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Religionen sollen Frieden stiften

30. Mai 2011

EU-Institutionen und europäische Vertreter des Christentums, des Islam, des Judentums und des Buddhismus wollen sich zusammen für Demokratie etwa in Nordafrika engagieren. Das ist ein Ergebnis eines Treffens in Brüssel.

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Gruppe der drei EU-Präsidenten Buzek (Parlament), Barroso (Kommission) und Van Rompuy (Rat) mit Religionsführern mit verschiedenen Kopfbedeckungen und Gewändern im Hintergrund (Foto: dapd)
Die drei EU-Präsidenten Buzek (Parlament), Barroso (Kommission) und Van Rompuy (Rat) mit ReligionsführernBild: dapd

Der Lissabon-Vertrag von 2009 schreibt einen regelmäßigen Dialog zwischen den EU-Institutionen und Vertretern wichtiger Religionen vor. Doch Parlamentspräsident Jerzy Buzek beschrieb die Zusammenarbeit am Montag (30.05.2011) auch als Herzensangelegenheit. Die Trennung zwischen Staat und religiösen Gemeinschaften sei zwar sehr wichtig. "Aber es sollte so etwas wie eine freundliche Trennung sein. Denn die religiösen Gemeinschaften können uns bei vielen Dingen helfen und die höchst wichtigen Werte der menschlichen Würde und der Menschenrechte fördern."

Die Sorge der Kopten in Ägypten

Feuerwehrleute vor brennender Kirche in der Nacht (Foto: picture-alliance/dpa)
Wie weit reicht die Toleranz? Brennende koptische Kirche in Kairo am 7. Mai 2011Bild: picture-alliance/dpa

Das diesjährige Treffen in Brüssel stand vor allem im Zeichen der Umwälzungen im arabischen Raum. EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy lobt den friedlichen Charakter der Umstürze in Tunesien und Ägypten. "Diese Revolutionen wurden von jungen Leuten aus allen Religionen gemacht, die zusammengearbeitet haben und die nicht von irgendwelchem Extremismus beeinflusst waren."

Trotzdem hat es, auch nach dem Umsturz in Ägypten, wieder Angriffe auf christliche Kopten gegeben. Das haben EU-Vertreter immer wieder verurteilt. Die Angriffe stellten aber auch die neue staatliche Ordnung infrage, findet der deutsche Kardinal Reinhard Marx, der ebenfalls an dem Brüsseler Treffen teilnahm. "Wir haben zum Ausdruck gebracht, dass eine Demokratie nur dann in unserem Sinne funktionieren kann, wenn sie die Religionsfreiheit respektiert." Die Minderheiten in Ägypten machten sich Sorgen über die weitere Entwicklung im Land.

Freude über Mladics Festnahme

Es war dann ein aktuelles Ereignis, nämlich die Festnahme des bosnischen Serbenführers Ratko Mladic, das die Pressekonferenz in Brüssel beherrschte. Der bosnische Obermufti Mustafa Ceric erinnerte an das Massaker an bosnischen Muslimen in Srebrenica 1995, das Mladic zur Last gelegt wird. "Ich bin sehr froh, dass Ratko Mladic jetzt verhaftet ist, und ich schätze es sehr, dass das Europaparlament beschlossen hat, durch einen Gedenktag in ganz Europa an den Völkermord von Srebrenica zu erinnern. Wir als muslimische Gemeinschaft setzen also Hoffnung auf Europa."

Politischer Missbrauch der serbisch-orthodoxen Kirche?

Mladic in Uniform vor Mikrofon 1995 (Foto: AP)
Mutmaßlicher Kriegsverbrecher Mladic 1995: Sache der JustizBild: AP

Unmittelbar neben Ceric stand der orthodoxe Metropolit Emmanuel von Frankreich. Er ist gleichzeitig Vertreter des Ökumenischen Patriarchats bei der EU. Ein Journalist warf der serbisch-orthodoxen Kirche eine Mitschuld am Balkankrieg vor. Emmanuel sagte dazu: "Der Balkankrieg drehte sich überhaupt nicht um Religion. Die Religion wurde leider für ganz und gar politische Zwecke missbraucht." In den Fall Mladic wollte sich Emmanuel nicht einmischen, wollte nicht einmal den Namen nennen ("die Person, die Sie genannt haben"). Das Urteil über ihn werde "nach demokratischen Normen vom Haager Gericht gefällt werden. Das hat nichts mit uns zu tun, das ist Sache der Justiz."

Gemeinsame Erklärung von Muslimen und Juden

Jüdische und muslimische Vertreter veröffentlichten am Rande des Treffens eine denkwürdige gemeinsame Erklärung. Darin bringen sie ihre Sorge über "zunehmende Anzeichen von Islamfeindlichkeit und Antisemitismus" in Europa zum Ausdruck. Beide Religionsgruppen hätten daher beschlossen, zusammenzuarbeiten, um "Versuchen, unsere Gemeinschaften entweder zu dämonisieren oder zu marginalisieren, entgegenzutreten."

Autor: Christoph Hasselbach
Redaktion: Marko Langer