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Alles Amateure? Rummenigge keilt gegen den DFB

20. Juli 2018

Eigentlich sollte es eine Ehrung für Jupp Heynckes werden. Doch dann nutzte Bayern-Chef Rummenigge die Gelegenheit, um dem DFB in der Krise ordentlich einen mitzugeben. Uli Hoeneß hätte es nicht schöner hinbekommen.

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Sonderausstellung "Jupp Heynckes - Spieler, Trainer, Mensch" - Karl-Heinz Rummenigge und Jupp Heynckes
Bild: picture-alliance/dpa/A. Gebert

Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hat in ungewöhnlich undiplomatischer Weise mit der Führung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) abgerechnet. Angesichts des schlechten Abschneidens der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft zeigte sich Rummenigge unzufrieden mit dem Krisenmanagement durch DFB-Chef Reinhard Grindel. "Mir fehlt im Moment die klare professionelle Handhabe der Krisensituation. Es wundert mich aber auch nicht, der DFB ist nur noch durchsetzt von Amateuren. Mir fehlt da die Fußball-Kompetenz", sagte der 62-Jährige am Rande einer Ehrung für Jupp Heynckes in der sogenannten Erlebniswelt des FC Bayern.

"Mit viel Valium erstmal beruhigt"

Der Bayern-Boss nahm konkret Bezug auf die Nachbearbeitung durch die DFB-Gremien in der Verbandszentrale in Frankfurt/Main. Dass habe sich am Donnerstag gezeigt, "in dem sie die ganzen Landesfürsten eingeladen haben und die dann offensichtlich mit viel Valium erstmal beruhigt haben. Aber das ist nicht der Ansatz beim DFB, eine Krise zu bewältigen, wie man sie bei der WM erlebt hat."

Mit einer Rücktrittsforderung an Grindel wollte Rummenigge seine Schelte nicht verbinden. "Ich fordere gar nichts, ich stelle nur fest, dass beim DFB komplett Amateure das Geschehen übernommen haben und da spielen natürlich Leute wie Koch und einige Landesfürsten eine Rolle", sagte Rummenigge. Rainer Koch vertritt als Vize von Grindel die Interessen der Amateurvereine.

Deutschland Reinhard Grindel, DFB-Präsident
DFB-Präsident Grindel war mal Journalist und Politiker, Fußballfunktionär war er vor seiner DFB-Karriere nichtBild: picture-alliance/dpa/A. Arnold

Joachim Löw, den Bundestrainer, nahm Rummenigge von der harschen Kritik aus. "Er hat zwölf Jahre einen überragenden Job gemacht, er war siebenmal in einem Halbfinale, ist Weltmeister geworden, einem solchen Mann ist man ein Stück weit zur Dankbarkeit verpflichtet", betonte der Bayern-Vorstandschef. Und versöhnlich war er auch gestimmt, als er auf Nationalspieler Mesut Özil angesprochen wurde. "Es ist offensichtlich nicht gut gehandhabt worden, aber ich glaube, Mesut Özil als exklusiven Sündenbock darzustellen, sorry, das finde ich weit überzogen", sagte der Vereinsfunktionär.

Nach drei Wochen Nachdenken

Er halte es in dieser Frage mit Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet. Nach dem Aus in der WM-Vorrunde hatte der CDU-Politiker nach den Äußerungen von Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff und DFB-Präsident Grindel über Özil erklärt: "Auf die Idee, dass ein Foto mit Erdogan an der Niederlage gegen den Fußball-Giganten Südkorea Schuld sein soll, können auch nur DFB-Funktionäre nach drei Wochen Nachdenken kommen."

Fußball-Bundestrainer Joachim Löw im Interview (Foto: picture-alliance/dpa/B. Rössler)
Joachim Löw überlegt im Interview seine Worte gutBild: picture-alliance/dpa/B. Rössler

Während Rummenigge in München derart Klartext sprach, zeigte sich Bundestrainer Joachim Löw nach der Sitzung in Frankfurt bemüht, seine Worte zu wägen. Er wolle zunächst das Gespräch mit den Spielern suchen, bevor er personelle Konsequenzen aus dem Debakel bei der Fußball-Weltmeisterschaft ziehe. Schon unmittelbar nach dem Ausscheiden der Nationalmannschaft in der Vorrunde habe er mit sehr vielen Spielern Kontakt gehabt, sagte Löw in Frankfurt. "Ich habe ihnen gesagt, dass es erstmal wichtig ist, Abstand zu gewinnen und sich in Ruhe Gedanken zu machen." Nun werde er die Gespräche suchen und führen. "Dann werden wir die Entscheidungen in personeller Hinsicht treffen", sagte der Bundestrainer. Das Ergebnis dürfte man dann beim nächsten Länderspiel gegen Weltmeister Frankreich am 6. September sehen. 

"Nicht sehr erfreulich für mich"

In einem Punkt wurde Löw dann aber doch noch deutlicher. Die Kritik seines früheren Mannschaftskapitäns Philipp Lahm an seinem Führungsstil hat ihm nicht gefallen. "Ich habe es vernommen, ganz klar. Ich finde das in der Art und Weise nicht so richtig. Wir wissen ganz genau, wie wir mit jungen Spielern kommunizieren müssen und welchen Führungsstil sie brauchen", sagte Löw. Dies habe man "die letzten Jahre immer hervorragend geschafft auf unserem Weg, der uns auch zu vielen Erfolgen geführt hat. Deshalb war das in diesem Fall nicht sehr erfreulich für mich."

Lahm wird in jüngster Zeit für eine Rolle beim Neuaufbau im DFB gehandelt - und hat dabei auch die Unterstützung von Karl-Heinz Rummenigge. 

ml/ck (dpa, SID, rtr)