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Sarko vs. Mandy

Bernd Riegert2. Juli 2008

Zwei Tage erst ist Frankreichs kleiner Sonnenkönig Präsident der Europäischen Union. Schon rappelt es im Karton. Nicolas Sarkozy und der britische EU-Kommissar Peter Mandelson bekriegen sich öffentlich.

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Bild: DW
Bernd Riegert

Beide Herren sind sich in herzlicher Abneigung zugetan. Der quirlige Franzose Sarko (Spitzname in Brüssel) lässt keine Gelegenheit aus, den etwas blasiert wirkenden Handelskommissar Mandy (Spitzname in Brüssel) zu kritisieren. In einem Fernsehinterview warf Sarko Mandy vor, er würde 20 Prozent der EU-Landwirtschaft und 100.000 Bauern auf dem Altar der Welthandelsrunde WTO opfern wollen. Mandy war darauf hin beleidigt und erschien nicht zum üblichen Willkommensdinner der neuen Präsidentschaft für die EU-Kommission in Paris. Darauf angesprochen säuselte Sarko nur, er hätte den Kommissar ja gerne bei Tisch begrüßt, aber leider habe der andere Verpflichtungen.

In der Tat, denn Mandy trat lieber im britischen Fernsehen auf und beklagte sich, Sarko würde durch seine ewigen Sticheleien die Verhandlungsposition der EU bei internationalen Handelsgesprächen untergraben. Zuvor hatte der Präsident gedroht, er würde es nicht zulassen, dass EU-Interessen und natürlich die Interessen der französischen Bauern missachtet würden.

Entzückend: eine echte Schlammschlacht

Die EU-Kommission stellte dann während einer Pressekonferenz in Brüssel fest: "Die Zahlen, die der EU-Ratspräsident benutzt, sind völlig falsch.“ Zack, linker Haken! Die Korrespondenten beobachten mit Freude den verbalen Boxkampf zwischen Sarko und Mandy. Die bevorstehende Reform der EU-Agrarpolitik und die Festlegung eines gemeinsamen Verhandlungsmandates für EU-Kommissar Mandelson bei den WTO-Gesprächen versprechen eine echte Schlammschlacht zu werden. Entzückend! Welch viel versprechender Auftakt für die französische Ratspräsidentschaft!

Eigentlich haben die Franzosen auch wichtigere Probleme. Sie müssen schließlich den Vertrag von Lissabon und damit die EU retten. Hier hat sich die medial und werbetechnisch in eigener Sache begabte Europaabgeordnete Silvana Koch-Mehrin (FDP) wieder einmal mit einem brillianten Vorschlag hervorgetan: Wer Stress macht, soll austreten! Also: Polen, Iren, Deutsche. Alle die noch bockig sind beim Ratifizieren des Vertrages: Austreten! Sollte das deutsche Verfassungsgericht den Lissabon-Vetrag kippen und Deutschland dem Rat der FDP-Frau folgen, wäre allerdings auch die plappernde Europa-Liberale Silvana ihren Job los. Denn ein ausgetretenes Land hat auch keine Abgeordneten mehr.