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Politik

Sacharow-Preis an Tichanowskaja verliehen

16. Dezember 2020

Die prominenteste Gegnerin des belarussischen Autokraten Lukaschenko wird in Brüssel ausgezeichnet. Der EU-Parlamentspräsident würdigt den Mut der Opposition.

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Swetlana Tichanowskaja hält bei der Preisverleihung ein Bild hoch, das Regierungsgegner hinter Angehörigen der Sicherheitskräfte zeigt
Swetlana Tichanowskaja hält bei der Preisverleihung ein Bild hoch, das Regierungsgegner im Angesicht der Staatsmacht zeigtBild: John Thys/AFP/Getty Images

Das EU-Parlament hat die belarussische Opposition mit dem Sacharow-Preis für Demokratie und Menschenrechte geehrt. Die EU-Volksvertretung würdigt damit den Einsatz der Gegner des autoritär regierenden Staatschefs Alexander Lukaschenko für einen friedlichen Machtwechsel. Die aus ihrem Heimatland nach Litauen geflüchtete ehemalige Präsidentschaftskandidatin Swetlana Tichanowskaja war zu der Zeremonie nach Brüssel gereist.

"Ich fühle mich unendlich geehrt", sagte die 38-Jährige in ihrer Dankesrede. Sie nehme den Preis stellvertretend für Tausende Belarussen entgegen, die regelmäßig gegen die Regierung in Minsk protestierten. In ihrem Heimatland sei "eine unsichtbare Wand aus Angst aufgebaut worden", sagte Tichanowskaja. Doch nun habe sich alles geändert. "Wir werden diese Wand gemeinsam Stein für Stein abreißen - wir werden siegen." Ohne ein freies Belarus sei auch Europa nicht vollkommen frei.

"Wir sehen Ihren Mut"

EU-Parlamentspräsident David Sassoli würdigte die Preisträgerin: "Sie haben der Welt gezeigt, was es bedeutet, sich nicht zu ergeben. Wir sehen Ihren Mut und die Leiden ihres Volkes." Außer Tichanowskaja wurden neun weitere Oppositionelle ausgezeichnet, darunter die Führung des sogenannten Koordinierungsrates, der einen Machtwechsel in Belarus herbeiführen will.

EU-Präsident Sassoli applaudiert Tichanowskaja und den anderen Preisträgern
EU-Präsident Sassoli applaudiert Tichanowskaja (links) und den anderen PreisträgernBild: John Thys/AFP/Getty Images

Lukaschenko hatte sich im August nach einer von Fälschungsvorwürfen überschatteten Wahl erneut zum Präsidenten ausrufen lassen. Seither demonstrierten Zehntausende Menschen immer wieder gegen die politische Führung - trotz eines harten Durchgreifens der Sicherheitskräfte. Tausende Kundgebungsteilnehmer wurden festgenommen; viele von ihnen erlitten Misshandlungen im Polizeigewahrsam. Die EU erkennt Lukaschenko nicht mehr als Staatschef an. Sie verhängte Sanktionen und sicherte Tichanowskaja, der prominentesten Vertreterin der Opposition, ihre Unterstützung zu.

Bewegung sieht sich gestärkt

Der belarussische Regierungsgegner Valery Tsepkalo hatte nach der Entscheidung der Jury erklärt, die Bewegung sehe sich durch den Sacharow-Preis erheblich gestärkt. Die Auszeichnung bedeute, dass das Volk in dem osteuropäischen Land "diesem diktatorischen Regime" nicht allein gegenüberstehe, sagte Tsepkalo im Oktober der DW.

Der belarussische Oppositionelle Valery Tsepkalo nimmt lachend an einer Kundgebung teil (Archivbild)
Spürt Rückenwind: der belarussische Oppositionelle Valery Tsepkalo (Archivbild)Bild: picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Der Sacharow-Preis ist nach dem verstorbenen russischen Dissidenten und Physiker Andrej Sacharow benannt und mit 50.000 Euro dotiert. Er wird an Menschen verliehen, die sich "in besonderer Weise" um die Menschenrechte und die Demokratie verdient gemacht haben. Im vergangenen Jahr wurde der uigurische Intellektuelle Ilham Tohti ausgezeichnet, der in China im Gefängnis sitzt.

jj/ml (dpa, afp)