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Rubel in der Krise

7. November 2014

Der drastische Verfall des russischen Rubel setzt die Moskauer Zentralbank zunehmend unter Druck. Die Ursachen für die Abwertung gehen über die Ukraine-Krise und die westlichen Sanktionen hinaus.

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russischer Rubel
Bild: picture-alliance/ITAR-TASS

Am Freitag (07.11.2014) rutschte die russische Landeswährung den dritten Tag in Folge auf ein Rekordtief ab: Ein Dollar verteuerte sich zeitweise um bis zu 3,8 Prozent auf 48,65 Rubel. Damit zerstob die Hoffnung der Vortage, bei einem Kurs von 45 Rubel je Dollar könnte sich der Markt stabilisieren. Auch die russischen Aktienwerte gerieten zwischenzeitlich ins Rutschen. Der Moskauer Leitindex RTS, dessen Werte in Dollar notiert werden, fiel um bis zu 3,7 Prozent auf ein Fünf-Jahres-Tief, bevor er sich wieder knapp in die Gewinnzone rettete.

Erst Spekulationen auf weitere Hilfen der Notenbank gaben dem Rubel-Kurs wieder etwas Auftrieb. Sie erklärte, jederzeit ohne Vorwarnung zu einer Aufstockung ihrer Interventionen zur Verteidigung des Rubel bereit zu sein. Die Landeswährung sei unterbewertet und notfalls werde sie auch andere Finanzinstrumente zu ihrer Stützung einsetzen.

Wirtschaftsabschwung begann vor der Ukraine-Krise

Seit Jahresbeginn haben der Rubel und der RTS-Index jeweils mehr als 30 Prozent verloren. Die russische Wirtschaft leidet unter den Folgen von Sanktionen, die der Westen gegen das Land wegen dessen Rolle im Ukraine-Konflikt verhängt hat. Russische Unternehmen müssen verstärkt Dollar kaufen, weil sie vom direkten Zugang zu den internationalen Finanzmärkten abgeschnitten sind.

Doch noch lange bevor in der Ukraine proeuropäische Demonstrationen begannen und die Außenpolitik in Moskau zunehmend aggressiv agierte, setzte ein Wirtschaftsabschwung in Russland ein: Der von der in London ansässigen Großbank HSBC erhobene Einkaufsmanagerindex für verarbeitendes Gewerbe und Dienstleistungen sank bereits seit dem Jahreswechsel 2012/2013. Hinzu kommt ein massiver Preisverfall bei Rohöl.

Beobachter des Landes und westliche Investoren berichten von einer gravierenden Rechtsunsicherheit in dem Land, die neben der einseitigen Ausrichtung der Volkswirtschaft auf Energie- und Rüstungsindustrie ein deutliches Wachstumshindernis ist.

Zentralbank zieht die Reißleine

Die ohnehin latente Unsicherheit verstärkte sich in den vergangenen Monaten im Zuge der russischen Annexion der Krim sowie der Eskalation in der Ukraine noch einmal. Dies und die darauf folgenden westlichen Sanktionen lösten eine Kapitalflucht aus. Diese könnte im laufenden Jahr laut der Kreml-nahen Nachrichtenagentur Ria Novosti 120 Mrd. Dollar erreichen.

Zugleich schmolzen die Währungsreserven drastisch zusammen. Aktuell hat die Notenbank Fremdwährungsreserven und Gold im Umfang von 429 Milliarden US-Dollar auf der hohen Kante. Zu Jahresbeginn waren es noch 511 Miliarden. Der Abfluss hatte sich zuletzt beschleunigt, als die Notenbank verzweifelt versuchte, den Rubel-Kurs zu stabilisieren. In den vergangenen Tagen zog die Zentralbank die Reißleine und gab den Wechselkurs de facto frei. Analysten vermuten, sie wolle ihre Reserven schonen und den Kurs auf ein faires Marktniveau absacken lassen.

hmf/haz (rtr, Börsenzeitung)