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Politik

Samsung-Erbe Lee verhaftet

17. Februar 2017

Der Erbe und inoffizielle Chef des südkoreanischen Samsung-Konzerns, Lee Jae Yong, ist im Korruptionsskandal um die mittlerweile entmachtete Präsidentin Park Geun Hye verhaftet worden. Der Vorwurf lautet Bestechung.

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Südkorea Lee Jae-yong in Seoul
Bild: picture-alliance/AP Photo/J. Yeon-Je

Samsung-Chef Lee verhaftet

Ein Gericht habe Haftbefehl gegen den Vize-Vorsitzenden des Großkonzerns Samsung Electronics wegen des Vorwurfs der Bestechung erlassen. Es sei "notwendig", Lee "im Lichte eines neu hinzugekommenen Vorwurfs und neuer Beweise" zu inhaftieren, teilte ein Justizsprecher mit. Der 48-jährige Lee (Artikelbild) ist der einzige Sohn von Samsung-Chef Lee Kun Hee. Seit einer Herzattacke seines Vaters im Jahr 2014 steht er de facto an der Spitze des Unternehmens. Bei ersten Anhörungen im Januar hatte das Gericht den Antrag der Staatsanwaltschaft auf einen Haftbefehl gegen Lee noch abgelehnt.

Samsung-Spitze versinkt immer mehr im Skandal

Südkoreas größter Konzern ist in die Korruptionsaffäre um die vorläufig entmachtete Präsidentin Park Geun Hye verwickelt. Der Samsung-Erbe wird beschuldigt, umgerechnet mehr als 36 Millionen US-Dollar zur Förderung von Unternehmen und Stiftungen der Park-Vertrauten Choi Soon Sil gezahlt zu haben. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Choi im Gegenzug ihre Beziehungen genutzt hat, damit die Behörden eine umstrittene Fusion zweier Samsung-Töchter genehmigen. Anfang November hatten die Ermittler kistenweise Beweismaterial aus Samsung-Büros herausgeschleppt. Der Konzern bestreitet die Vorwürfe der Korruption.

Choi, der derzeit in Seoul der Prozess gemacht wird, soll ihre Beziehungen zur Präsidentin genutzt haben, Millionenspenden für Stiftungen einzutreiben und sich dabei persönlich zu bereichern. Zudem soll sie sich in Regierungsgeschäfte eingemischt haben.

Das Parlament in Seoul hatte nach monatelangen Massenprotesten wegen der Korruptionsaffäre Anfang Dezember für ein Amtsenthebungsverfahren gegen Präsidentin Park gestimmt, die damit umgehend ihre Amtsvollmachten verlor. Sie behielt aber ihren Titel als Staatschefin und bleibt im Präsidentenpalast, bis das Verfassungsgericht über ihre Amtsenthebung entschieden hat. Park sieht sich als Opfer "irreführender Berichterstattung" und falscher Verdächtigungen.

Südkorea Samsung Firmenzentrale
Samsung-Zentrale in SeoulBild: Reuters/Kim Hong-Ji

Umbau bei Samsung

Der Samsung-Erbe wird nach Justizangaben in einer Einzelzelle im Gefängnis von Seoul gehalten. Beobachtern zufolge kommt die Verhaltung für den Elektronik-Konzern zur Unzeit. Zwar ist der 48-jährige Lee nicht mit dem laufenden Geschäft des Industriegiganten mit seiner halbe Million Beschäftigten befasst. Allerdings stehen bei Samsung strategische Entscheidungen an, da das Unternehmen derzeit grundlegend umgebaut wird.

Dadurch sollte die Position Lees gestärkt werden, der noch immer nicht die ganze Kontrolle über den Konzern übernommen hat, nachdem sein Vater 2014 nach einem Herzinfarkt schwer erkrankte.  Der Umbau zielt darauf, die Samsung-Unternehmen unter einer Holding zusammenzufassen.

Auch die Vorwürfe gegen die suspendierte Präsidentin Park stehen offenbar in einem Zusammenhang mit diesen Vorgängen bei Samsung. Park wird verdächtigt, direkt oder indirekt auf den staatlichen Pensionsfonds eingewirkt zu haben, damit dieser die Übernahme des Bauunternehmens Samsung C&T durch ein anderes Unternehmen im Jahr 2015 bewilligte. Kritiker sahen in der Fusion eine Stärkung der Gründerfamilie von Samsung. Der Zusammenschluss solle die Nachfolgeregelung für Lee erleichtern.

Einbußen an der Börse

An der Börse in Seoul wurde die Festnahme des starken Manns von Samsung am Freitag mit deutlichen Abschlägen quittiert. Die Aktien von Samsung Electronics verlor 1,1 Prozent, die Papiere des Mutterkonzerns der Samsung Gruppe büßten fast drei Prozent ein.

Samsung war bereits im vergangenen Jahr durch den Skandal um sein wichtiges Smartphone Galaxy Note 7 in die Schlagzeilen geraten. Weil das Gerät öfter in Brand geraten war, nahm Samsung das Handy kurz nach seiner Einführung ganz vom Markt. Das kostete den Hersteller mehrere Milliarden, das Nachfolge-Modell Galaxy S8 ist immer noch nicht auf dem Markt.

qu/ar/cgn (dpa, afp, APE, rtre)