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Hoffen und Bangen im Hallensport

6. November 2020

Die Basketball-Bundesliga startet in die neue Saison. Abgesagte Spiele und Teams in Quarantäne sorgen für einen Saisonstart mit Fragezeichen. Der gesamte Hallensport blickt weiter in eine ungewisse Zukunft.

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Basketball Euroleague Alba Berlin - FC Bayern München
Bild: Camera 4/imago images

Der Start in die 55. Saison der Basketball-Bundesliga (BBL) ist wie kein anderer zuvor: Wie viele andere Sportarten blickt auch der Basketballsport in eine Zukunft voller Ungewissheit. "Wir wissen bis zum Spieltag nicht, ob wir spielen können", sagte Steffen Herhold, Geschäftsführer von BBL-Aufsteiger Niners Chemnitz, dem Mitteldeutschen Rundfunk: "Ein weiteres Problem ist: In diesen Pandemiezeiten ist die wirtschaftliche Stabilität unklar. Das ist wie Fahren im Nebel bei 200 Stundenkilometern."

Drei für den ersten Spieltag vorgesehene Partien mussten aufgrund von Coronafällen abgesagt werden, darunter das Duell der Chemnitzer gegen Crailsheim. Nach positiven Tests waren zuletzt mehrere Profis und weitere Betroffene beim Aufsteiger aus Sachsen auf Anweisung des zuständigen Gesundheitsamts isoliert worden. "Leider wurde auch für die übrigen Spieler und Teammitglieder, die mehrmals negativ getestet wurden, Quarantäne angeordnet", teilte die BBL mit. Geschäftsführer Stefan Holz hatte zuletzt wiederholt kritisiert, dass komplette Mannschaften unter Quarantäne gestellt wurden. 

Weltweit beachtetes Hygiene-Konzept

 "Die Gesundheitsämter waren schnell dabei, die gesamten Mannschaften in Quarantäne zu schicken. Auch sehr lange. Wir werden alle Gesundheitsämter nochmal anschreiben und auch in den Dialog gehen, um Wissen und Verständnis aufzubauen", sagte Holz, nachdem im Pokalwettbewerb gleich sechs Spiele abgesagt worden waren: "Wenn bei einem Fall, der möglicherweise noch nicht einmal infektiös ist, ein gesamtes Team zwei Wochen weggesperrt wird, dann funktioniert die Saison so, wie wir es vorhaben, definitiv nicht." 

Alba Berlin Basketball München 2020  Bundesliga Finalturnier
Gewinner des Finalturniers in München: Alba Berlin feiert das Double aus Meisterschaft und PokalBild: Christof Stache/picture alliance/dpa

Dabei war es die Basketball-Bundesliga, die als eine der ersten Sportligen weltweit gezeigt hatte, wie der Spielbetrieb auch unter Pandemiebedingungen durchgeführt werden kann: Das Ende der vorigen Saison spielte die BBL im Juni bei einem Finalturnier in München aus, unter Einhaltung eines strengen Hygienekonzeptes. Am Ende gewann Alba Berlin den ersten Meistertitel seit 2008 - und der deutsche Basketball-Sport viel Aufmerksamkeit und Anerkennung, auch international.

Eishockey-Saisonstart weiter ungewiss

Anders sah es in den beiden anderen großen Hallensportarten aus. Die Deutsche Eishockey Liga (DEL) und die Handball-Bundesliga (HBL) brachen ihre Spielzeiten ab. Die Eishockey-Saison blieb ohne Meister, im Handball wurde Tabellenführer THW Kiel zum Meister erklärt. Die neue Saison im Handball ist bereits am 1. Oktober gestartet, gespielt wird seit Anfang November vor leeren Rängen.

Deutschland Köln Philipp Walter
Haie-Geschäftführer Walter: "Ohne Fans oder ohne Unterstützung geht es nicht"Bild: Kohring/Eibner_pressefoto/picture-alliance

In der DEL ruht dagegen noch der Puck. Für den 19. November hat die Liga eine außerordentliche Gesellschafterversammlung einberufen. "An dem Tag werden die Klubs gemeinsam entscheiden, ob wie zuletzt geplant in der zweiten Dezemberhälfte und mit wie vielen Klubs wir in die Saison starten können", sagte DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke. Immerhin ein kleines Zeichen der Hoffnung gibt es: In Krefeld wird aktuell der Deutschland-Cup ausgespielt - auch wenn einige Nationalteams wegen der Corona-Pandemie abgesagt haben.

Das große Problem im Profi-Eishockey bleibt aber bestehen: Trotz Kurzarbeitergeld und Gehaltsverzicht vieler Angestellter, inklusive Spieler, ist der Spielbetrieb defizitär. "Zuschauereinnahmen machen bei uns 50 bis 60 Prozent aus", sagte Philipp Walter, Geschäftsführer der Kölner Haie der DW: "Die Lage im Eishockey ist dramatisch, weil wir unser Geschäftsmodell, das vor allem auf Zuschauereinnahmen beruht, aktuell nicht umsetzen dürfen. Ohne Fans oder ohne Unterstützung geht es nicht." 

Hilfen fließen, Hallen leer

Aus diesem Grund hatte die Bundesregierung im Juli ein Hilfspaket über 20 Millionen Euro für den Sport bereitgestellt. Das Ziel: Insolvenzen verhindern. Doch aufgrund bürokratischer Hürden gestalteten sich die Anträge kompliziert. "Die Kriterien zur Bewilligung sind für viele nicht oder nur sehr bedingt zu erfüllen und gehen nach Ansicht von Fachleuten über das übliche Maß hinaus", sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann. Die Bundesregierung hat - wie vom DOSB gefordert - die Frist verlängert, innerhalb derer die Anträge eingereicht werden müssen. Stichtag ist nun der 11. November. 

Maximal je 800.000 Euro können die Vereine erhalten. Nach Angaben des Bundesinnenministeriums sind inzwischen insgesamt 20 Millionen Euro für Sportvereine bewilligt wurden.   

Glas halbvoll oder halbleer?

Deutschland | Basketball | Stefan Holz
Kritik am Verfahren der Gesundheitsämter: BBL-Geschäftsführer Stefan HolzBild: imago images/Wolter

In der Basketball-Bundesliga haben alle 18 Klubs die Corona-Soforthilfe beantragt, kurz vor dem Saisonstart erhielten sechs Vereine die Zusage. "Das ist gutes Geld, definitiv", sagt BBL-Geschäftsführer Holz. "Es macht Mut. Ich würde vermuten, dass zehn bis zwölf Millionen Euro in die Liga kommen." Das entspräche etwa 50 Prozent der Zuschauereinnahmen, die gewöhnlich bei gut 25 Millionen Euro liegen. "Das kann man", so Holz, "von unten oder oben betrachten - halbvoll oder halbleer". Mit einer "angemessenen Rückkehr der Zuschauer", den aktuellen Staatsgeldern aus dem 200-Millionen-Euro-Paket und möglichen zusätzlichen Hilfen "könnte es sich irgendwie ausgehen", sagt der BBL-Geschäftsführer.

Forscher: "Auslastung bis 50 Prozent möglich"

Hoffnung auf eine zumindest teilweise Rückkehr von Zuschauern in die Hallen macht derweil eine Studie: Der Arzt Stefan Moritz sieht bei Hallensportarten bis zu einer Zuschauerauslastung von 50 Prozent kein größeres Infektions-Risiko. "Abhängig von der Inzidenz, wären nach unserem Modell 20 bis 25 oder 50 Prozent der Kapazität möglich", sagte der Leiter des Forschungsprojekts "RESTART-19" der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung": "Bei einer Inzidenz bis 50 raten wir zu unserem Szenario zwei, da sitzen die Menschen in einem Schachbrettmuster, sodass wir bei etwa 50 Prozent wären - mit Maske und einer guten Belüftung."

DW Kommentarbild David Vorholt
David Vorholt Redakteur, Reporter und Autor in der DW-Sportredaktion