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Revanche verloren - nichts passiert

Tobias Oelmaier3. September 2014

Weltmeister Deutschland verliert das erste Spiel nach dem Finale von Rio klar gegen den damaligen Endspielgegner Argentinien. Vor allem die Defensive ist völlig überfordert gegen Matchwinner Angel di Maria.

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Länderspiel Deutschland gegen Argentinien
Bild: Reuters/I. Fassbender

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat die Revanche des WM-Endspiels von Rio de Janeiro verloren. In Düsseldorf unterlag das DFB-Team Argentinien verdient mit 2:4 (0:2). Sergio Aguero (20. Minute), Erik Lamela (40.), Federico Fernandez (47.) und Angel di Maria (50.) trafen für die Südamerikaner, die die deutsche Defensiv-Schwäche gnadenlos und effektiv offenlegten. André Schürrle (52.) und WM-Siegtorschütze Mario Götze (78.) milderten die Niederlage vor 51.000 Zuschauern wenigstens ein bisschen ab.

52 Tage nach dem WM-Triumph hatte Bundestrainer Joachim Löw nur vier Spieler aus der Startformation von Rio von Anfang an aufgeboten. Acht aus dem Brasilien-Aufgebot waren erst gar nicht im Kader. Vor der Partie waren die zurückgetretenen Philipp Lahm, Per Mertesacker und Miroslav Klose verabschiedet worden, dazu fehlten verletzt der neue Kapitän Bastian Schweinsteiger, Shkodran Mustafi, Mesut Özil, Jerome Boateng und Sami Khedira. Mats Hummels saß dagegen entgegen erster Ankündigungen zumindest auf der Bank, auf der zunächst auch Thomas Müller und Mario Götze Platz nahmen.

Gomez noch außer Form

Dafür kam Mario Gomez nach einem Jahr Verletzungspause zu seinem Comeback. Dem Stürmer des AC Florenz war die mangelnde Spielpraxis allerdings anzumerken: Mit seinen drei hochkarätigen Chancen hätte das deutsche Team früh in Führung bringen können, allerdings scheiterte er zweimal am hervorragend reagierenden Torwart Sergio Romero, einmal am eigenen Unvermögen. Auch sonst wirkte Gomez hüftsteif und passte so gar nicht ins sonst von Positionswechseln und schnellem Spiel geprägte Angriffsspiel. Folgerichtig wurde er später von Pfiffen begleitet ausgewechselt. "Wir haben zwei ausgeglichene Mannschaften gesehen. Es stand
0:4, obwohl beide Mannschaften eigentlich gleichwertig waren, das war schon seltsam", kommentierte Gomez das Spiel.

Große Show von di Maria

So waren es die Argentinier, die auch ohne ihren fehlenden Superstar Lionel Messi in der Offensive zu Hochform aufliefen. Angetrieben vom immens starken Angel di Maria spielten sie sich Möglichkeit um Möglichkeit heraus. In der 20. Minute chippte di Maria den Ball in den Fünfmeter-Raum, Aguero schoss volley völlig unbedrängt ins von Manuel Neuer gehütete Tor. In der 40. Minute vollendete Eric Lamela aus 14 Metern volley in den Winkel, wieder kam die Vorbereitung nach einem Konter von di Maria.

Länderspiel Deutschland gegen Argentinien
Selten war es so leicht, gegen Deutschland Tore zu schießen: Erik Lamela und Sergio Aguero (r.) freuen sich darüberBild: Reuters/I. Fassbender

Zum Wiederanpfiff brachte Joachim Löw Torwart Roman Weidenfeller für Neuer, und der führte sich gleich mit einem Missgeschick ein: Bei einem Freistoß - wieder von di Maria - irrte der Dortmunder durch den Fünfmeter-Raum, Verteidiger Fernandez musste aus kurzer Distanz nur den Kopf hinhalten, und kurze Zeit später durfte sich di Maria selbst feiern lassen, als er den Ball lässig über Weidenfeller ins Tor Eck lupfte. Teilweise desolat wirkte die deutsche Abwehr bei den Gegentreffern, vor allem Eric Durm fand gegen di Maria kein Mittel. Im WM-Finale hatte der wegen einer Verletzung nicht mitwirken können.

Steigerung nötig

Im DFB-Team gefiel vor allem Christoph Kramer, der im Mittelfeld die Fäden zog, sowie in der Offensive André Schürrle. Der wurde immerhin mit seinem 17. Länderspieltreffer belohnt, nachdem er zuvor noch an Romero gescheitert war. Als dann auch noch Müller und Götze eingewechselt wurden, kam etwas mehr Schwung ins Spiel. Zunächst traf Marco Reus in der 76. Minute nach einer schönen Kombination den Pfosten, dann traf Götze mit einem abgefälschten 16-Meter-Schuss (78.) zum 2:4. "Man hat gesehen, wie eng die Weltspitze ist, und ich kann der Mannschaft wegen der vielen Ausfälle keinen Vorwurf machen", sagte Löw nach dem Schlusspfiff im ZDF.

Auch wenn das Testspiel gegen Argentinien wegen der Verletzungsmisere nicht besonders aussagekräftig war - bis zum kommenden Sonntag wird sich die DFB-Auswahl gehörig steigern müssen. Denn dann geht es in Dortmund gegen Schottland schon um die ersten Punkte in der Qualifikation für die Europameisterschaft 2016 in Frankreich. Per Mertesacker konnte der Niederlage dennoch Gutes abgewinnen: "Das war ein Wachmacher und wird uns gut tun für Sonntag", sagte der Abwehrspieler von Arsenal London nach der Partie. Für machen im Kader wird dieser Wachmacher zu spät kommen, denn der Bundestrainer kündigte an, dass er reagieren wird: "Ich muss generell nachdenken und den ein oder anderen Spieler nachnominieren."