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Lewandowski - Torjäger mit Streichelbedarf

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Tobias Oelmaier
28. September 2019

Bayern-Stürmer Robert Lewandowski stellt eine weitere Bestmarke auf. Ein Grund dafür ist, dass er nach fünf Jahren in München endlich dort angekommen ist, kommentiert DW-Redakteur Tobias Oelmaier.

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Fußball Bundesliga  SC Paderborn v Bayern München Tor
Bild: Reuters/W. Rattay

In der 79. Minute des Bundesligaspiels seines FC Bayern beim SC Paderborn schafft er es dann doch. Robert Lewandowski lupft den Ball zum 3:1 ins Tor und setzt damit einen weiteren Meilenstein. Als erster Bundesliga-Profi hat der Pole nach sechs Spieltagen zehn Treffer auf seinem Konto, als erster trifft er in allen sechs Partien seit Saisonbeginn. Insgesamt erhöht er auf 212 Bundesligatore, steht damit nur noch eines hinter Manfred Burgsmüller auf Rang vier in der ewigen Bestenliste.

Ganz vorne in diesem Ranking liegt sein sportlicher Urahn bei Bayern München, Gerd Müller. Dessen 365 Tore stehen für die Ewigkeit. Eine andere Bestmarke aber könnte Lewandowski in dieser Saison knacken: jene 40 Saisontreffer, die Müller 1971/72 erzielt hatte, und die über Jahrzehnte uneinholbar galten. Doch sein Trainer Niko Kovac jedenfalls traut ihm das nun zu - "wenn er gesund bleibt". Die Form dazu hat Lewandowski jedenfalls.

Aufstieg in der Hierarchie

Dass sie momentan so viel Freude an ihm haben, liegt zum einen an der Widerstandsfähigkeit der Münchner Führungsriege, wenn es um Abwerbeversuche aus Spanien oder sonstwo ging. Lewandowskis Berater wurde, auch über die Medien, immer wieder klar gemacht, dass man nicht gewillt sei, seinen Torjäger abzugeben. Trotz aller Lamentos. Im Gegenteil, jüngst wurde sein Vertrag um vier Jahre verlängert.

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Tobias Oelmaier: "Lewandowski zahlt Vertrauen zurück"

Zum anderen aber dürfte die nochmalige Leistungssteigerung auch daran liegen, dass sie Robert Lewandowski - vielleicht aus auch der Not heraus - nach fünf Jahren in München zum Führungsspieler gemacht haben. Kapitän Manuel Neuer steht geographisch weit weg vom Rest des Teams, Thomas Müller, der Ersatzkapitän, sitzt überwiegend auf der Bank. Franck Ribery, Mats Hummels und Arjen Robben sind weg. So soll Lewandowski als Einziger schon vor dem Wechsel von Philippe Coutinho in die Absicht eingeweiht gewesen sein, den Brasilianer aus Madrid auszuleihen.

Die Mannschaft im Blick

Der Mittelstürmer zahlt dieses Vertrauen zurück. Nicht nur mit seiner Standardwährung, den Toren. Jüngst hat er gleich mehrfach geäußert, sich ein Karriereende in München vorstellen zu können. Vergangenes Wochenende überließ er Neuzugang Coutinho selbstlos die Ausführung eines Strafstoßes, als Willkommensgeschenk quasi, um ihm den Einstand zu erleichtern. Weil er ja weiß, wie wichtig es ist, dass der Torbann gebrochen ist, sagte er sinngemäß. Das hätte es vor ein paar Monaten noch nicht gegeben.

Robert Lewandowski, der sonst den Stinkstiefel gab, wenn er das Gefühl hatte, das Spielsystem sei nicht auf ihn ausgerichtet oder ein Mitspieler hätte ihn übersehen, ist mannschaftsdienlich geworden. Alles aus der erfahrenen Wertschätzung heraus. Und davon profitieren nicht nur die Mitspieler, nicht nur seine Mannschaft, sondern auch er selbst. Tatsächlich sind ihm in der derzeitigen Verfassung - auch der mentalen - kaum noch Limits gesetzt. Zumindest nicht in der Bundesliga. Vielleicht knackt er ja tatsächlich noch die 365 Tore. Zeit genug hätte er mit seinen gerade 31 Jahren.