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Roboter-Rüssel gewinnt Zukunftspreis

2. Dezember 2010

Es ist der Ritterschlag in der deutschen Forschung: Ingenieure aus Baden-Württemberg erhalten den Deutschen Zukunftspreis für ihren bionischen Roboterarm. Abgeschaut haben sie sich die Erfindung aus der Tierwelt.

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Roboterarm übergibt Ei in menschliche Hand (Foto: DW)
Bild: DW-TV

Ingenieure sind nicht gerade bekannt für Gefühlsausbrüche, doch Peter Post ist immer noch ganz überwältigt: "Das ist für uns eine Riesen-Auszeichnung. Ich glaube, so etwas kann nur einmal im Leben passieren. Das ist wirklich der Oscar der Technik", schwärmt der Ingenieur im Gespräch mit der Deutschen Welle. Seine Erfindung: Ein Hightech-Greifarm, der einem Elefantenrüssel nachempfunden ist.

Gespannt wie eine Fischflosse

Ingenieure Peter Post, Markus Fische und Andrzej Grzesiak (von links nach rechts) von der Festo GmbH, die für ihre Entwicklung eines Greifarms nominiert sind (Foto: Ansgar Pudenz)
Peter Post (Mitte) und sein TeamBild: Deutscher Zukunftspreis / Ansgar Pudenz

Der Zukunftspreis ist die wichtigste nationale Auszeichnung für herausragende Leistungen im Bereich Technik und Innovation. Seit 1997 wird er vom Bundespräsidenten vergeben. Den Preis erhalten vor allem Erfindungen, die die Gesellschaft für die Zukunft fit machen. Innovationen wie der künstliche Arm seien in einer alternden Gesellschaft wichtig, sagte Bundespräsident Christian Wulff bei der Preisverleihung. "Neue Werkstoffe mit neuen Formen des Antriebs erleichtern das Leben im Alter", ergänzte er.

Das Team um Peter Post hat sich bei der Entwicklung von der Natur, genauer gesagt, der Tierwelt inspirieren lassen. Der Greifarm, den die Festo AG zusammen mit dem Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik entwickelt hat, ist nicht nur flexibel wie ein Elefantenrüssel. Er hat auch die Spannkraft einer Fischflosse im Greiffinger. Der Arm wird mit Hilfe einer Kamera oder mit Sprachbefehlen gesteuert.

Gütesiegel für die weltweite Vermarktung

Menschliche Hand greift nach Greifarm (Foto: DW)
Interaktion von Mensch und TechnikBild: DW-TV

Die Baden-Württemberger Ingenieure sind mit ihrer Idee ganz frisch auf dem Markt. Es gibt Prototypen des Geräts. 2011 will die Firma rund 1000 der neuen Präzisions-Greifarme absetzen. Die Werbung durch den Zukunftspreis kommt den Erfindern dabei sehr gelegen. Die Auszeichnung ist nicht nur mit 250.000 Euro dotiert, sondern auch ein wichtiges Gütesiegel für die weltweite Vermarktung ihrer Erfindung.

Der schlauchförmige Greifer besteht nicht aus Metall, sondern aus einem sehr weichen Kunststoff. Das eröffne ganz neue Möglichkeiten, erklärt Post: "Der Greifer kann vor allem in unmittelbarer Interaktion von Mensch und Technik Dinge tun. Bisher musste man Robotiksysteme aus Sicherheitsgründen abgeschirmt vom Menschen arbeiten lassen."

Der Greifarm kann vielfältig eingesetzt werden: Zurzeit wird getestet, ob er beim Orangenpflücken behilflich sein kann. Doch nicht nur die Landwirtschaft, sondern auch der ganz normale Haushalt sei ein mögliches Einsatzgebiet, sagt Erfinder Post. Denn der mechanische Arm sei so behutsam, dass er sogar gefahrlos mit rohen Eiern hantieren könne.

Mit ihrem Greifarm setzten sich die Stuttgarter Ingenieure gegen zwei weitere nominierte Erfindungen durch: ein cleveres Laser-Verfahren zum Sortieren von Kunststoffen und ein blitzschnelles Testverfahren für die Suche nach chemischen Katalysatoren.

Autor: Jan Bruck
Redaktion: Judith Hartl