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Rudolf Diesel 100. Todestag

Ulf Vogler (dpa)27. September 2013

Der Diesel-Motor machte den Welthandel in der heutigen Form erst möglich. Sein Erfinder hatte davon allerdings nicht viel. Vor 100 Jahren starb Rudolf Diesel unter tragischen Umständen.

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Portrait de Rudolf Diesel (1858-1913 (Foto: MP/Leemage)
Bild: picture-alliance/Leemage

Ohne diese Erfindung wären Menschen und Güter in der heutigen Welt längst nicht so in Bewegung. Der Augsburger Ingenieur Rudolf Diesel entwickelte Ende des 19. Jahrhundert den nach ihm benannten Motor, der auch heute noch rund um den Globus Autos, Lastwagen, Lokomotiven, Schiffe und Kraftwerke antreibt. Vor 100 Jahren, am 29. September 1913, kam der Erfinder unter ungeklärten Umständen ums Leben, um seinen Tod ranken sich bis heute Gerüchte.

Sicher ist nur, dass Rudolf Diesel an jenem Tag auf dem Schiff "Dresden" eine Kabine für eine Überfahrt des Ärmelkanals von Belgien nach England gebucht hatte. In der Nacht ging der 55-Jährige über Bord und ertrank. Unfall, Mord oder Suizid? Zu der Frage gibt es seit einem Jahrhundert wilde Spekulationen.

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Unfall, Mord oder Suizid?

Eines dieser Gerüchte besagt, dass Diesel umgebracht worden sei, damit er im Ausland keine technischen Geheimnisse verraten könne. "Das ist Unsinn", verweist Diesel-Biograf Horst Köhler diese These ins Reich der Legenden. Grund: Zur damaligen Zeit waren längst etliche Unternehmen in der ganzen Welt an der Dieselmotorenforschung beteiligt. "Jeder Lizenznehmer wusste um diese Zeit mehr als Rudolf Diesel." Auch ein Unfall scheide aus: "Das Schiff hatte eine hohe Reling, der Seegang war ruhig. Er muss da schon drübergeklettert sein", sagt Köhler. Für ihn kommt deswegen nur Suizid in Frage.

Diesel hatte in den 1890er Jahren bei der Maschinenfabrik Augsburg, heute Teil des MAN-Konzerns, seinen Motor entwickelt. Im Februar 1897 war der "Diesel" fertig. Die heute im Deutschen Museum ausgestellte Maschine hatte einen Wirkungsgrad von etwa 26 Prozent und übertraf damit die Dampfmaschine um mehr als das Doppelte. Moderne Dieselmotoren erreichen inzwischen einen Wirkungsgrad um die 50 Prozent. "Der Diesel ist nach wie vor die am wirtschaftlichsten arbeitende Wärmekraftmaschine", betont das Münchner Technikmuseum.

Elementar für den Welthandel

Für den weltweiten Handel ist der Dieselmotor elementar. Rund 85 Prozent der Güter werden über die Ozeane transportiert, und die großen Containerfrachter brauchen Dieselmaschinen. Die MAN-Dieselsparte, die immer noch in Augsburg sitzt, bietet dafür Motoren in der Größe von mehrstöckigen Wohngebäuden und mit bis zu 118.000 PS an. "Jedes zweite Schiff auf den Weltmeeren fährt mit einem MAN-Dieselmotor", sagt Unternehmenssprecherin Christine Karl.

In der Kritik stehen Dieselmotoren immer wieder wegen ihrer Umweltbelastungen. Karl ist sich dennoch sicher, dass der Dieselmotor noch lange unverzichtbar bleiben wird. An Weiterentwicklungen werde geforscht. Dies seien duale Motoren, die sowohl mit Diesel als auch mit Gas betrieben würden. "Das ist auf jeden Fall ein Zukunftsthema", sagt die MAN-Sprecherin. Durch den Gasbetrieb könnten Emissionen gesenkt werden, zudem sei der Brennstoff Gas derzeit günstiger und biete eine größere Sicherheit bei den Ressourcen.

Erfolg nicht vorhersehbar

Vorläufig bleibt Diesel also allgegenwärtig, der Name begegnet einem fast an jeder Tankstelle, in Deutschland hat fast jedes zweite neue Auto einen Dieselmotor. Zu Lebzeiten Rudolf Diesels war diese Erfolgsgeschichte nicht vorhersehbar. Von vielen Experten wurde er sogar angefeindet. "Diesel selbst war kein Motorenfachmann, er war eigentlich Eismaschinen-Ingenieur", erklärt Köhler.

Finanziell ging es im Laufe der Zeit für ihn bergab: "Um die Jahrhundertwende war er reich, er war fünffacher Millionär", sagt Köhler. "Und am Schluss hat er nur noch Schulden gehabt." All dies habe den Erfinder zermürbt.