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Rothemden strömen nach Bangkok

13. März 2010

Zum Regierungssturz entschlossen sind zehntausende Demonstranten aus ganz Thailand nach Bangkok gereist. In der Landeshauptstadt legten sie das öffentliche Leben teilweise lahm.

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Demonstranten in Bangkok (Foto AP)
Bild: AP

Die Oppositionsbewegung "Vereinigte Front für Demokratie und gegen Diktatur" (UDD) will mit den Protesten Thailands Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva zum Rücktritt zwingen. Tausende Demonstranten blockierten am Samstag (13.03.2010) die breite Rajdamnoen-Straße am Demokratie-Denkmal. Sie wollen dort am Sonntag an einer Massenkundgebung teilnehmen. Die Organisatoren erwarten dazu mehr als eine Million "Rot-Hemden", wie die Anhänger des 2006 gestürzten Regierungschefs Thaksin Shinawatra wegen ihres bevorzugten Bekleidungsstücks genannt werden.

Regierung befürchtet Ausschreitungen

Soldaten riegeln Regierungssitz in Bangkok ab. (Foto AP)
Regierung macht gegen Proteste mobilBild: AP

Die Zufahrtsstraßen aus dem Norden des Landes waren am Morgen bereits teilweise verstopft. In den nördlichen Provinzen hatten die Organisatoren über Nacht schon Zehntausende Menschen zusammengezogen, die sich in kilometerlangen Konvois mit Autos, Lastwagen und Bussen in Richtung Bangkok in Bewegung setzten. Die Regierung geht von rund 600.000 bis 700.000 Demonstranten aus. Sie warnte vor Ausschreitungen und mobilisierte rund 50.000 Sicherheitskräfte. Viele Geschäfte und Schulen sind bereits seit Freitag geschlossen. Der Amtssitz des Regierungschefs wurde abgeriegelt. Regierungschef Abhisit lehnte einen Rücktritt ab und sagte eine für das Wochenende geplante Australienreise ab.

Ex-Regierungschef unterstützt Proteste aus dem Ausland

Der 2006 gestürzte Regierungschef Thaksin Shinawatra (Foto: EPA)
Thaksin ShinawatraBild: picture alliance/dpa

Die UDD zahlt Demonstrationsteilnehmern nach deren Angaben umgerechnet 22 Euro pro Tag. Unklar ist, wie groß ihre Kriegskasse ist. Einer der Geldgeber und Mentoren der Rothemden ist Ex-Regierungschef Thaksin Shinawatra. Der Milliardär feuerte seine Anhänger über das Kurznachrichtenportal Twitter an durchzuhalten. Er war im August 2008 ins Ausland geflohen, um einer Gefängnisstrafe wegen Korruption in seinem Heimatland zu entgehen. Im Oktober desselben Jahres wurde er in Abwesenheit zu zwei Jahren Haft verurteilt.

Die Anhänger von Abhisit Vejjajiva hatten vor zwei Jahren eine ähnliche Taktik wie jetzt die Oppositionsbewegung gegen die "Rothemden"-freundlich gesinnte Regierung benutzt. Sie stürzten Bangkok ins Chaos, erst mit der Besetzung des Regierungssitzes und dann mit dem Sturm auf den Flughafen. Die Regierung stolperte schließlich über angeblichen Wahlbetrug. Abhisit kam mit der Hilfe von Überläufern nach einem Votum im Parlament an die Macht.

Autor: Manfred Böhm (dpa, rtr, afp)
Redaktion: Dirk Eckert