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Saarland

Judith Hartl

"Hauptsach gudd gess - Hauptsache gut gegessen". Nach diesem Motto lebt man im Saarland. Der französische Einfluss ist allgegenwärtig - auch in der Küche der Saarländerin Sabine Yöndel. Und nicht nur in der Küche.

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"Wir Saarländer essen eben gerne", bestätigt Sabine Yöndel und zerlegt ziemlich professionell eine Dorade. In keinem anderen Bundesland wird das Essen so zelebriert, wie im Saarland. Die Dichte an französischen Restaurants ist beeindruckend. Muscheln "Moules", Crevetten, Rouille - eine würzige Crème für Meeresgetier, der "Crémant d'Alsace" - ein köstlicher, Champagner-ähnlicher Schaumwein aus dem Elsass - all das ist fast alltäglich hier.

Zweisprachigkeit ist nicht selbstverständlich

Die Saarschleife bei Mettlach-Orscholz
Die Saarschleife bei Mettlach-OrscholzBild: AP

Auch dass Tochter Frieda nach dem deutsch-französischen Kindergarten, der "École maternelle", natürlich die deutsch-französische Grundschule in Saarbrücken besucht - die "École primaire". Die Neunjährige fischt ein paar "carottes" aus ihrem Essen und bedankt sich ganz selbstverständlich mit "Merci, maman". "Selbstverständlich ist das hier im Saarland gar nicht", sagt Sabine Yöndel. "Ich habe früher immer meine beste Freundin beneidet, die auf das Deutsch-Französische-Gymnasium in Saarbrücken ging. Die sprach so gut wie fließend französisch und konnte sich in unserem gemeinsamen Urlaub am Atlantik immer mit den süßen Franzosen unterhalten. Und schon damals habe ich mir geschworen: Deine Kinder wachsen mal zweisprachig auf." Tochter Frieda grinst und sagt: "Aber jetzt kannst Du's doch auch ein bisschen".

Vorurteile bestätigen sich im Saarland gerne

Klar kokettieren Saarländer ganz gerne damit und auch Sabine Yöndel findet es "dappich", also doof, dass in den Medien Saarländer gerne mit französischer Baskenmütze dargestellt werden, ein Baguette unter dem einen Arm, die Rotweinflasche unter dem andern und dass sie immer "Salut" statt "Hallo" sagen. "Das ist natürlich Quatsch", lacht sie und schnippelt Möhren und Kartoffeln - oder "Grummbeer", wie der Saarländer sagt - in die Kasserole. Aber diese Verbundenheit und die Nähe zu Frankreich sei ihr extrem wichtig.

Stolz auf die deutsch-französische Geschichte

Sabine Yöndel zelebriert das Frankophile gerne. Sie ist stolz darauf, "la France" in ihren Alltag einzubinden. Denn dieser intensive Sprachen- und Kultur-Mix im Saarland und in der angrenzenden französischen Region Lothringen, der sei einzigartig in Deutschland. Immerhin war das Saarland nach dem Zweiten Weltkrieg bis 1949 französisches Protektorat. Danach autonome Region, mit einer eigenen Fußball-Nationalmannschaft und einer eigenen Olympia-Mannschaft. Erst 1957 trat das Saarland der Bundesrepublik bei und wurde 10. Bundesland.

Croissant und Café-au-lait-Bol

"Und deswegen", vermutet Sabine Yöndel "fühlen sich noch immer viele Saarländer nicht wirklich deutsch, französisch natürlich auch nicht, sondern irgendwas dazwischen. Eben saarländisch." Den meisten Saarländern fällt es schwer, wegzuziehen und ihren Lebensstil zurückzulassen. Und die meisten, die wegen eines Jobs fort müssen, kommen irgendwann wieder zurück. "Das ist eben so", sagt Sabine Yöndel und trinkt ihren "Café au lait" doch tatsächlich aus einem "bol". Auch das ist eine typische französische "Kaffee-Schüssel" - bestens geeignet, um sein Croissant hinein zu stippen. "Auch so eine saarländische Lebensart - savoir-vivre eben", urteilt die 41-jährige Kindergärtnerin trocken. Darauf will sie niemals verzichten. Und so steht für Sabine Yöndel schon lange fest: Auch sie wird das Saarland nie verlassen.