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Rumänien: Dollar im Sparstrumpf

Thomas Wagner4. Dezember 2001

Der Euro-Tausch bringt für Rumänien erhebliche Probleme. Aus Unsicherheit legen sich viele Rumänen Dollar-Bestände an.

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Es ist mal wieder viel los in der kleinen Wechselstube mitten im Zentrum der westrumänischen Stadt Temesvar, keine fünf Minuten vom berühmten Opernplatz entfernt. Einige, die in der Schlange stehen, sind Geschäftsleute, vorzugsweise aus Italien oder Deutschland, die Lire, Dollar und D-Mark in rumänische Lei umtauschen.

Geldwechsel ist Routine

Die meisten allerdings, die sich um den winzig kleinen Schalter drängen, sind Rumänen. Sie kaufen mit der Landeswährung Lei vorzugsweise Mark oder Dollar. Mal gehen 20, mal 50 Mark über den Tresen, die Summen sind nicht allzu hoch. Über 40 Prozent Inflation im vergangen Jahr, da empfiehlt es sich nicht, allzu viel in der Landeswährung Lei anzulegen. Doch galt in Westrumänien bislang die D-Mark als Wunschwährung für die Bargeldbestände zu Hause, so hat sich dies in den letzten Wochen grundlegend geändert:"Ich wechsele jetzt alles in Dollar um, dann gibt es mit Sicherheit keine Probleme", sagt ein Passant.

Greenback ersetzt DM

Zunehmend nimmt im Westen Rumäniens der Dollar in den Sparstrümpfen der Menschen der Platz der D-Mark ein. Das ist ungewöhnlich. Denn während im Raum Bukarest sowie im Süden und im Osten des Landes immer schon der Dollar unangefochten die Schattenwährung Nummer eins war, verhielt es sich im Westen und in Zentral-Rumänien, in den Regionen Banat und Siebenbürgen, genau anders herum. Dort gibt es starke kulturelle, ethnische und wirtschaftliche Verbindungen mit Deutschland. Teure Anschaffungen wie Autos oder Wohnungen werden hier bislang in D-Mark bezahlt.

Wie lange noch, ist fraglich. Zum einen wirkte sich die Euro-Schwäche gegenüber dem Dollar im vergangenen Jahr auch an den rumänischen Wechselstuben aus. Das hat sich nun aber wieder ein wenig gebessert. Zum anderen weiß an den Wechselstuben kaum jemand, wie in einem Land wie in Rumänien die Bargeldumstellung erfolgen und die Schattenwährung Euro die Schattenwährung D-Mark ersetzen soll: "Ich habe irgendwann einmal eine Abbildung von dem neuen Geld gesehen. Wie man damit umgeht, wie die Umstellung hier bei uns erfolgen soll - keine Ahnung", heißt es auf der Strasse. "Die Banken rechnen ja bereits auch hier in Rumänien in Euro. Aber keiner hat hier jemals auch nur zu Demonstrationszwecken eine Euro-Banknote gesehen."

Nachfrage nach Euro wächst

Dabei, weiß Nicoletta Krean von der kleinen Wechselstube in Temesvarer Stadtzentrum, wächst das Interesse der Rumänen an der neuen Währung von Tag zu Tag, aber auch die Unsicherheit: "Immer einmal wieder kommen Kunden vorbei, die jetzt schon Euro-Bargeld haben wollen. Denen müssen wir dann sagen, dass das jetzt noch nicht geht."

Weil keiner genau weiß, wie die Umstellung an den rumänischen Wechselstuben vonstatten gehen soll, ob überhaupt Anfang kommenden Jahres genügend Euro-Banknoten vorhanden sein werden, tauschen die Rumänen munter weiter ihre D-Mark-Ersparnisse um.