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Russische Gewichtheber gesperrt

29. Juli 2016

Sieben Tag vor Beginn der Olympischen Spiele in Rio hat auch der Weltverband IWF seine Athleten aus Russland gesperrt. Der russische Sportminister Witali Mutko will dagegen vorgehen und kündigt eine Klagewelle an.

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Olympia 2012 - russischer Gewichtheber Apti Aukhadov
Bild: Getty Images/L. Griffiths

"Wir haben laut Paragraph 12.4 in unseren Richtlinien die Chance, ein Land zu sperren, wenn es unsere Sportart in Misskredit gebracht hat. Das haben wir bei Russland getan", sagte der deutsche Gewichtheber-Präsident Christian Baumgartner. Baumgartner ist Exekutiv-Mitglied des IWF und war an der entscheidenden Telefonkonferenz des Verbandes am Freitagnachmittag beteiligt.

Als Ohrfeige gegen das IOC wollte Baumgartner die Entscheidung nicht verstanden wissen. "Das würde zu weit gehen", sagte er, betonte aber auch: "Ich bleibe dabei, dass ich mit der Entscheidung des IOC nicht glücklich bin. Das hat den Fachverbänden viele Probleme bereitet." Unter anderem hatte der IWF "Unklarheiten innerhalb der Vorgaben zu möglichen Nominierungen" beklagt.

"Das Maß war voll"

Nach Einschätzung des IWF haben es die Russen in Sachen Doping eindeutig übertrieben. "Bei den Olympischen Spielen in London waren wohl alle russischen Gewichtheber gedopt", sagte Baumgartner. Außerdem habe der McLaren-Report 117 Fälle von Vertuschung russischer Doping-Proben nachgewiesen. "Damit war das Maß voll", sagte Baumgartner.

Insgesamt hatten sich sechs Gewichtheber und vier Gewichtheberinnen aus Russland für Rio qualifiziert. Jeweils einen Quotenplatz bei den Männern und Frauen verlor das größte Land der Erde schon durch frühere Doping-Delikte, so dass jetzt noch einmal fünf Gewichtheber und drei Gewichtheberinnen gestrichen wurden. Insgesamt steigt die Anzahl der gesperrten Russen für Rio damit auf 117.

"Status des Sports schützen"

Wie Baumgartner fand auch der Weltverband in einer Mitteilung klare Worte. Der IWF sprach von "extrem schockierenden und enttäuschenden Statistiken in Bezug auf die russischen Gewichtheber". Man habe keine andere Möglichkeit gehabt. "Die Integrität des Gewichthebens ist zahlreiche Male und auf mehreren Ebenen von den Russen beschädigt worden. Aus diesem Grund wurde eine angemessene Sanktion ausgesprochen, um den Status des Sports zu schützen", hieß es.

Die Quotenplätze wurden neu vergeben. Deutschland profitiert allerdings nicht von dem Ausschluss. Lange hatte der deutsche Verband auf einen Nachrücker gehofft. "Wir haben mit Max Lang einen Athleten, der die Olympianorm geschafft hat und unser offizieller Ersatzmann ist. Er erfüllt alle Kriterien für einen Start", hatte Baumgartner noch vor zwei Wochen gemeint. Doch am Ende kam Lang als Nachrücker nicht in Frage.

Mutko kündigt Klagewelle an

Russlands Sportminister Witali Mutko reagierte ungehalten: "Wir sollten versuchen, unsere Athleten zu schützen", sagte Mutko und kündigte an, auch den Entscheid gegen die Gewichtheber vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS anzufechten. Zudem forderte er alle ausgeschlossenen russischen Athleten auf, vor Zivilgerichte zu ziehen und um ihr Recht zu kämpfen. Ziel der Klagewelle sei es, "die Ehre und Würde zu schützen und den moralischen Schaden zu bekämpfen", sagte Mutko. Als geeigneten Zeitraum für die Klagen vor den Zivilgerichten nannte der Sportminister die Wochen nach den Sommerspielen.

sw/og (dpa, sid)