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Revolution oder Kurswechsel?

14. April 2013

Erstmals seit eineinhalb Jahrzehnten sind die Venezolaner zu einer Präsidentenwahl ohne Hugo Chávez aufgerufen. Doch auch rund fünf Wochen nach dem Krebstod des "Comandante" gilt sein letzter Wille für viele als Befehl.

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Venezolanischer Politiker Nicolás Maduro am Wahltag bei einer Veranstaltung in Caracas (Foto: imagostock&people)
Venezuela Nicolas MaduroBild: imago stock&people

Venezuela stellt die Weichen für die Ära nach Hugo Chávez. Rund 19 Millionen Wahlberechtigte sind aufgerufen, ein neues Staatsoberhaupt zu bestimmen. In den Armenvierteln der Hauptstadt Caracas sitzt die Trauer noch tief. Viele fühlen sich zur Stimmabgabe für Chávez' Wunschkandidaten Nicolás Maduro (Artikelbild), der derzeit als Interimspräsident fungiert, verpflichtet - aus Respekt für ihren verstorbenen "Comandante". "Wählt Nicolás, wenn ich nicht mehr da bin", hatte der todkranke Chávez seinem Volk noch aufgetragen.

"Ich werde am Sonntag Maduro wählen und dabei an Chávez denken", sagt der Schweißer Richard Avello der Nachrichtenagentur afp. "Überzeugt von dem Typen bin ich aber nicht. Es ist, als würde Dir eine Braut aufgezwungen."

Maduro siegesgewiss

Der für die sozialistische Regierung antretende Maduro präsentierte sich während des nur zehntägigen Wahlkampfs bereits siegessicher, wohlwissend, dass er in Umfragen deutlich in Führung liegt.

Der 50-jährige ehemalige Busfahrer und Gewerkschafter will die "Bolivarische Revolution" fortsetzen, die vor allem darin bestand, die Öleinnahmen zugunsten der armen Bevölkerungsschicht zu nutzen. Er bezeichnet sich als "Sohn" und "Jünger" des Ex-Präsidenten und sorgte für reichlich Spott, als er behauptete, der verstorbene politische Ziehvater sei ihm im Schlaf als kleiner Vogel erschienen.

Venezuela wählt neuen Präsidenten

Capriles will Kurswechsel

Die Opposition schickt wie bei der Wahl im Oktober 2012 den Gouverneur des Bundesstaates Miranda, Henrique Capriles Radonski, ins Rennen. Der bürgerliche Kandidat Capriles, der bei der Wahl vor sechs Monaten Chávez mit einem Abstand von elf Prozentpunkten unterlag, will den Kurswechsel in seiner Heimat. Er versprach einen wirtschaftlichen Neuanfang in dem unter hoher Inflation leidenden Venezuela und ein Ende der Ölgeschenke an andere Länder, allen voran Kuba.

Der 40 Jahre alte Jurist sagte der Korruption den Kampf an und beschwor seine Anhängerschaft, zur Wahl zu gehen. Er sprach von einem Kampf zwischen David und Goliath, der aber zu gewinnen sei: "Am Sonntag werden wir dem Regierungsgrüppchen sagen: Sie sind jetzt Opposition."

Oppositionschef Capriles (Foto: rtr)
Oppositionschef Capriles will einen NeuanfangBild: Reuters

Am letzten Tag des Wahlkampfs hatten beide noch einmal Zehntausende Anhänger versammelt. "Ich werde Euer Vater sein, der Präsident der Armen", rief Maduro auf seiner letzten Kundgebung in Caracas. Capriles bezichtigte auf seiner Abschlusskundgebung seinen Gegner abermals der "Lüge". Das Land brauche nach 14 Jahren einen Wechsel.

Landesweit können die Venezolaner bis 18.00 Uhr Ortszeit (00.30 MESZ) in 13.800 Wahlzentren ihre Stimme an elektronischen Wahlautomaten abgeben. Das Ergebnis könnte bereits drei bis vier Stunden nach Schließung der Wahllokale vorliegen.

se/det (dpa, epd, afp, rtr)