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Sara Nuru zwischen zwei Welten

Jan Bruck24. September 2015

Mit 19 hat sie eine der größten Castingshows im deutschen TV gewonnen. Seitdem arbeitet Sara Nuru als internationales Topmodel. Und kümmert sich dennoch um mehr als ihr Aussehen - zum Beispiel um Menschen in Äthiopien.

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Sara Nuru Generation 25
Bild: SN Management

Sara Nuru bestellt einen Americano. Danach kommt sie freudestrahlend zum Tisch im Café in der Münchner Innenstadt. Ja, sie ist ein Model, aber ich bin trotzdem kurz perplex, kurz verstört von diesem durch und durch schönen, ebenmäßigen Gesicht. Sie ist minimalistisch, stylisch gekleidet: weiße Seidenbluse, schwarze Hose, schwarz-weiße Schuhe. Doch wer Sara auf ihr Äußeres reduziert, liegt daneben. "Ich mache mir gar nicht so viel aus Mode, wie immer von mir erwartet wird", sagt sie. Mode sei schön anzusehen, schön zu tragen und für ein Model eben Handwerkswerkzeug, mehr aber auch nicht.

Plötzlich Topmodel

Sara Nuru hat mit 19 Jahren bei Germany's Next Topmodel den ersten Platz gemacht. Die Show gehört zu den größten Casting-Events im deutschen Fernsehen, moderiert vom seit Jahrzehnten international erfolgreichen deutschen Model Heidi Klum. Für viele deutsche Mädchen in Saras Alter war und ist das Format prägend. Die Teilnahme an der Show steht bei vielen für die Erfüllung des ultimativen Teenage Dreams: Einmal von Model-Mama Heidi gecoacht werden und vom vermeintlich süßen Leben der Topmodels kosten.

Sara Nuru über ihr Leben als Model

Bei Sara war das anders: Sie kam zufällig zum Format, ihr damaliger Freund hatte sie beim offenen Casting in München angemeldet. Die drei Monate Drehzeit gehörten zu den schönsten ihres Lebens, sagt Sara nostalgisch. Seit ihrem Gewinn vor sechs Jahren war Sara in zahlreichen Werbekampagnen zu sehen, lief bei Modenschauen von Paris bis New York und war sogar in einem deutschen Kinofilm zu sehen.

Sara wurde in Erding geboren, einem kleinen Vorort von München. Ihre Eltern waren drei Jahre zuvor mit den zwei älteren Schwestern aus Äthiopien eingewandert. Mit der Familie verbindet Sara viel, ihre große Schwester Sali steht ihr zur Seite, auch beruflich als Teil ihres Managements.

Fashion Business und Äthiopien: Welten prallen aufeinander

An ihre Kindheit in Erding und München hat Sara nur gute Erinnerungen. "Ich weiß, am liebsten würden Journalisten jetzt von Ausgrenzung hören", aber sie habe sich immer zugehörig gefühlt. "Ich glaube das ist auch Einstellungssache. Man kann durch die Welt gehen und immer denken, man ist die Ausländerin und man wird immer die Schwarze sein. Oder man sagt: Ja so ist es, na und?", sagt sie und richtet sich dabei stolz in ihrem Stuhl auf.

Unmittelbar nach dem Sieg bei Germany's Next Topmodel begann Sara, sich bei "Menschen für Menschen" zu engagieren - einer Hilfsorganisation für Äthiopien, dem Land ihrer Eltern. Sie ist Botschafterin für das Bildungsprogramm der Organisation. Bei ihren ersten Reisen fühlte Sara zwei Welten aufeinander prallen: Der neu gewonnen Ruhm und der damit einhergehende Glamour - und die einfachen, teilweise sehr ärmlichen Verhältnisse in Äthiopien.

Sara Nuru über ihr Engagement in Äthiopien

Ein wenig Charity-Engagement gehört natürlich zum modernen Bild des 'Celebrity' dazu. Der Verdacht Inszenierung schwingt immer mit. Doch Sara Nurus Engagement wirkt auf mich authentisch. Sie fühlt sich den Menschen und gerade den Kindern in Äthiopien wirklich verbunden.

Das Engagement in Äthiopien habe sie sehr verändert, sagt Sara. Sie habe ein wenig die Leichtigkeit des Model-Daseins verloren und den Sinn ihres Model-Jobs hinterfragt. "Mit den Jahren habe ich immer mehr gemerkt, wie oberflächlich die Branche manchmal sein kann. Das ist aber völlig in Ordnung, denn ich habe mir diesen Job ausgesucht." Ihre Leidenschaft und ihren "Sinn", sagt sie, schöpfe sie aus ihrem Engagement für "Menschen für Menschen".

Zwei Mal Heimat

Am 3. Oktober, dem 25. Jahrestag der Deutschen Einheit wird Sara an der Benefizveranstaltung "Feel Ethiopia" in Würzburg teilnehmen und eine Modenschau mit traditioneller äthiopischer Kleidung präsentieren. An diesem Tag feiert Sara das Heimatland ihrer Eltern genauso wie die Wiedervereinigung des Landes, in dem die Familie vor mehr als drei Jahrzehnten eine neue Heimat gefunden hat.

Sara Nuru über 25 Jahre Wiedervereinigung

Mit 25 ist Sara Nuru jetzt schon älter als viele der Models auf den internationalen Fashion Weeks. Doch das scheint sie nicht aus der Ruhe zu bringen. "Ich mache mir nicht so viele Gedanken darüber, was in fünf oder in zehn Jahren ist. Bisher ist mein Leben auch nicht genau nach Plan verlaufen." Vielleicht, meint sie, sei es auch das Äthiopische in ihr, mehr im Moment zu leben und nicht zu sehr über die Zukunft nachzugrübeln.