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Politik

Russlands "Sputnik" soll in Deutschland landen

8. April 2021

Die Bundesregierung will mit Russland über den Corona-Impfstoff Sputnik V sprechen. Gesundheitsminister Jens Spahn warnt jedoch vor einer "Fata-Morgana-Debatte".

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Covid-19 Impfstoff Sputnik V Symbolbild
Bild: Artur Widak/NurPhoto/picture alliance

"Impfstoffe haben keine Ideologie", hatte Bayerns Ministerpräsident Söder schon gesagt, bevor er einen Vorvertrag über eine eigene Beschaffung des russischen Corona-Impfstoffs verkündete. Nun findet sein Vorstoß in Sachen Sputnik V bundesweite Nachahmer: Ja, auch er strebe bilaterale Gespräche mit Moskau über eventuelle Lieferungen dieses Impfstoffs an, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Allerdings müsse man sehr aufpassen, dass dies nicht zu einer "Fata-Morgana-Debatte" werde, warnte er im WDR.

Zulassung, Konditionen, Termine, Menge

Denn vor einer Bestellung von Sputnik V wären einige Hürden zu überwinden. Spahn verwies zunächst auf die Zulassung durch die EU. "Dafür muss Russland Daten liefern." Solange dies nicht geschehe, könne es keine Zulassung geben.

Impfungen mit dem COVID-19-Vakzin Sputnik-V in Skopje/Nordmazedonien
Sputnik V wird bereits weltweit verimpft, wie etwa hier in Nordmazedonien ...Bild: Petr Stojanovski/DW

Die zweite Frage sei dann die der Bestellung, sagte Spahn. Die EU-Kommission habe erklärt, dass sie - anders als mit den anderen Herstellern wie BioNTech, Moderna und AstraZeneca - über Sputnik V keine Verträge schließen werde.

Und schließlich gehe es darum, wann überhaupt welche Mengen kommen könnten, sagte Spahn. "Um wirklich einen Unterschied zu machen in unserer aktuellen Lage, müsste die Lieferung schon in den nächsten zwei bis vier, fünf Monaten kommen - ansonsten haben wir so oder so mehr als genug Impfstoff."

"Sputnik V kann nicht kurzfristig helfen"

Der Impfstoff-Beauftragte der EU-Kommission ist dementsprechend skeptisch. Auf die Frage, ob Präparate etwa aus Russland oder China dazu beitragen könnten, bis zum Sommer 70 Prozent der Erwachsenen in der EU zu impfen, schrieb Thierry Breton in einem Blog-Eintrag: "Ich fürchte, die Antwort ist nein."

Impfungen mit dem COVID-19-Vakzin Sputnik-V in Karatschi/Pakistan
... in Pakistan ...Bild: Akhtar Soomro/REUTERS

Der Franzose betonte zwar, dass er keinen Grund habe, an der Effektivität, Sicherheit und Qualität jener Impfstoffe zu zweifeln, die außerhalb der EU entwickelt worden seien. Dies zu bewerten sei jedoch Sache der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA. Dort läuft die Prüfung seit Anfang März. Doch jedes Unternehmen, das einen neuen Impfstoff produzieren wolle, brauche mindestens zehn Monate, schrieb Breton weiter. Deshalb müsse man sich auf die Produktion jener Impfstoffe konzentrieren, die in der EU bereits zugelassen sind oder kurz davor stehen.

Wie sicher ist die Produktion in Russland?

Das EU-Mitglied Ungarn hat Sputnik V im Februar eine nationale Zulassung erteilt und setzt das Mittel bereits ein. Auch die Slowakei und Tschechien haben Sputnik-V-Dosen bestellt, ohne auf die EMA-Zulassung warten zu wollen. Allerdings hat die Slowakei Impfstoff-Chargen aus Russland erhalten, die sich von denen unterscheiden, die von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) und der medizinischen Fachzeitschrift "The Lancet" geprüft wurden. Die slowakische Arzneimittelbehörde SUKL kann die Vorteile und Risiken der 200.000 gelieferten Impfdosen nicht einschätzen. Deshalb und aufgrund fehlender Angaben des Herstellers werde der Impfstoff noch nicht verwendet.

Impfungen mit dem COVID-19-Vakzin Sputnik-V in Ahvaz/Iran
... oder etwa im Iran. Bild: Morteza Nikoubazl/NurPhoto/picture alliance

Die deutschen Ministerpräsidenten sind uneins

Dessen ungeachtet sehen Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff und der Gesundheitsminister von Mecklenburg-Vorpommern, Harry Glawe (beide CDU), große Chancen durch einen Ankauf des Corona-Impfstoffs Sputnik V. Doch während Sachsen-Anhalt dabei auf die Bundesregierung setzt, kündigte Mecklenburg-Vorpommern wie zuvor Bayern einen Alleingang an. Solche Sonderwege missfallen wiederum der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer. "Für die Beschaffung der Impfstoffe ist die Bundesregierung zuständig", sagte die SPD-Politikerin. 

rb/mak (AFP, dpa, Reuters)