Sansibar: Wandel eines Staatssenders | Afrika | DW | 15.01.2015
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Afrika

Sansibar: Wandel eines Staatssenders

Ein Jahr lang unterstützte die DW Akademie intensiv die Reformen bei Zanzibar Broadcasting Corporation (ZBC). Regionalkoordinator André Surén über Umbau und Transformation des Staatssenders.

Mitarbeiter von Zansibar Broadcasting Corporation (ZBC) (Foto: DW Akademie/Charles Achaye-Odong).

Nah dran: Reportagen der ZBC über alltägliche Sorgen der Bevölkerung Sansibars

"Jicho la Habari" schallt es allwöchentlich aus den Radios. Der Name ist Programm und bedeutet übersetzt so viel wie: Informationen für die Bevölkerung. Und die sind bis in die letzten Winkel Sansibars zu empfangen.

Sansibar, ein magisch anmutendes Wort, ist bekannt als traumhafte Urlaubsinsel im Indischen Ozean. Doch hinter der Fassade dieses halbautonomen Teilstaates Tansanias zeigt sich auch viel Armut, Ungleichheit und eine zum Teil enorme Perspektivlosigkeit der Einheimischen.

Die Sendung "Jicho la Habari" nimmt sich daher ausschließlich der Themen an, welche die Menschen auf Sansibar betreffen und ihre Nöte und Sorgen aufgreifen. Es sind alltägliche Themen wie zum Beispiel Preissteigerungen von Lebensmitteln oder Benzin. Die Reporter von "Jicho la Habari" zeigen auf, was das für die Menschen im Alltag bedeutet. Groß geschrieben werden in der Sendung besonders menschenrechtsrelevante Themen.

Die sonst seit Jahrzehnten bekannte Politiker-Berichterstattung findet in der Magazinsendung nicht mehr statt, obwohl Zanzibar Broadcasting Corporation (ZBC) ein Staatssender ist und über Jahrzehnte als Sprachrohr der Regierung fungierte. "Jicho la Habari" ist eines der neuen Sendeformate, welches die DW Akademie mit ZBC konzipiert und umgesetzt hat.

Belange der Menschen im Fokus

DW Akademie Projekt in Sansibar

Von den Mitarbeitern getragen: Die Senderreform bei ZBC

Am Anfang des Projekts der DW Akademie "Serving the public" in Sansibar stand die grundlegende Frage: Kann sich eine vom Informationsministerium kontrollierte Medienanstalt überhaupt öffnen? Und es innerhalb so kurzer Zeit schaffen, seine Berichterstattung mehr an den Bedürfnissen der Bevölkerung auszurichten?

Ja, wenn viele Faktoren stimmen. Im Fall von Tansania war dies möglich, vor allem aufgrund der hohen Bereitschaft der Partner. Über viele Jahre hat die DW Akademie vor Ort, genauer in Sansibar, Vertrauen aufgebaut und den Grundstein für eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit ZBC gelegt. Es entstand der explizite Wunsch, die DW Akademie möge den Sender bei dessen Reformvorhaben unterstützen. Von Seiten der ZBC wurden viele Ressourcen freigesetzt und ein beispielloser Einsatz und Fleiß an den Tag gelegt, um sich zu einer am Gemeinwohl orientierten Medienanstalt zu wandeln.

So konnten in 2014 das mittlere Management bei ZBC durch Beratungen gestärkt und neue Kompetenzen, wie Organisationsplanung und gezielte Personalführung, vermittelt werden. Es entstand ein Organigramm mit klaren Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten. Das hat zu einem deutlich verbesserten Workflow geführt. Im TV-Bereich entstand ein weiteres neues Programm mit Bürgerbeteiligung. Für die Sendung "Mitaani" ("Blick auf die Umgebung") wurden ebenso viele Journalisten wie Techniker geschult. "Mitaani" hat sich auf die Fahne geschrieben, die Vielfältigkeit der Bevölkerung und deren Interessen abzubilden, Minderheiten zu Wort kommen zu lassen und große Themen wie Wege aus der Arbeitslosigkeit zu behandeln.

Viel Mut zur Veränderung

Besonderen Zuspruch erhielten unsere gemeinsamen Vorhaben durch den Intendanten, Hassan Mitawi, sowie den Minister für Information, Kultur, Tourismus und Sport, Said Ali Mbarouk. Beide waren gemeinsam mit dem Chef der Regulierungsbehörde und dem Leiter des Journalism and Mass Media Colleges für eine Woche zu Gast in Deutschland. Auf ihrer Rundreise haben sie sich neugierig auf die Suche gemacht, wie sie den Mediensektor in Sansibar generell optimieren können. So ist beispielsweise mittlerweile eine Organisation nach Vorbild der Bundespressekonferenz geplant - ein großer Schritt in Richtung Transparenz und Teilhabe.

Parallel dazu wurde die Regulierungsbehörde in Fragen der Lizenzvergabe und Kontrolle, auch der privaten Medien, beraten. Um die Nachhaltigkeit zu sichern, fanden zudem Aktivitäten bei der journalistischen Fakultät statt, um effizientere Arbeitsabläufe zu schaffen. Flankiert wurde das durch mehrere Train-the-trainer Seminare für die Dozentinnen und Dozenten, um eine praxisnähere Ausbildung zu fördern. Das Ziel: Die angehenden Journalistinnen und Journalisten besser auf ihre Profession vorzubereiten und den Blick auf Themen zu schärfen, die die Bedürfnisse der Bevölkerung widerspiegeln. Langfristig ist angedacht, die Studierenden durch Praktika frühzeitig mit den Medienhäusern in Kontakt zu bringen.

Ende 2014 ist das Projekt abgelaufen. Die Hoffnung ist groß, dass mit den Verantwortlichen vor Ort das Erreichte langfristig gesichert wird - und damit "Jicho la Habari" noch lange in den entlegensten Orten Sansibars zu hören sein wird.



Das Langzeitprojekt "Serving the Public" zur Unterstützung der Senderreform in Sansibar wurde finanziert vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).

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  • Datum 15.01.2015
  • Autorin/Autor André Surén
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  • Permalink https://p.dw.com/p/1EKaH
  • Datum 15.01.2015
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