1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Saab beantragt Insolvenz

19. Dezember 2011

Keine Zustimmung zum Rettungsplan: General Motors blockiert den Verkauf des Autoherstellers Saab an chinesische Investoren und zwingt das Unternehmen zur Insolvenz. Ein Überleben der Traditionsmarke ist unwahrscheinlich.

https://p.dw.com/p/13VTu
Das Logo des schwedischen Automobilherstellers Saab, (Foto: dapd)
Saab ist seit neun Monaten ohne Produktion und EinnahmenBild: dapd

Der schwedische Autobauer Saab hat am Montag (19.12.2011) vor Gericht Insolvenz beantragt und steht nun wohl endgültig vor dem Aus. Der niederländische Unternehmenschef und Mehrheitseigner Victor Muller begründete den Schritt mit dem Rückzug des chinesischen Investors Youngman. Ein Verkauf an den chinesischen Autohersteller galt als letzte Chance für die Rettung der traditionsreichen Automarke. Der frühere Saab-Eigner General Motors (GM) hatte jedoch wiederholt angekündigt, den neuen Rettungsplan zu blockieren, um so einen Technologietransfer nach China zu verhindern. Eine Zustimmung von GM wäre notwendig gewesen, da Saab noch über wichtige Lizenzen und Verträge mit der ehemaligen Muttergesellschaft verbunden ist.

Produktion ruht bereits seit April

Saab-Finanzier Wladimir Antonow (Foto: dpa)
Saab-Finanzier Wladimir Antonow sitzt in UntersuchungshaftBild: picture-alliance/dpa

Muller konnte dank immer wieder modifizierter Pläne und Eigner-Konstruktionen mit Youngman sowie dem Autogroßhändler Pang Da die Gläubiger hinhalten und die Insolvenz lange aufschieben. Die dabei versprochenen Soforthilfen sowie langfristige Milliardeninvestitionen blieben aber stets aus. Bereits seit April stand die Produktion des Unternehmens aufgrund leerer Kassen und hoher Schulden still. Seit Ende November kann Saab seinen 3500 Beschäftigten im Stammwerk Trollhättan die fälligen Löhne und Gehälter nicht mehr zahlen.

Branchenexperten gehen davon aus, dass Saab nun aufgespalten und in Teilen verkauft wird. Trollhättans Bürgermeister Paul Akerlund will sich mit dieser Aussicht noch nicht abfinden: "Wir hoffen inständig, dass der Insolvenzverwalter versucht, das Unternehmen als ganzes zu verkaufen." Auch aus schwedischen Regierungskreisen heißt es seit längerem, dass potentielle Käufer aus China die Insolvenz wohl bewusst einkalkuliert haben um den eigenwilligen Muller als Akteur loszuwerden und Saab komplett ohne den bisherigen Schuldenberg zu bekommen.

Investor sitzt in Auslieferungshaft

Die Saab-Studie Aero (Foto: dpa)
Technisch betont anspruchsvoll: Saab beim Genfer Autosalon 2006Bild: dpa

Das schwedische Unternehmen gehörte bis Anfang 2010 zu GM und wurde dann von dem sehr kleinen niederländischen Sportwagenhersteller Spyker Cars übernommen. Dessen Besitzer Muller verfügte mit seinem inzwischen in Swan (Swedish Automobile N.V.) umbenannten Unternehmen über kein nennenswertes Eigenkapital. Der hinter ihm stehende russische Bankier Wladimir Antonow sitzt seit einigen Wochen in Großbritannien in Auslieferungshaft. Die Behörden in Litauen werfen ihm die Ausplünderung einer ihm früher gehörenden Bank unter anderem zugunsten der Finanzierung von Saab vor.

Saab hat sich mit seinen technisch betont anspruchsvollen, aber auch durchweg hochpreisigen Autos weltweit einen Namen gemacht. Die Schweden schafften aber auch schon unter dem Dach von GM in den letzten zwei Jahrzehnten so gut wie nie den Sprung in die Gewinnzone. Als kleiner Nischenhersteller mit Produktionszahlen um 100.000 Wagen pro Jahr wurde die GM-Tochter dann im Gefolge der Finanzkrise zum Verkauf gestellt. Während der heimische Konkurrent Volvo nach dem Verkauf durch Ford mit der neuen chinesischen Mutter Geely Erfolg hatte, ging es bei Saab steil bergab. Nach nur noch 30.000 produzierten Autos 2010 liefen in diesem Jahr ganze 13.000 Wagen in Trollhättan vom Band, ehe im April ganz Schluss war.

Autor: Florian Meyer (dpa, rtr, afp)
Redaktion: Annamaria Sigrist/Thomas Grimmer