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Russland stoppt Import von EU-Gemüse

2. Juni 2011

Der Darmkeim EHEC breitet sich weiter aus. Russland weitet deswegen sein Importverbot für Gemüse auf die gesamte EU aus. In Hamburg rufen die Behörden zu Blutspenden auf, um Erkrankte richtig behandeln zu können.

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Gurken (Foto: dpa)
Spanische Salatgurken galten zunächst als EHEC-QuelleBild: picture alliance/dpa

Um ein Übergreifen des EHEC-Darmkeims zu verhindern, hat die russische Regierung die Einfuhr von Gemüse aus allen Staaten der EU verboten. Das Importverbot gelte ab sofort und bis auf unbestimmte Zeit, sagte eine Sprecherin der russischen Behörde für die Überwachung von Verbraucherrechten am Donnerstag (02.06.2011). Die EHEC-Durchfallerreger haben sich seit Mitte Mai vor allem im Norden Deutschlands, aber auch in anderen europäischen Ländern ausgebreitet.

Die EU-Kommission kritisierte die Entscheidung als "unverhältnismäßig". "Die Kommission wird einen Brief an die russischen Behörden schreiben, um eine Erklärung zu verlangen", sagte der für Gesundheit zuständige Sprecher der EU-Kommission, Frederic Vincent. Laut EU wird jedes Jahr Obst - vor allem Äpfel - und Gemüse im Wert "zwischen drei und vier Milliarden Euro" nach Russland exportiert.

Ursache unbekannt

EHEC-Keime (Foto: Robert Koch Institut)
EHEC-KeimeBild: Robert Koch Institut

Unklar ist, was die EHEC-Welle ausgelöst hat. Zunächst war vermutet worden, dass belastete spanische Gurken die Infektionswelle verursacht hätten. Russland hatte deswegen bereits am Montag Gemüseimporte aus Spanien und Deutschland untersagt.

Doch dann fanden die Prüfer heraus, dass die Gurken nicht die Quelle gewesen sein konnten, da sie "nicht den eigentlichen Erreger tragen", nämlich das Bakterium vom Stamm O104:H4, wie Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) sagte. Nun untersuchen die Lebensmittelprüfer nicht nur Salat, Tomaten und Gurken, sondern auch Fleisch und Obst.

Die Keime sind offenbar deshalb so gefährlich, weil es sich um zuvor noch nie bei einem Patienten entdeckten Stamm von E.-coli-Bakterien handelt. Betroffene erkranken an dem sogenannten hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS), bei dem unter anderem die Nieren geschädigt werden. Genetische Untersuchungen hätten ergeben, es sich um eine mutierte Form aus zwei E.-coli-Bakterien handele, teilte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Donnerstag mit.

Hamburg wirbt für Blutspenden

Labor (Foto: dpa)
EHEC wird immer noch untersuchtBild: picture-alliance/dpa

Bislang sind in Deutschland mindestens 17 Menschen an den Folgen der EHEC-Infektion gestorben. Besonders betroffen ist Norddeutschland. "Wir verzeichnen wieder einen deutlichen Anstieg der Erkrankungsfälle durch EHEC und HUS", sagte Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks. Die Zahl der gemeldeten EHEC-Infektionen und -Verdachtsfälle ist inzwischen von bundesweit 1500 auf 2000 gestiegen.

Die Behörden sorgen sich nun, dass die Vorräte an Blutplasma ausgehen könnten, das zur Behandlung von schwerkranken EHEC-Patienten in große Mengen gebraucht wird. In Hamburg rief deshalb Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) die Bevölkerung zu Blutspenden auf. Noch seien die Reserven zwar groß genug, aber es dauere Monate, bis aus einer Spende Plasma gewonnen sei. "Deshalb ist es wichtig, jetzt, wo wir noch genügend Reserven haben, etwas zu tun - damit wir immer genügend Rücklagen haben", sagte Scholz, der auch selbst Blut spendete.

Autor: Dirk Eckert (afp, dapd, dpa)

Redaktion: Hans Ziegler