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Robert-Koch-Medaille

Gudrun Heise14. November 2014

Malaria - daran forscht der Molekularbiologe Hermann Bujard seit über 20 Jahren. Sein Ziel: Einen Impfstoff gegen die Krankheit zu entwickeln. Jetzt bekam der 80-Jährige die Robert-Koch-Medaille in Gold.

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Robert Koch Goldmedaille
Bild: David Ausserhofer

Im April dieses Jahres hat Hermann Bujard seinen 80. Geburtstag gefeiert. Er ist Forscher aus Leidenschaft. Ein wichtiger Schwerpunkt seiner Arbeit ist seit rund 20 Jahren Malaria und die Entwicklung eines Impfstoffes. Spät in seinem Leben habe er sich dazu entschlossen, nochmal etwas 'Vernünftiges' zu machen, meint Bujard etwas verschmitzt. "Ich habe dieses Forschungsfeld als medizinisches Projekt gewählt und nicht als Grundlagenprojekt." Von Hause aus sei er eigentlich immer ein dezidierter Grundlagenforscher gewesen. "Aber Malaria war für mich ein Projekt, mit einem ganz festen Ziel, nämlich dem Versuch einen Impfstoff zu entwickeln. Wir sind eigentlich schon sehr weit gekommen. Wir stehen jetzt kurz vor der medizinischen Erprobung unseres Stoffes und hoffen, dass wir in etwa zwei Jahren die ersten Feldversuche machen können, um die Wirksamkeit nachzuweisen."

Professor Hermann Bujard, Portraitbild (Foto: Friederike Hentschel)
Hermann Bujard hat sich durch Malariaforschung einen Namen gemachtBild: Friederike Hentschel

Teufelskreis Malaria

Bujard hat sich bei seiner Forschung vor allem auf die 'Malaria Tropica' konzentriert, die schwerste Form dieser Krankheit. Sie herrscht zwar nicht ausschließlich, aber doch hauptsächlich in Afrika, dort besonders in Subsahara-Afrika. Malaria sei bei der Entwicklung in diesen Länder ein entscheidendes Hemmnis, so der emeritierte Universitätsprofessor. "Wenn man aus dem Zyklus von Armut und Krankheit nicht ausbrechen kann, dann bleibt alles im Argen: Die Erziehung des Einzelnen, aber auch die gesamte Entwicklung im Land." Das hänge alles zusammen.

Der Genschalter

Ein weiteres Gebiet, auf dem Bujard intensiv geforscht hat, läuft auf chemisch-physikalischer Ebene ab. Herausgekommen ist dabei der sogenannte Genschalter. Es ist sozusagen ein molekularbiologisches Standardwerkzeug, mit dem Gene gezielt an- und abgeschaltet werden können. "Es war nicht unser Ziel, diesen Schalter zu entwickeln. Es war letztendlich eine Spielerei, die vor dem Hintergrund unserer Erkenntnisse über Gen-Regulation abgelaufen ist." Heute ist dieser Genschalter in unzähligen Forschungsbereichen verbreitet und wird beispielsweise in der Krebsforschung genutzt. Bujard nennt ein Beispiel: "Eine Gruppe von Forschern hat bei Mäusen spezifische Tumoren in Leberzellen induziert. Das Krebsgen war nicht aktiv. Dann aber konnte man es mit dem Genschalter anstellen. Die Mäuse haben daraufhin Tumoren entwickelt." Die interessante Frage sei dann gewesen, ob dieser Vorgang reversibel ist. "In einer ganzen Reihe von Fällen war der Prozess reversibel. Das heißt: der Tumor hat sich zurückgebildet." Das habe sehr viel in der Tumorbiologie bewirkt. Auch für die Aidsforschung ist der Genschalter wichtig, genauso wie in der Entwicklung neuer Medikamente zum Beispiel gegen AIDS oder Hepatitis B.

Wichtige Stationen

Als eine sehr wichtige Lebensphase bezeichnet Bujard seine Zeit in den USA. Von 1964 bis 1970 lebte er in Madison, Wisconsin und in Texas. Dort habe er das angelsächsische, liberale System der Forschung kennengelernt. Das sei sein ganzes Leben lang für ihn vorbildlich gewesen. Aber nicht nur das. "Mein Aufenthalt war für mich persönlich wichtig, zur eigenen Findung als Forscher. Insofern waren die amerikanischen Jahre ganz entscheidend. Ich hatte ja auch nie vor, Professor zu werden. Aber durch meine Arbeit in den USA bin ich es auf einmal geworden."

Eine andere Station in seinem Leben führte ihn in eine andere Welt, zum Schweizer Pharmaunternehmen La Roche. "Bei Roche gab es damals noch eine gute Forschungstradition", so Bujard. Es sei sehr lehrreich für ihn gewesen, die Pharmabranche, auf die man so leicht schimpft, mal von einem anderen Blickwinkel zu sehen. Während dieser Zeit hat er begonnen, sich mit der Infektionsbiologie zu beschäftigen. Nach seiner Rückkehr an die Universität Heidelberg hat er weiter in diesem Bereich geforscht. "Wir haben oft in Afrika gearbeitet. Das hat meine Studenten und mich durchaus einiges gelehrt. Dinge, die man in Laboren nicht sieht: die Not der Kinder." Sie seien immer in hoch-endemischen Malariagebieten gewesen, nicht im touristischen Afrika. "Wenn man das Elend dort sieht und die Krankheiten - das hat meine damaligen Doktoranden und mich sehr nachdrücklich motiviert, aber auch zum Nachdenken gebracht." Seine größte Hoffnung ist, dass der von ihm entwicklete Malaria-Impfstoff wirksam ist. Im nächsten Jahr sollen die ersten Feldversuche durchgeführt werden. Wenn alles gut geht, könnte der Impfstoff in fünf Jahren auf den Markt kommen. Das wäre für Bujard die Krönung seiner Forschungsarbeit.

An Malaria erkrankte Kinder in Sierra Leone (Foto: dpa - Bildfunk)
Bujard hat auch in Malariagebieten geforschtBild: picture-alliance/dpa