutung, sondern auch wegen der engen Verbindungen der Beteiligten untereinander: Norbert Meier war acht Jahre lang unter Otto Rehhagel Spieler bei Werder Bremen, schaffte mit ihm den Bundesliga-Aufstieg und gewann die deutsche Meisterschaft (1988). Rehhagel war vor seiner Bremer Zeit Trainer in Düsseldorf und gewann mit den Fortunen den DFB-Pokal (1980). Und auch Michael Preetz hat eine Düsseldorfer Vergangenheit: Der 44-jährige ist dort geboren, wechselte mit 14 Jahren in die Jugendabteilung der Fortuna und debütierte fünf Jahre später für die Düsseldorfer in der Bundesliga.

Eine Rolle spielen soll das aber während der Relegationsspiele nicht: "Wir wollen, dass Berlin in der Bundesliga bleibt", sagte Rehhagel entschieden und sah dabei seinen Manager an: "Unsere Jungs müssen zu 95 Prozent alles richtig machen. Oder ist das zuviel verlangt?" Darauf Michael Preetz: "Nee, das ist in Ordnung. Einhundert wären aber noch besser."