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Dem deutschen Wald geht es schlecht

27. Juli 2020

In den vergangenen zwei Jahren sind in deutschen Wäldern fast sechsmal so viele Bäume durch Schädlinge zerstört worden, wie in den Jahren davor. Der Grund: Hitze und Trockenheit haben die Bäume extrem geschwächt.

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Ein Mann wandert toten Nadelbäumen entlang
Tote Bäume mindern die Wanderfreude in immer mehr WäldernBild: Getty Images/J. Schlueter

Hitze, Dürre, Schädlingsbefall - dieser fatale Dreiklang macht den Wäldern und Bäumen in Deutschland schwer zu schaffen: Die Anzahl der geschädigten Bäume, die in deutschen Wäldern gefällt werden müssen, wächst rasant. Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte, stieg die Menge des aufgrund von Insektenschäden entfernten Schadholzes zwischen 2017 und 2019 von rund sechs Millionen Kubikmetern auf 32 Millionen Kubikmeter- ein Zuwachs um das Sechsfache.

Schadholz machte im vergangenen Jahr mehr als zwei Drittel des gesamten Holzeinschlags in den Wäldern aus, was ebenfalls außergewöhnlich viel war. 2010 lag der Anteil nur bei rund 20 Prozent.

Die schwersten Waldschäden seit 200 Jahren

Nach Angaben des Bundesamts haben die seit zwei Jahren anhaltenden Dürre- und Hitzephasen maßgeblich mit dem Schadholzzuwachs zu tun. "Die heimischen Wälder litten in den vergangenen Jahren unter Trockenheit und Hitzeperioden. Schädlinge wie der Borkenkäfer können sich in bereits geschwächten Bäumen besonders schnell vermehren", so die Erläuterung aus Wiesbaden.

Gefällte Baumstämme liegen vor toten Nadelbäumen
Mehr als zwei Drittel des gesamten Holzeinschlags 2019 war SchadholzBild: picture-alliance/J. Tack

Die Statistik bestätigt Vorhersagen vieler Experten, die vor massiven Waldschäden durch Stürme, die trockenen Jahre 2018 bis 2020 und eine Massenvermehrung von laub- und nadelfressenden Insekten gewarnt hatten. "Wir erleben gerade die schwerwiegendste Waldschaden-Situation seit Beginn der geregelten nachhaltigen Waldbetreuung und Waldbewirtschaftung, das heißt also seit mehr als 200 Jahren", erklärte kürzlich Waldschutz-Professor Michael Müller von der TU Dresden.

Etwa 83 Prozent der zu fällenden Waldbäume entfielen laut Statistischem Bundesamt im vorigen Jahr auf Nadelhölzer wie Fichten, Tannen, Douglasien, Kiefern und Lärchen - insgesamt 56 Millionen Kubikmeter.

Auch die Laubbäume leiden

Die Statistiker in Wiesbaden wiesen darauf hin, dass immer mehr Bäume Trockenstress zeigten. Hängende Blätter seien ein erstes Anzeichen für eine zu geringe Wasserversorgung. Kritisch wird es den Angaben zufolge, wenn die Bäume Blätter, Früchte oder Äste abwerfen und ihre Kronen dadurch lichter werden.

Vertrocknete, braune Blätter eines Kastanienzweigs
Kastanien macht vor allem die Miniermotte zu schaffenBild: picture-alliance/blickwinkel/M. Henning

Laut der Waldzustandserhebung des Bundeslandwirtschaftsministeriums stieg der Anteil von Bäumen mit deutlichen Kronenverlichtungen im vergangenen Jahr auf 36 Prozent (2018: 29 Prozent). Bei 42 Prozent wurde demnach eine schwache Verlichtung der Baumkrone festgestellt. Lediglich 22 Prozent der Bäume zeigten keine Kronenverlichtung. Besonders von Waldschäden betroffen sind nach Angaben des Ministeriums die Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt, Hessen und Thüringen.

cw/uh (afp, dpa, rtr)

Millionen neue Bäume, die der Dürre trotzen