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Schüsse auf UN-Inspektoren

26. August 2013

Gleich bei ihrem ersten Einsatz zur Untersuchung der Vorwürfe über den Einsatz von Chemiewaffen in Syrien geraten die UN-Experten unter Beschuss. Die USA sind davon überzeugt, dass im Land Giftgas eingesetzt wurde.

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Konvoi der UN-Inspekteure (Foto; dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Die UN-Inspektoren in Syrien haben am Montag die Ortschaft Moadhamijat al-Scham im Umland von Damaskus besucht. Das Expertenteam habe dort ein Krankenhaus des Roten Halbmonds aufgesucht und mit Ärzten gesprochen, heißt aus Kreisen der Opposition. Kurz nach dem Besuch sei die Ortschaft mit Artillerie beschossen worden.

Im Internet wurden Videos des Besuchs der Inspekteure in der Ortschaft veröffentlicht, die laut den Rebellen in der vergangenen Woche von den Regierungstruppen mit Chemiewaffen angegriffen wurde. Ihren Angaben nach wurden dabei in Muadamijat al-Schams und verschiedenen Orten der Region Ghuta östlich von Damaskus mehr als 1300 Menschen getötet. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen erklärte, ihre Mitarbeiter hätten 355 Tote mit "neurotoxischen Symptomen" gezählt.

Nach Angaben der Vereinten Nationen ist das Team inzwischen nach Damaskus zurückgekehrt. Die Chemiewaffenexperten würden mindestens noch einen weiteren Tag auf Beweissuche gehen, sagte ein UN-Sprecher in New York. Die Inspekteure hätten bereits am ersten Tag ihres Einsatzes "wertvolle Daten" zu den Giftgas-Vorwürfen gesammelt, hieß es in New York.

Konvoi unter Beschuss

Begonnen hatte der Tag für die Inspekteure denkbar schlecht. Ihr Konvoi geriet nach UN-Angaben genau in dem Moment unter Beschuss, als die Fahrzeugkolonne von der Zone, die die Regierung kontrolliert, in das Gebiet der Rebellen fahren wollte. Heckenschützen hätten mehrfach auf ein Fahrzeug geschossen, das danach ausgetauscht werden musste. Verletzt worden sei aber niemand.

Gibt es eine Option für Syrien?

Während die Rebellen regierungstreue Milizen für den Angriff verantwortlich machten, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Sana, bewaffnete Terrorgruppen hätten die Inspekteure angegriffen. Syriens Präsident Baschar al-Assad hatte am Sonntag den Inspekteuren, die sich im Land aufhalten, die Untersuchung erlaubt.

USA gehen von Giftgaseinsatz aus

Die USA sind nach den Worten von Außenminister John Kerry davon überzeugt, dass in Syrien Giftgas eingesetzt wurde. Dies sei trotz aller Versuche der Regierung in Damaskus, dies zu leugnen, "unbestreitbar", erklärte Kerry in Washington. Er warf dem
Regime von Präsident Baschar al-Assad vor, Beweise zu vertuschen. Die USA und die internationale Gemeinschaft müssten darauf antworten. Präsident Barack Obama werde in Kürze darüber entscheiden. "Was wir in der vergangenen Woche in Syrien gesehen haben, schockiert das Bewusstsein der Welt."

Putin telefonierte mit Cameron

Aus Moskau kommen dagegen weiter skeptische Signale. Der russische Präsident Wladimir Putin telefonierte in der Angelegenheit mit dem britischen Premierminister David Cameron. Nach den Worten eines Sprechers von Downing Street habe Putin in der Unterredung bekräftigt, dass er keine Beweise für einen Angriff mit chemischen Waffen habe und auch keine Belege dafür, wer dafür verantwortlich sei.

US-Medien hatten zuvor berichtet, dass ein westlicher Militäreinsatz in syrien nicht mehr auszuschließen sei. Cameron bricht wegen der Krise in Syrien seinen Urlaub ab und kehrt an diesem Dienstag nach London zurück. Er soll eine Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates leiten. Frankreichs Außenminister Laurent Fabius sagte, über eine Reaktion des Westens "wird in den kommenden Tagen entschieden". Die Türkei erklärte sich zur Teilnahme an einem Militärbündnis bereit. Wenn es im Sicherheitsrat keine Entscheidung gebe, kämen Alternativen auf den Tisch, sagte Außenminister Ahmet Davutoglu nach Berichten türkischer Medien.

gmf/ml/se (afp, dpa, epd, rtr)