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Schön ist es, auf der Arbeitswelt zu sein

15. April 2010

Schönheit und Erfolg: vielen Studien zufolge gehen die beiden Hand in Hand. Wer attraktiv ist, macht schneller Karriere und verdient sogar mehr. Ein größeres Bewusstsein für die äußere Erscheinung ist die Folge.

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Geschäftsfrau (Foto: picture-alliance / chromorange)
Bild: picture-alliance/chromorange

Für den Berliner Star-Frisör Udo Walz ist die Sache klar: "Schönheit ist auf jeden Fall karriereförderlich. Wenn man gut aussieht, möchten die Leute mit dir kommunizieren". Ob viele Prominente ihren beruflichen Erfolg dem feschen Haarschopf zu verdanken haben, lässt sich natürlich nicht feststellen. Doch viele wissenschaftliche Studien sehen einen Zusammenhang zwischen gutem Aussehen und Karrierechancen. Je schöner der Mensch, desto höher seine Sprosse auf der Karriereleiter.

Vor allem die Amerikaner forschen fleißig zum Thema Schönheit. In den 90er Jahren explodierte die Forschung geradezu. Der Ökonom Daniel Hamermersh von der University of Texas hat sogar festgestellt, dass attraktive Arbeitnehmer mehr verdienen als ihre optisch weniger ansprechenden Kollegen.

Unscheinbarkeitsabzug und Schönheitsprämie

In seiner Untersuchung ließ er die Schönheit von Personen anhand von Fotos bewerten. Anschließend verglich er die Bewertungen mit dem aktuellen Gehalt der Probanden. Die Ergebnisse sind eindeutig: Die als unattraktiv eingestuften Personen verdienten im Schnitt bis zu zehn Prozent weniger als durchschnittlich attraktive Teilnehmer.

Symbolbild Gehaltserhöhung (Foto: bilderbox)
Gutes Aussehen, gutes Geld ...Bild: picture alliance/chromorange

"Unscheinbarkeitsabzug" nennt Hamermersh diesen Abzug leicht beschönigend. Die Attraktiven dagegen verdienen bis zu fünf Prozent mehr als der Durchschnitt. Coiffeur Walz kann über diese "Schönheitsprämie" nur den Kopf schütteln. "Bei mir werden alle gleich bezahlt, unabhängig von ihrem Aussehen oder ihrem Gewicht, nur nach Leistung." Ob da nicht auch mancher Schönling automatisch für leistungsfähiger gehalten wird? "Das hängt ganz vom Chef ab."

Um zu beweisen, dass Schönheit Erfolg bringt und nicht andersherum, verwendete Hamermersh alte Fotos von Hochschulabsolventen, die mittlerweile über eine längere Zeit im Berufsleben standen. Außerdem fand er heraus, dass schöne Menschen sich Berufe suchen, in denen sie ihr Aussehen vorteilhafter einsetzen können, beispielsweise im PR- und Werbebereich.

Aussehen als Karrier-Booster bei Männern

Die zunehmende Bedeutung der äußeren Erscheinung spiegelt sich auch in Befragungen am Arbeitsplatz wider. Die Hamburger Wissenschaftlerin Sonja Bischoff hat in einer Langzeitstudie nach Erfolgsfaktoren für Manager gefragt. Das Aussehen hat dabei in den letzten 20 Jahren immer weiter an Bedeutung gewonnen. Während bei der ersten Erhebung 1986 nur sechs Prozent der Befragten angaben, dass das Aussehen bei der Karriere eine Rolle spiele, waren es 1991 14 Prozent und 1999 schon 20 Prozent. Große Unterschiede zwischen der Einschätzung von Männern und Frauen waren dabei nicht festzustellen. Anders bei der Erhebung in 2003: Dort gaben 32 Prozent der Männer an und 26 Prozent der Frauen, dass sie Aussehen als wichtigen Erfolgsfaktor werten.

Angela Merkels Outfitwandel (Fotos: dpa)
Vorher, nachher: Frau MerkelBild: picture-alliance/dpa

Diesen Trend stellt Herr Walz auch in seinem Salon fest. "Es sind nicht mehr nur Frauen, die sich für ein Vorstellungsgespräch noch einen neuen Look verpassen lassen. Auch die Männer werden immer eitler." Kerngeschäft des Frisuren-Maestro ist aber nach wie vor das weibliche Geschlecht. Für die erfolgreiche Business-Frau empfiehlt er: "Halblange Haare, die tagsüber in einem kleinen Pferdeschwanz und abends zur Party oder zum Cocktail offen und sexy getragen werden können."

Optische Karriereförderung hat Walz auch schon bei den ganz Großen betrieben, zuletzt bei Bundeskanzlerin Angela Merkel. Seit seinem Frisuren-Makeover wird wesentlich weniger Spott über das Haupt der Regierungschefin gegossen. Überbewerten sollte man den Schönheitsfaktor aber nicht, meint Walz. "Wer nichts kann, kann auch keine Karriere machen."

Autor: Jan Bruck

Redaktion: Sabine Oelze