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Sarkozy vor Royal

23. April 2007

Der Konservative Nicolas Sarkozy und die Sozialistin Ségolène Royal haben laut Hochrechnungen die Stichwahl um die französische Präsidentschaft in zwei Wochen erreicht.

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Bild: DW
Ségolène Royal in der Wahlkabine. Quelle: AP
Ségolène Royal in der WahlkabineBild: AP

Nach dem vorläufigen Endergebnis stimmten im ersten Durchgang 31,11 Prozent der Wahlberechtigten für Sarkozy. Auf den zweiten Platz kam Royal mit 25,84 Prozent, wie das Innenministerium in Paris am frühen Montagmorgen mitteilte. Der Zentrist Francois Bayrou erhielt demnach 18,55 Prozent der Stimmen und könnte damit zum "Königsmacher" werden. Der Rechtsnationalist Jean-Marie Le Pen landete abgeschlagen auf dem vierten Platz mit 10,51 Prozent.

Die 53-jährige Ex-Familienministerin ist damit die erste Frau, die den Sprung in die zweite Runde einer Präsidentschaftswahl geschafft hat und am 6. Mai den Elysee-Palast erobern könnte. Wegen seines deutlichen Erstrundensieges geht UMP-Chef Sarkozy als Favorit in das Duell um die Nachfolge Jacque Chiracs.

Bayrou und Le Pen abgeschlagen

Präsident Jacques Chirac wählt - nicht sich selbst, sondern seinen Nachfolger, Quelle: AP
Präsident Jacques Chirac wählt - nicht sich selbst, sondern seinen NachfolgerBild: AP

Klar abgeschlagen auf Platz drei landete Zentrumskandidat Francois Bayrou mit 18 Prozent. Rechtsextremist Jean-Marie Le Pen, der vor fünf Jahren noch sensationell die Stichwahl erreicht hatte, kam mit für ihn enttäuschenden 11 Prozent auf Platz vier.

Bei sonnig-warmem Frühlingswetter drängten die Franzosen am letzten Tag der Osterferien in Scharen zu den 64.000 Wahllokalen. Die Wahlbeteiligung lag nach Hochrechnungen knapp unter dem Rekord von 84,75 Prozent bei der ersten Präsidentenwahl der V. Republik 1965. 2002 hatten nur 71,6 Prozent ihre Stimme abgegeben.

Sarkozy: "Würdevolle Debatte"

Sarkozy versprach nach seinem Sieg eine "würdevolle Debatte" mit seiner sozialistischen Konkurrentin Royal. Die Franzosen wollten eine echte Debatte zwischen "zwei Gesellschaftssystemen" und "verschiedenen Ideen der Nation", sagte der Chef der Regierungspartei UMP in einer ersten Ansprache in Paris vor jubelnden Anhängern. Der Ex-Innenminister würdigte die erste Runde wegen ihrer hohen Wahlbeteiligung als "Sieg für unsere Demokratie". Dabei hätten die französischen Bürger ihren Willen "mit Klarheit" zum Ausdruck gebracht.

Anhänger von Sarkozy jubeln, Quelle: AP
Anhänger von Sarkozy jubelnBild: AP

Royal forderte ihre Landsleute auf, die "Republik des Respekts triumphieren zu lassen". Sie sei "bereit, den Kampf für den Wandel zu tragen, damit Frankreich sich erhebt", sagte sie im westfranzösischen Melle vor jubelnden Anhängern. "In zwei Wochen wird Frankreich sein Schicksal und sein Antlitz auswählen", sagte Royal mit Blick auf das Stechen am 6. Mai. Sie werde "Frankreich reformieren, ohne es brutal zu behandeln". Die Sozialistin fügte hinzu: "Es gibt keine wirtschaftliche Effizienz ohne sozialen Fortschritt."

Die Wahl verlief ohne größere Zwischenfälle. Nur auf Korsika gab es wieder nächtliche Bombenanschläge korsischer Nationalisten auf Staatsgebäude. Dabei wurde ein Passant verletzt. Erheblichen Ärger bereitete der erste großflächige Einsatz elektronischer Wahlmaschinen für eineinhalb Millionen Wähler in 82 Gemeinden. Wegen der komplizierten Bedienung kam es teilweise zu Wartezeiten von mehr als einer Stunde. Forscher erklärten die Touchscreen-Geräte zur "Quelle der Diskriminierung", weil Ältere und Sehbehinderte mit ihnen nicht zurechtkämen. "Wir schätzen, dass mit diesen Maschinen 25 Prozent der Wähler Gefahr laufen, sich beim Kandidaten zu täuschen, ihre Stimme nicht abgeben zu können oder aufgeben zu müssen", erklärten sie. (sams)