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Saisonauftakt: das "art forum" 2010

11. Oktober 2010

Der Kunstherbst hat begonnen – und direkt einen seiner Höhepunkte erlebt. 40.000 Besucher aus aller Welt sind zum "art forum" nach Berlin gekommen, eine internationale Kunstmesse, die vor allem auf junge Kunst setzt.

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Blick in Halle 20 des art forums berlin (Foto: Sigrid Hoff)
Junge Kunst in BerlinBild: Sigrid Hoff

Weniger ist mehr – unter diesem Motto präsentierte sich das 15. Berliner art forum, mit reduzierter Fläche und luftiger Ausstellungsarchitektur. Von den rund 400 Berliner Galerien waren in diesem Jahr nur 28 in den Messehallen am Funkturm vertreten, aber immerhin stellten sie die Hälfte der deutschen Galerien. Viel Sekt und Gewusel gab es zudem auf den zahlreichen Partys und Vernissagen, wo Sammler, Museumsleute und Kunstliebhaber aus allen Teilen der Welt zusammenkamen.

Standort mit Potential

Die Galeristin Tanja Wagner neben der Skulptur von Mariechen Danz "hold amour" (Foto: Sigrid Hoff)
Tanja Wagner präsentiert Mariechen Danz: "hold armour"Bild: Sigrid Hoff

Im Gegensatz zur Baseler Kunstmesse oder der Art Cologne setzt die Berliner Messe vor allem auf junge Kunst in Kombination mit wenigen etablierten Künstlern. In den Jahren ihres Bestehens hat sie viele Krisen überwinden müssen, ihre Fortführung war mehr als einmal in Frage gestellt. Im vergangenen Jahr kamen Eva-Maria Häusler und Peter Vetsch als Direktoren des art forums von Basel nach Berlin. Für sie ist Berlin als Standort eine Herausforderung mit Potential: "Weil die Galerien so stark sind und hier viele führenden Galerien sind, die international arbeiten", sagt Peter Vetsch. Die beiden Direktoren wollen die Qualität der Messe kontinuierlich steigern, in diesem Jahr mit einem reduzierten Programm und einem neuen Konzept für junge Galerien.

Die wichtigste Neuerung 2010: Die Sektion "Focus" mit jungen, erstmals auf der Messe vertretenen Galerien, die im vergangenen Jahr abseits der Haupthallen präsentiert wurde, ist ins Zentrum der Ausstellung gerückt. Unter den Newcomern war auch die 30-Jährige Galeristin Tanja Wagner. Sie präsentierte Mariechen Danz, Jahrgang 1980, eine in Berlin lebende irische Künstlerin. Erst vor zwei Wochen hat Tanja Wagner ihre Galerie im alten Berliner Westen in der Pohlstraße in Schöneberg geöffnet, auf dem art forum konnte sie nun erste Verkäufe verbuchen. Sie möchte ihre Generation zeigen, sagt sie. Es gebe eine neue Sensibilisierung in der Kunst, "weg von dem kalten Konzeptuellen, hin zum Greifbaren".

Die Kunst in den Vordergrund rücken

Schon länger dabei ist die Galeristin Stella Lohaus aus Antwerpen. Sie präsentierte als Blickfang eine große Holzskulptur der Künstlerin Kati Heck, die wie ein Kommentar zu der neu entflammten Diskussion um die Integration von Migranten wirkt, der Sarazzin-Debatte. Unter dem Titel "Unrasiert und fern der Heimat – ein Randgruppen-Stammtisch" sitzt ein Neandertaler mit Gurke und Döner am Tisch. Für Stella Lohaus ist das art forum trotz geringerer Umsätze als beispielsweise auf der internationalen Kunstmesse Basel, ein wichtiger Termin in Deutschland. "Am Anfang war das Art Cologne, jetzt das art forum Berlin. Ich treffe genauso auch Sammler aus Hamburg und München, es ist schon die wichtigste Kunstmesse in Deutschland. Ich denke, die meisten Deutschen besuchen auch gern die Hauptstadt."

Alles in allem scheinen die angespannten Zeiten der Krise vorbei zu sein, viele Galeristen konnten sich über gute Ergebnisse freuen. Gerd Harry Lybke von der Galerie Eigen + Art beispielsweise brachte Dreiviertel seiner Messeausstellung unter die Leute, darunter auch das neueste Werk von Neo Rauch, mit 430 000 Euro das teuerste Kunstwerk der Berliner Kunstmesse 2010. Er beobachtet nach der Krise: "Die Rückkehr zum künstlerischen Produkt, der Künstler und seine Idee stehen wieder im Vordergrund. Das ist absolut spannend."

Autor: Sigrid Hoff
Redaktion: Petra Lambeck