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Hannover Messe

23. April 2009

Die Hannover Messe ist die weltgrößte Industrieschau. Doch es gab auch in diesem Jahr nicht nur Maschinen zu bestaunen, sondern auch das, was in den Laboren der Forscher entsteht.

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Schau mir in die Augen! Einer der vielen Roboter in Hannover (Photo: Picture alliance/dpa)
Schau mir in die Augen! Einer der vielen Roboter in HannoverBild: picture-alliance/ dpa

Die Messehalle 2 auf dem riesigen Gelände in Hannover ist fest in der Hand von Professoren und Studenten. Hier kann man sehen, wie aus Ideen marktreife Produkte werden. Wohl nirgendwo sonst auf der Welt treffen Wissenschaft und Wirtschaft auf relativ kleinem Raum so gezielt aufeinander. Industrienahe Forschung nennt man das, was es hier zu hören, zu sehen und zum Anfassen gibt. Alle wichtigen Universitäten des Landes, die in dieser Richtung tätig sind, geben hier Einblick in ihre Forschungsprojekte. Immerhin um die 40 Milliarden Euro geben deutsche Unternehmen jährlich für Forschung und Entwicklung aus. Um dies von der universitären Seite aus zu unterstützen, hat die Bundesregierung die sogenannte "Hightech-Strategie" entwickelt: In diesem Rahmen wurden in strategischen Partnerschaften aus Wissenschaft und Wirtschaft mehr als drei Milliarden Euro in die Industrieforschung investiert.

Biene mit Chip (Photo: Henrik Böhme)
Fleißiger Sammler: Biene mit ChipBild: DW / Böhme

Biene Maja als Umweltdetektiv

Was die Forscher mit dem Geld anstellen? Antworten gibt es beispielsweise am Stand des Zentrums für Telematik, einer Ausgründung der Universität Würzburg. Da haben sich ein Bienenforscher und ein Roboterspezialist zusammen getan. Ihr Ziel: Ein Instrument zu schaffen, mit dem sich die Umwelt großflächig und günstig überwachen lässt. Denn wer wissen will, ob ein bestimmter Landstrich mit irgendeiner Chemikalie belastet ist, der muss nur schauen, was die fleißigen Bienenvölker von ihren Sammlungen zurück in den Stock bringen. "Wir haben den Bienen einfach einen kleinen RFID-Chips auf den Rücken gesetzt", erklärt Eberhard von Deuster, der kaufmännische Leiter des Zentrums für Telematik. Diese Chips können beim Zurückkehren der Biene per Funk ausgelesen und analysiert werden. Zukunftsmusik? "Eher nein", sagt von Deuster. In zwei bis drei Jahren könnte das System tatsächlich einsatzbereit sein.

Der Kletter-Roboter RatNic bei der Arbeit (Photo: Henrik Böhme)
RatNic bei der ArbeitBild: DW/Böhme

Kletter-Roboter nach Ratten-Vorbild

Gestatten: RatNic! So heißt ein kleiner Roboter, der auf dem Stand der Friedrich-Schiller-Universität Jena an einem Rohr auf und ab klettert. Er hat eine Kamera und Sensoren dabei und kann Orte inspizieren, an denen es für Menschen zu gefährlich wird – etwa Rohre in einer Chemieanlage. Das Ganze ist ein Gemeinschaftsprojekt der thüringischen Universitäten Jena und Ilmenau mit einem Unternehmen namens Tetra. Die sind auf Sensorik und Robotik spezialisiert. "Vorbild für RatNic ist in der Tat die Wirbelsäule einer Ratte", erklärt Entwickler Christian Trommer von Tetra. Deren Bewegungsmöglichkeiten wurden ausgewertet und in diese industrienahe Lösung eingebracht.

Künstliche Hand mit intelligenten Finger

Die Roboter-Hand des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (Photo: Henrik Böhme)
Die Roboter-Hand des DLRBild: DW/Böhme

Doch es gibt nicht nur Tierisches zu bestaunen in der Research & Technology-Halle in Hannover. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) zeigt beispielsweise eine Roboterhand, die der menschlichen Hand erstaunlich nahe kommt. Vielleicht noch ein bisschen zu groß geraten, "wie die Hand eines kanadischen Holzfällers", sagt Andreas Brinner. Er kommt vom Institut für Fahrzeugkonzepte in Stuttgart, das zum DLR gehört und an der Entwicklung beteiligt ist. Aber kleiner ginge es im Moment noch nicht, da sämtliche Bauteile zur Steuerung und Bewegung in die Hand integriert sind. Unter anderem 15 Motoren und Antriebe. Langfristiges Ziel ist es, dass die künstliche Hand die menschliche als Prothese ersetzen kann – oder dass sie als autonome Montagehand im Weltraum zu Reparaturarbeiten etwa an einer Raumstation eingesetzt wird.

Leben im Jahr 2050

Wohnkugel - Visionen 2050 (Photo: Henrik Böhme)
Werden wir morgen so wohnen? Visionen 2050Bild: DW/Böhme

Wie werden wir im Jahr 2050 wohnen? Wie werden wir kommunizieren, wie werden wir uns fortbewegen? Einen Blick in die Zukunft riskiert "Vision 2050", ein Gemeinschaftsstand des Netzwerkes "future-bizz". Hier haben sich mehrere führende Industrieunternehmen zusammen gefunden, um neue Geschäfts- und Produktideen zu entwickeln. So zeigen die Entwickler der Deutschen Telekom Laboratories, wie sie sich die virtuelle Zukunft vorstellen. Der Ingenieur-Verein Auto und Verkehr (IAV) stellt sein Konzept einer berührungslosen Energieübertragung vor. Damit ließen sich Elektroautos während der Fahrt auf der Autobahn aufladen. "Machbar, aber sicher erst so um 2030 herum", sagt IAV-Vizepräsident Wilfried Nietschke. Denn schließlich müsse man die komplette Infrastruktur umkrempeln. Von der Vision zur Wirklichkeit ist es eben meistens ein ziemlich großer Schritt.

Autor: Henrik Böhme

Redaktion: Judith Hartl