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Eckhard Tollkühn, Washington21. Oktober 2002

In den USA bekommt man viel Post. Doch leider ist die Postflut fast nur “Junk-Mail”, also Werbung, zunehmend auch CDs. Genau dagegen wenden sich jetzt zwei Amerikaner, berichtet DW-TV-Korrespondent Eckhard Tollkühn.

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Computer, Internet-Provider, Laptop: Wenn alles mal richtig funktioniert, ist der Mensch des 21. Jahrhunderts rundum glücklich. Dennoch wird er fast tagtäglich durch Postwurfsendungen belehrt, dass dieses Glück noch steigerungsfähig ist. AOL und andere Internet-Provider versuchen durch aggressive Werbekampagnen neue Kunden zu gewinnen. In der Post, in Zeitungs-Magazinen, angeheftet auf Leihvideos oder Musik-CDs finden sie sich, die Software-Silberscheiben, gratis, die dazu noch bis zu Tausend Stunden freien Internetzugang versprechen. AOL, mit seinen 35 Millionen Abonnenten weltweit, benutzt diese Taktik am häufigsten. Genug ist genug sagten sich jetzt Jim McKenna und John Liebermann aus El Cerrito in Kalifornien. Die beiden haben eine Webseite eingerichtet, die alle frustrierten CD-Empfänger auffordert, die Scheiben an sie zu senden.

Wenn Jim und John eine Million "Junk-CDs" gesammelt haben, wollen sie die Plastikladung vor den Eingang des AOL-Hauptquartiers in der Nähe von Washington kippen. Die High-Tech Variante der europäischen Bauernproteste. Nicht ganz so schmutzig aber ebenso wirkungsvoll, hoffen die Initiatoren.

70 000 CDs haben Jim und John bereits gesammelt. Noch ein weiter Weg bis Washington. Aber die Arbeit mache ihnen Spaß, sagen sie. CDs gehen aus aller Welt bei ihnen ein. Oft legen die Absender der Scheibe noch einen Brief oder ein Foto bei. Auf einem Foto sei ein Zimmer abgebildet, tapeziert mit Werbe-CDs erzählt Jim McKenna. Auf einem anderen ein wütender Hund mit einer CD im Maul, offenbar als Abschreckung für den Brieftäger. Diese Fotos setzen Jim und John zur allgemeinen Belustigung auch auf ihre Webseite. (www.NoMoreAOLCDs.com)

Bei all dem Spass vergessen sie aber nicht den Ernst der Angelegenheit. "AOL und die anderen Provider verschwenden natürliche Resourcen, verschmutzen die Umwelt und belästigen Menschen mit Dingen, die sie garnicht wollen," klagt John Liebermann.

Die beiden betonen dabei, dies sei keine Kampagne gegen AOL, nur eine Kampagne gegen Verschwendung. "Wir fordern das Unternehmen nur höflich auf, mit der Aussendung der CDs aufzuhören," sagt Jim McKenna. "Und wir tun das auf eine kreative Art und Weise." Weniger kreativ ist allerdings, wie die beiden die CDs behandeln. Sie gehen einmal mit dem Schraubenzieher darüber. Denn eines wollen sie auf jeden Fall vermeiden: Dass AOL die Dinger vor dem Haupteingang gleich wieder neu verschickt.