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Russland rudert zurück

28. Dezember 2016

Die RUSADA dementiert ein angebliches Eingeständnis, dass in Russland mit Wissen des Staates gedopt worden sei. Die Chefin der Anti-Doping-Agentur sei nicht korrekt zitiert worden. Diese relativiert ihre Aussagen.

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Russland Anti-Doping Labor in Moskau
Das russische Anti-Doping-Labor in MoskauBild: Reuters/S. Karpukhin

Die russische Anti-Doping-Agentur RUSADA hat ein angebliches Eingeständnis ihrer Leiterin zu organisiertem Doping dementiert. Die Aussagen von RUSADA-Chefin Anna Anzeliowitsch in der "New York Times" seien verfälscht und aus dem Zusammenhang gerissen worden, teilte die Agentur in Moskau mit. Die Zeitung hatte Anzeliowitsch mit den Worten zitiert, es habe eine "institutionelle Verschwörung" beim Doping gegeben. Diese Formulierung hatte auch der Sonderermittler der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA, Richard McLaren, gewählt. Anzeliowitsch habe lediglich den zweiten Teil des McLaren-Reports zusammengefasst. So sei der Eindruck entstanden, dass die RUSADA die Existenz einer institutionellen Verschwörung bestätige, hieß es in der Mitteilung weiter.

Auch Anzeliowitsch selbst relativierte inzwischen ihre kritischen Aussagen: "Natürlich sind meine Worte aus dem Kontext gerissen worden", schrieb Anzeliowitsch laut der russischen Agentur sports.ru in einer Mitteilung. Sie habe in dem einstündigen Interview vor allem darlegen wollen, dass es vor Antworten der Sportler auf die Vorwürfe und Entscheidungen der Verbände wenig sinnvoll sei, über die Lage zu reden. "Bislang ist nur eine Seite vertreten gewesen", sagte sie. "Dass ich schockiert war vom McLaren-Bericht, das sind meine Worte. Ich denke, wir alle waren schockiert." 

Der Kreml hatte zuvor die Glaubwürdigkeit des US-Presseberichts angezweifelt. Erst müsse man prüfen, ob die Aussage so gefallen sei, wie sie Anzeliowitsch zugeschrieben werde, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Der Kreml könne die US-Zeitung nicht als Erstquelle akzeptieren. 

Mehr als 1000 Sportler verwickelt

McLaren hatte in seinen beiden Untersuchungsberichten Russland Staatsdoping vorgeworfen und von einer "institutionellen Verschwörung" über mehrere Jahre und sportliche Großereignisse hinweg gesprochen. Mehr als 1000 Athleten seien darin verwickelt gewesen. So seien Beweise für die Vertuschung von Doping-Fällen bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi gefunden worden. Russland hatte die Vorwürfe bislang stets zurückgewiesen."Unsere Position hat sich nicht geändert", sagte Sportminister Pawel Kolobkow nach der Veröffentlichung der "New York Times".

Prokop: "Wagenburg-Mentalität"

WADA-Chefermittler McLaren hatte zurückhaltend auf den Bericht reagiert. "Das ist Schadensbegrenzung", sagte der Kanadier zu der zitierten Äußerung von Rusada-Chefin Anzeliowitsch. "Es ist ein bisschen ein Spiel mit Worten und Bezeichnungen." Der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbands (DLV), Clemens Prokop, forderte erneute den Komplett-Ausschluss Russland von internationalen Wettkämpfen. "Wenn das das letzte Wort bleibt, sind wir genauso weit wie vorher", sagte Prokop nach dem Dementi aus Russland. "Es herrscht eine Wagenburg-Mentalität, die alle Beweise abstreitet. Der russische Sport disqualifiziert sich selbst."

Rebecca R. Ruiz, die Autorin des viel beachteten Artikels der New York Times, verteidigte sich am Mittwochnachmittag energisch gegen die Vorwürfe, sie habe unsauber gearbeitet. "Alle Zitate in unserer Geschichte sind korrekt wiedergegeben", schrieb Ruiz bei Twitter.

sn/og (dpa, sid, rtr)