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Rettung für feuchte Umweltschätze

3. Juni 2002

Verkümmerte Moore in Deutschlands Nordosten wachsen wieder. 2500 Hektar Moor werden in ihren Naturzustand zurückgeführt und somit wiederbelebt.

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"Grenzlandmoor" im vorpommerschen TribseesBild: AP

Die Rettungsaktionen für die bedrohten Moorlandschaften in Deutschlands Nordosten beginnen zu greifen. Bereits im Dezember 2001 wurde die Renaturierung einer 600 Hektar großen Teilfläche des vorpommerschen Grenzlandmoores abgeschlossen. Zwischen den Flüssen Trebel und Recknitz bei Triebsees wird jetzt schrittweise der Wasserstand aufgestaut, um die Entwässerung und Zersetzung des Moorkörpers zu beenden.

Das Großprojekt Grenzlandmoor ist das erste Vorhaben, das innerhalb des Anfang 2000 beschlossenen Landesprogramms zu Schutz-und Renaturierung der Moore abgeschlossen werden konnte. Die Aktion ist aus Sicht von Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Wolfgang Methling sowohl ökologisch als auch ökonomisch sinnvoll, da damit einerseits Klima und Boden Gutes getan wird und andererseits landwirtschaftlich unrentable Flächen der Natur zurück gegeben werden.

Gemeinsam an einem Strang ziehen

Unterstützt wird Methling in Sachen Moorschutz von seinem Amtskollegen Till Backhaus im Schweriner Landwirtschaftsressort. Mit Förderungen animiert dieser die Bauern, sich aus den Moorgebieten zurückzuziehen, oder auf extensive Grünlandnutzung umzusatteln.

Seit Anfang der neunziger Jahre wurden in Mecklenburg-Vorpommern mit Hilfe des LIFE-Projekts der Europäischen Union auf rund 12.000 Hektar Moor wieder naturnähere Wasserverhältnisse geschaffen. Mit dem jetzt laufenden Landesprogramm will das Land innerhalb der nächsten 20 Jahre die Renaturierung von 75.000 Hektar in Angriff nehmen. Das wäre allerdings erst ein Viertel der Gesamtfläche, die mit fast 300.000 Hektar Moor zwölf Prozent des Landesgebiets ausmacht. Vor allem die für Mitteleuropa einzigartigen "Durchströmungsmoore" in den Flusstälern und die "Überflutungsmoore" an der Ostsee verpflichten Mecklenburg-Vorpommern zu umfassendem Schutz.

Schutz der Moore zu DDR-Zeiten vernachlässigt

Der Schutz der Moore wurde in der Vergangenheit schwer vernachlässigt. Dabei spielte die in den sechziger Jahren in der DDR begonnene Intensivierung der Landwirtschaft eine besondere Rolle. So wurden allein in Mecklenburg-Vorpommern riesige Moorflächen, wie die "Friedländer große Wiese" oder die "Lewitz" bei Schwerin mit tausenden Kilometern Entwässerungsgräben radikal trockengelegt oder auf küstennahem Grünland mit rund 600 Schöpfwerken die natürliche Überflutung verhindert.

Die künstliche Wasserregulierung ließ die Moore in sich zusammensacken. Ihre vielfältigen Aufgabe als Filter, Wasser- und Kohlenstoffspeicher konnten sie so immer weniger erfüllen. Der Moorrückgang ging zudem mit der Emission von Millionen Tonnen klimaschädigender Treibhausgase sowie drastischer Reduzierung derbiologischen Artenvielfalt einher. Nur rund drei Prozent der Moore im Lande blieben völlig naturbelassen und wurden nicht entwässert. In küstennahen Niedermoorbereichen haben sich die Oberflächen wegen der Entwässerung über einen Meter unter den Wasserstand der Ostsee abgesenkt. Jährlich verlieren entwässerte Moore zwei Zentimeter ihrer Stärke. In den letzten 30 Jahren verschwanden in Mecklenburg-Vorpommern rund 30.000 Hektar flache Moore bereits völlig.

Dieser Trend setzt sich auf den Nutzflächen auch heute noch fort, soll aber mit dem Schutzprogramm gestoppt werden. Elf Renaturierungsprojekte mit einem Gesamtetat von zehn Millionen Mark sind deshalb in diesem Jahr in Mecklenburg-Vorpommern angelaufen oder stehen unmittelbar vor dem Start. Damit bestehen gute Aussichten, dass in den nächsten beiden Jahren weitere 2500 Hektar Moor in ihren Naturzustand zurückgeführt werden. (pg)