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Anspruch auf die Arktis

3. August 2007

Russland hat seine symbolische Beanspruchung des Nordpols gegen Kritik verteidigt. Die Aktion hatte andere Polarstaaten verärgert, die ebenfalls an der Ausbeutung der dort vermuteten Bodenschätze interessiert sind.

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Eines der Mini-U-Boote stellt die Fahne auf, Quelle: AP
Eines der Mini-U-Boote stellt die Fahne aufBild: picture-alliance/ dpa

Der russische Außenminister Sergej Lawrow hat den von Moskau erhobenen Anspruch auf die Bodenschätze im Nordpolarmeer gegen Kritik verteidigt. Die laufende Arktis-Expedition solle wissenschaftliche Beweise dafür liefern, dass das Unterwassergebirge im Eismeer mit dem russischen Festland verbunden sei, sagte Lawrow nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax am Freitag (3.8.07).

Anspruch bis zum Nordpol

Russland erhebt Anspruch auf den 1800 Kilometer langen und bis zu 3700 Meter hohen Lomonossow-Rücken, um dort künftig Bodenschätze im Wert von vielen Milliarden Euro zu gewinnen. Um die Position Russlands symbolisch zu bekräftigen, hatten Expeditionsmitglieder am Donnerstag am Nordpol in mehr als 4000 Metern Tiefe auf dem Meeresgrund die russische Nationalfahne aus Titan aufgestellt.

Eines der U-Boote taucht ab, Quelle: AP
Eines der U-Boote taucht abBild: picture-alliance/ dpa

Außenminister Lawrow wies Kritik an der Flaggendemonstration zurück. "Ich bin sehr verwundert darüber, Entdecker haben immer Fahnen aufgestellt", sagte er. Seit 2001 beansprucht die russische Regierung den Großteil der Arktis einschließlich des Nordpols. Auch die anderen so genannten Polarstaaten USA, Kanada, Dänemark und Norwegen erheben Ansprüche. Nach der UN-Seerechtskonvention von 1982 können die Polarstaaten jeweils 370 Kilometer (200 Seemeilen) vom jeweiligen Festland aus in Richtung Nordpol als Wirtschaftszone beanspruchen.

"Bedeutungsloser Gag"

Dänemark bezeichnete die Tauchaktion als "bedeutungslosen Gag für die Medien". Über die Entsendung der zwei russischen Mini-U-Boote sagte der Sprecher im Kopenhagener Außenministeriums, Peter Taksøe-Jensen: "Das nehmen wir sehr gelassen und mit Humor. Für die juristische Durchsetzung völkerrechtlicher Ansprüche hat das nicht die geringste Bedeutung." Das russische Staatsfernsehen hatte live über die Aktion berichtet.

Die Dänen wiederum wollen ihre Ansprüche mit Daten von einer noch im August beginnenden Expedition des Eisbrechers "Oden" untermauern. Man werde zu diesem Zweck seismologische Untersuchungen durchführen, kündigte der Sprecher des GEUS-Instituts (Grönlands und Dänemarks geologische Untersuchungen), Kai Sørensen, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Ritzau an. Zudem könnten Finnland und Island Ansprüche anmelden, wie die Nachrichtenagentur Interfax meldete.

Milliarden Tonnen Öl?

Die beiden russischen Mini-U-Boote waren am Donnerstag in die Tiefe hinabgetaucht. Nach acht Stunden und 40 Minuten und erfolgreicher Mission kehrte das erste U-Boot nach Berichten der Nachrichtenagentur ITAR-Tass an die Oberfläche zurück, rund eine Stunde später auch das zweite. Fast 40 Minuten habe die "Mir-1" unter der dicken Eisoberfläche nach einem Loch gesucht, durch das sie wieder auftauchen habe können, hieß es in dem Bericht.

Unmittelbar vor dem gefährlichen Tauchgang hatte Expeditionschef Artur Tschilingarow seine Unruhe nicht verborgen. "Ich habe Angst, und ich verstecke es nicht", sagte der 68-jährige Polarforscher dem Fernsehsender NTW. Die U-Boot-Mannschaften standen vor der Herausforderung, den Weg zurück an die Öffnung im 1,5 Meter dicken Eis zu finden, bevor die Sauerstoffvorräte zur Neige gingen. Der atombetriebene Eisbrecher "Rossija" schlug in der Nacht ein rund 125 auf 10 Meter großes Loch für die beiden U-Boote, wie der Sender RTR berichtete.

In dem Gebiet werden Milliarden Tonnen an Öl- und Gasvorkommen vermutet. "Niemand weiß, was da unten ist", sagte Wladimir Grusdew, der am Donnerstag gemeinsam mit Expeditionsleiter Tschilingarow und einem weiteren Kollegen an Bord des ersten U-Boots in die Tiefe tauchte, dem Sender Kanal Eins. "Was ist, wenn wir dort Atlantis finden?" (stu)