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Russen und EU wollen Nord-Stream-Kapazität verdoppeln

18. Juni 2015

Partnerschaft mit knirschenden Zähnen: Russland baut gemeinsam mit dem Westen die Gas-Pipeline Nord Stream aus. Doch zugleich drohen beide Seiten einander wieder mit Sanktionen.

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Arbeiter an der Nord-Stream-Pipeline (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/S. Sauer

Der russische Gasmonopolist Gazprom baut zusammen mit Partnern aus Westeuropa zwei neue Stränge der Ostsee-Pipeline Nord Stream. Damit soll die Energieversorgung der EU-Staaten abgesichert und die krisengeschüttelte Ukraine als bisher wichtigstes Transitland für russisches Erdgas umgangen werden.

An dem Projekt seien auch Eon aus Deutschland, OMV aus Österreich sowie der britisch-niederländische Shell-Konzern beteiligt, teilte Gazprom in St. Petersburg mit. Die Firmen unterzeichneten auf dem dortigen Internationalen Wirtschaftsforum ein entsprechendes Memorandum über den geplanten Bau.

Kapazität verdoppelt

Bisher sind von Nord Stream zwei Leitungen in Betrieb. Die beiden neuen Stränge sollen 55 Milliarden Kubikmeter Gas zusätzlich in die Europäische Union leiten - damit würde sich die bisherige Kapazität auf 110 Milliarden Kubikmeter verdoppeln. Von 2020 an soll kein russisches Gas mehr durch die Ukraine nach Westeuropa fließen. Im Januar hatte die russische Seite noch angekündigt, Nord Stream werde zunächst nicht ausgebaut.

Russland plant neben den Nord-Stream-Strängen auch die neue Leitung Turkish Stream durch das Schwarze Meer in die Türkei und bis nach Griechenland. Sie soll eine Kapazität von 63 Milliarden Kubikmetern Gas im Jahr haben. "Der Bau der zusätzlichen Transport-Infrastruktur auf dem kürzesten Weg zwischen Gasfeldern im Norden Russlands und Märkten in Europa wird zur Erhöhung der Sicherheit und Zuverlässigkeit der Lieferungen nach neuen Verträgen beitragen", sagte Gazprom-Chef Alexej Miller.

Verlegung der Ostsee-Erdgaspipeline Nord Stream in der Baltischen See (Foto: picture-alliance/dpa/Ruslan)
Rohre versenken: Verlegungsarbeiten für die Ostsee-Erdgas-Pipeline Nord Stream in der Baltischen SeeBild: picture-alliance/dpa/Ruslan

Russland hält die Ukraine für unzuverlässig und hatte dort in der Vergangenheit illegales Abzapfen von Gas beklagt. Die beiden Länder streiten zudem über Lieferpreise und Gasschulden. Um unabhängiger von Kiew zu werden, hatte Moskau auch bereits die bestehenden Nord-Stream-Stränge bauen lassen.

Gegenseitige Drohungen

Ungeachtet der energiepolitischen Zusammenarbeit geht das wirtschaftspolitische Kräftemessen zwischen Russland und dem Westen in die nächste Runde. Bei einer Verlängerung der EU-Sanktionen werde Moskau seine Strafmaßnahmen gegen die Europäische Union ebenfalls aufrechterhalten, sagte Vizewirtschaftsminister Alexej Lichatschjow in St. Petersburg. Auch Kremlsprecher Dmitri Peskow betonte: "In allem gilt das Prinzip der Gegenseitigkeit."

Die ständigen EU-Botschafter hatten am Mittwoch in Brüssel entschieden, wegen der fortwährenden Ukrainekrise die Sanktionen gegen Russland um sechs Monate bis Ende Januar 2016 zu verlängern. Ein formaler Beschluss der EU-Außenminister wird in Kürze erwartet.

"Schlechtes Management"

Gleichzeitig gab es werbende Gesten, passend zur jüngsten Gaskooperation. So sprach sich der stellvertretende russische Regierungschef Igor Schuwalow für gemeinsame Projekte aus, um die Krise zu bewältigen. "Eine Krise hat nichts Positives", sagte er auf dem 19. Internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg.

Der Chef der russischen Sberbank, German Gref, machte auch die Regierung im größten Flächenstaat der Erde für die schwierige Lage mit verantwortlich: "Krise ist immer ein Ergebnis schlechten Managements", sagte er unter großem Applaus.

jj/wl (dpa, afp)