1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Rente mit 70 stößt (nicht nur) auf Skepsis

3. Januar 2015

Vor allem die Gewerkschaften und die Partei Die Linke lehnen einen freiwilligen Renteneintritt erst mit 70 ab. Nur ein prominenter Linken-Politiker sieht den Vorschlag von Bundesagentur-Chef-Weise "nicht als Quatsch".

https://p.dw.com/p/1EETu
Rentner zwischen zwei grünen Aktenordnern mit Aufschrift "Rente" und "Pension" (Foto: picture alliance/blickwinkel/McPHOTO)
Bild: picture alliance/blickwinkel/McPHOTO

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow hat sich offen für die Idee einer Rente mit 70 auf freiwilliger Basis gezeigt - und stellt sich damit gegen die Bundesparteispitze. "Ich sehe diesen Vorschlag nicht als Quatsch an", sagte Ramelow der "Thüringischen Landeszeitung". Fachwissen und Lebenserfahrung sollten den Unternehmen nicht verloren gehen.

"Es muss aber eine Win-Win-Situation für beide Seiten sein", betonte Ramelow. Ein solches System müsse "einen entsprechenden Anreiz bieten und darf nicht auf Druck aufgebaut sein". Arbeitnehmern, die das Rentenalter erreicht hätten, aber weiter arbeiten wollten, könne "beispielsweise die Einkommensteuer erlassen werden". Eine solche Regelung funktioniere aber nur auf freiwilliger Basis.

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Foto: picture alliance/dpa)
Ramelow ist der erste Regierungschef eines deutschen Bundeslandes mit Linken-ParteibuchBild: picture-alliance/dpa

Die Debatte angestoßen hatte der Vorstandschef der Bundesagentur für Arbeit (BA), Frank-Jürgen Weise. Angesichts des Fachkräftebedarfs plädierte er dafür, eine Beschäftigung über das gesetzliche Rentenalter hinaus attraktiver zu machen. Weise sagte der Zeitung "Die Welt", fexible Ausstiege aus dem Erwerbsleben seien "grundsätzlich ein gutes Modell".

"Abenteuerlich und völlig verfehlt"

Linken-Vorsitzende Katja Kipping und Bernd Riexinger (Foto: picture alliance/dpa)
Halten nichts von Weises Idee: Linken-Chefs Kipping und RiexingerBild: picture-alliance/dpa

Der Linken-Vorsitzende Bernd Riexinger hatte den Vorschlag dagegen als "abenteuerlich und völlig verfehlt" bezeichnet. Die zweite Parteichefin Katja Kipping steht der Idee ebenfalls ablehnend gegenüber. Sie verwies darauf, dass die Beschäftigten schon jetzt freiwillig über das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus arbeiten könnten.

Es stelle sich allerdings die Frage, ob dies wirklich freiwillig geschehe, da die gesetzliche Rente immer weniger vor Altersarmut schütze. Durch Weises Vorschlag würden die Senioren zudem in befristete Arbeitsverhältnisse gedrängt. "Das geht für uns natürlich in die falsche Richtung", betonte Kipping.

"Klingt wie Hohn"

Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) kritisierte den Vorstoß. Von den 60- bis 65-Jährigen sei nach wie vor nur ein Drittel sozialversicherungspflichtig beschäftigt, sagte DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach der "Neuen Westfälischen". In den Ohren derjenigen, die es nicht bis zum gesetzlichen Renteneintrittsalter schafften, müsse es "wie Hohn klingen, wenn wieder einmal über die Freiheit des längeren Arbeitens philosophiert wird".

Die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Grünen, Brigitte Pothmer, sagte hingegen der "Neuen Presse" aus Hannover, flexible Übergänge in die Rente seien "mehr als überfällig". Sowohl ein früherer als auch ein späterer Renteneinstieg sollten möglich sein. Sie fügte aber hinzu: "Ob die 70 in diesem Zusammenhang allerdings die magische Zahl sein muss - da bin ich skeptisch."

Nach Zahlen der Bundesagentur gingen Ende Juni 2014 knapp 173.000 Ältere zwischen 65 und 74 Jahren einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach. In der Altersgruppe von 65 bis 69 waren es zum selben Zeitpunkt 130.000.

gri/sti (dpa, afp, rtr)